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An ihrer weißen Wachswolle erkennt man sie - die Blutlaus an einem Apfelbaum. Quelle: Thomas Riehl, Obstbauseite Mainfranken
21.02.2005
Haus & Garten

Gefährliche Blutlaus

In allen Apfelanbaugebieten zu finden – bevorzugt an verletzten Rindenstücken und jungen Trieben der Bäume

Wer Apfelbäume sein eigen nennt, kennt das Schadbild: Weiße, watteartige Beläge an Trieben, Rinde und Schnittstellen. Unter den Wachsausscheidungen verbergen sich ganze Kolonien bräunlicher Läuse. Zerdrückt man die etwa 2 Millimeter großen Insekten, tritt eine blutrote Körperflüssigkeit aus, die ihnen den Namen Blutlaus Eriosoma lanigerum einbrachte. Ursprünglich stammt dieser Schädling aus Nordamerika. Ende des 18. Jahrhunderts wurde er zu uns eingeschleppt. Heute findet man ihn praktisch in allen Apfelanbaugebieten.

Schäden bis zum Totalverlust

ie Blutlaus befällt alle Apfelsorten, bevorzugt aber typische Gartensorten wie Goldparmene, Weißer Klarapfel, Gloster, Landsberger und Cox Orange.
Die Läuse siedeln sich vorzugsweise an verletzten Rindenstücken, jungen Trieben, aber auch an den Früchten an und saugen dort den Pflanzensaft. Ihr Speichel lässt das Rindengewebe wuchern und es entsteht der so genannte Blutlauskrebs. Die Wucherungen dienen pilzlichen Krankheitserregern wie zum Beispiel dem Rotpustelpilz Nectria cinnabarina als Eintrittspforten. Bei starkem Befall verkümmern Triebe und Früchte, die Bäume werden frostempfindlicher und können absterben. Alte Bäume leiden besonders stark unter den Insekten. Aus diesem Grund bleibt den Obstbauern bei alten Apfelanlagen oft kein anderer Ausweg, als die Bäume abzuholzen.

Kälte erprobter Schädling

Blutläusen ist nicht leicht beizukommen. Frostige Temperaturen bis zu –20° Celsius überstehen die adulten Läuse im Wurzelbereich. Bei milden Wintern wie dem diesjährigen können die Schädlinge sogar in den Kronen überleben. In Bio-Obstanlagen, in denen keine chemischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen, ist die Bekämpfung oft nur mit mühsamer Handarbeit möglich:
Die Läuse werden abgebürstet oder mit Wasser abgespült. Biologische Mittel sind kaum wirksam. Die erlaubte Kupferspritzung schadet der Blutlauszehrwespe, einem wichtigen Nützling und Gegenspieler der Blutlaus.

Bekämpfung im gewerblichen Anbau

Im konventionellen Anbau kann die Blutlaus zurzeit mit den Wirkstoffen Thiacloprid und Imidacloprid bekämpft werden. Da sich die Läuse unter ihrer Wachsschicht und in feinen Rindenrissen verstecken, ist es allerdings schwierig, sie mit der Pflanzenschutzspritze auch tatsächlich zu treffen. Deshalb wird die Spritzpistole eingesetzt, um mit Druck die Spritzflüssigkeit (Insektizide) in die Ritzen zu pressen.

Im Integrierten Apfelanbau werden chemische Spritzmittel gegen Blutläuse eingesetzt, wenn mehr als 20 Prozent aller Bäume befallen sind. Dann ist allerdings Eile geboten: Der Schädling vermehrt sich explosionsartig. Bis zu 12 Generationen können sich pro Jahr entwickeln – jede Laus gebiert bis zu 130 Larven. Im Sommer entwickeln sich zudem geflügelte Generationen, die auch entfernte Bäume befallen. Bei neuen Anlagen wird vorgebeugt, indem möglichst resistente Sorten angepflanzt werden. Wichtiger Helfer bei der Bekämpfung sind Nützlinge wie zum Beispiel die Blutlauszehrwespe. Dieses 1 Millimeter kleine Insekt legt sein Ei in die Laus und die daraus schlüpfende Larve ernährt sich von ihr. Parasitierte Läuse verfärben sich schwarz. Wenn die ausgewachsenen Wespen geschlüpft sind, kann man das Schlupfloch mit der Lupe erkennen.

Vorsicht auch im eigenen Garten

Auch der Hobbygarten bleibt nicht von Blutläusen verschont. Hier hat der Schutz der Nützlinge oberste Priorität. Neben der Blutlauszehrwespe Aphelinus mali zählen Marienkäfer, Ohrwürmer, Larven der Schwebfliegen und Florfliegen zu den natürlichen Feinden. Leimringe am unteren Stamm verhindern, dass im Boden überwinternde Läuse im Frühjahr wieder in die Kronen wandern. Ganz wichtig ist es auch, stark befallene Triebe abzuschneiden. Oft halten sich in den Rindenwucherungen Läuse auf, die sich im Frühjahr wieder stark vermehren.