Kohlweißlings-Raupen fressen sich durch Kohlpflanzen
Global erfolgreich – dank chemischer Substanzen
Die Zeit der weißen Schmetterlinge des Kleinen Kohlweißlings (Pieris rapae) mit den schwarzen Punkten auf den Flügeln – bei den weiblichen Tieren sind es zwei, bei den männlichen ist es einer – beginnt im April. Der Tagfalter kommt in Deutschland besonders häufig vor, ist aber auch in Asien sehr verbreitetet. Seit dem 19. Jahrhundert wird er in Nordamerika, Australien und auf den Karibik- und Pazifik-Inseln ebenfalls beobachtet. Amerikanische Wissenschaftler der Cornell University glauben das Geheimnis für den weltweiten Siegeszug gelüftet zu haben: Mit winzigen Tröpfchen an den Spitzen der feinen Härchen der grünen Raupen mit der gelben Seitenzeichnung, können sie offenbar erfolgreich andere, auch feindliche Insekten abwehren. Hauptbestandteil der Tröpfchen-Substanzen sind Abkömmlinge der Linolensäure, einer dreifach ungesättigten Fettsäure. Die gelblich-grünen, schwarz gefleckten Raupen des Großen Kohlweißlings (Pieris brassicae) wehren sich übrigens auch mit chemischen Substanzen, die auf Schwefelverbindungen basieren. Sie stammen von den Futterpflanzen der Raupen. Sie verbreiten außerdem einen derart üblen Geruch, dass ihnen manch unliebsame Begegnung erspart bleiben dürfte.
Pinkfarbene Fraßspur
Die Schmetterlinge des Kleinen Kohlweißlings befreien sich im Frühjahr aus ihren graugrünen Puppen, die an verschiedensten Gemäuern oder an Zäunen befestigt sind und begeben sich auf Partnersuche. Sie steuern bevorzugt gelbe und blaue Blüten an und laben sich an ihrem Nektar. Ist der Reifungsfraß abgeschlossen, ist es der Senföl-Duft der Kohlpflanzen, der die Schmetterlinge anlockt. Das Grün der Blätter ermuntert die Weibchen zur Eiablage, die durch den Kontakt mit den Senfölglukosiden in den Blättern ausgelöst wird. Die Eier werden einzeln oder in Gruppen vor allem an den Blattunterseiten der späteren Futterpflanzen der Raupen, abgelegt, bevorzugt an lückig stehenden Pflanzen an sonnigen Standorten mit geringer Luftfeuchtigkeit. Und wo die erwachsenen Raupen fressen, hinterlassen sie eine pinkfarbene Spur. Auch Pflanzen, die nicht zu den Kohlgewächsen gehören, wie die Kapuzinerkresse, enthalten Senfölglukoside und können von den Raupen heimgesucht werden. Für eine Bekämpfung der Schädlinge gibt es auch für Haus und Kleingarten zugelassene Pflanzenschutzmittel und Bakterien-Präparate mit dem Wirkstoff Bacillus thuringiensis.
Eine Weißlings-Invasion schreibt Justizgeschichte
In manchen Sommern werden weite Kohlweißlings-Flüge in großen Schwärmen beobachtet. Einer ging 1989 in die Justizgeschichte der bayerischen Stadt Coburg ein. Das Landgericht machte einen Landwirt für die Invasion des Kohlweißlings in ein Wohnhaus verantwortlich, das in der Nähe eines Rapsfeldes lag. Der Landwirt habe es versäumt, so hieß es, den Schädling zu bekämpfen und musste für die aufwändige Reinigung des ganzen Hauses von einer Flut von Kohlweißlingsraupen aufkommen. Ein Wissenschaftler erklärte die Invasion damals damit, dass die Tiere zu ihrer Verpuppung etwas Senkrechtes gesucht haben.