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Harmen Hendriksma hat einen neuen Ansatz entwickelt, um Bienen im Labor zu züchten. Foto: Gunnar Bartsch
13.04.2011
Forschung & Technik

Bienenzucht im Labor – ein Meilenstein für die Bienenforschung

Bienenvölker sind sehr individuell – Bienenaufzucht im Labor soll einheitliche und wissenschaftlich vergleichbare Standards schaffen

Eine neue Methode, mit der sich Bienen im Labor züchten lassen, soll der Bienenforschung neue Erkenntnisse liefern. Unter Laborbedingungen können Wissenschaftler herausfinden und nachweisen, welche Faktoren zu Wohl oder Wehe der Bienenvölker beitragen. Ausgangspunkt für die Neuentwicklung war die Datenlage bei der Erforschung der als „mysteriöses“ Bienensterben bezeichneten Völkerverluste in USA: Zu viele verschiedene Einflussfaktoren und zu wenig vergleichbare Daten erschwerten eine Bewertung. Die Laborforschung soll Licht ins Dunkel bringen.

Mit den in Deutschland zu Medienpräsenz gekommenen Winterverlusten befasste sich das Deutsche Bienen Monitoring – mit für Experten wenig überraschenden Ergebnissen: Die bedeutendste der zahlreichen Ursachen für das Bienensterben ist die Varroa-Milbe. Ein Zusammenhang mit der sachgerechten Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ließ sich nicht feststellen.

Wenn Wissenschaftler bislang Bienen im Labor züchten wollten, benötigten sie zuallererst eine ruhige Hand und viel Feingefühl. Mit Federn, Nadeln oder Pinzetten angelten sie die Bienenlarven aus den Waben im Bienenstock – was nicht ganz einfach ist, da der Bienennachwuchs im frühen Larvenstadium gerade mal einen Millimeter groß und für das bloße Auge kaum erkennbar ist. Viele dieser Larven überlebten den unsanften Ortswechsel nicht oder wurden in ihrer Entwicklung gestört. 

Harmen Hendriksma, Doktorand am Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der Universität Würzburg fand eine neue Methode. Diese bedient sich künstlicher Waben aus Plastik, an deren Enden sich abnehmbare Böden befinden, die wie kleine Näpfe geformt sind. In diese legt die Königin ihre Eier. Die Näpfe können samt Inhalt ins Labor getragen werden. Innerhalb von 90 Minuten lassen sich auf diese Weise mehr als 1 000 Larven sammeln. 97 Prozent von ihnen überleben den Transport und entwickeln sich im Labor ganz normal bis ins Larvenstadium kurz vor der Verpuppung.

Hendriksma hält die erfolgreiche Aufzucht von Bienen im Labor für den Schlüssel auf der Suche nach den Auslösern für das plötzliche Sterben von Bienenvölkern. Nur im Labor sei es möglich, unter kontrollierten Bedingungen zu untersuchen, wie sich bestimmte Faktoren auf die Entwicklung der Bienen auswirken. Mit dieser Technik könnten endlich auch Wissenschaftler an unterschiedlichen Standorten unter identischen Bedingungen arbeiten und ihre Ergebnisse untereinander vergleichen.



Konventionelle Forschungswege beschritt das Deutsche Bienen Monitoring

im „Bieneneinwanderungsland“ Deutschland mit seinem bunten Rassenmix. Für die Imkerei ist nur die "Westliche Honigbiene" (Apis mellifera) tätig. Als Bestäuber für Nutzpflanzen und Honiglieferant hat das domestizierte Wildtier wirtschaftliche Bedeutung erlangt. Die Schäden, die durch fehlende Insektenbestäubung entstehen würden, schätzen deutsche und französische Experten auf 190 bis 310 Milliarden Euro. Bienen, ob wild oder „zahm“ tragen aber auch zur Erhaltung der Artenvielfalt bei, denn sie bestäuben Wildpflanzen, von deren Früchten sich wiederum Wildtiere ernähren. Umso aufgeschreckter reagierten die menschlichen Nutznießer des sprichwörtlichen Bienenfleißes auf Berichte, nach denen die zurückliegenden Winter nicht nur in Deutschland große Opfer unter den Bienenvölkern gefordert hätten. 

Wer oder was verursacht das Völkersterben?

Obwohl die Ursachen für den plötzlichen Tod ganzer Bienenvölker anfangs unklar waren, gerieten Pflanzenschutzmittel schnell in Verdacht, maßgeblich schuldig am „mysteriösen“ Bienensterben zu sein. Also wurde eine empirische Langzeitstudie über die hohen Winterverluste bei Honigbienenvölkern initiiert, an der sich eine Vielzahl anerkannter Wissenschaftler, Verbände und Vertreter aus der Landwirtschaft beteiligten. Die Ergebnisse dieses Deutschen Bienen-Monitoring-Projekts bestätigten, was Experten seit langem annehmen. Nicht nur die eine Ursache, sondern eine Vielzahl von Faktoren macht den Honigsammlern das Leben schwer. Große Gefahr geht von der Varroa-Milbe aus, die den Imkern schon seit vielen Jahren Kopfzerbrechen bereitet. Daneben scheinen aber auch das "Verkrüppelte Flügel Virus" (DBV) sowie das Akute Bienen Paralysevirus (ABPV) den Gesundheitsstatus der Bienenvölker zu gefährden. Auch eine zu alte Königin kann das Risiko für ein Bienenvolk erhöhen, den Winter nicht zu überleben.

Der vollständige deutsche Text des DeBiMo kann auf folgender Seite eingesehen werden: http://www.innovation-naturhaushalt.de.

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