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Der immergrüne Arganbaum wird 10 bis 12 Meter hoch und ist bestens an einen heißen Standort angepasst. Foto: istock
01.02.2018
Schule & Wissen

Arganöl: Der Arganbaum liefert das flüssige Gold Marokkos

Der Methusalem wächst heute nur im UNESCO-Biosphärenreservat

Marokko ist das einzige Land weltweit, in dem Arganöl produziert wird. Das Öl wird aus den Früchten des Arganbaums gewonnen. Der Baum, mit dem botanischen Namen Argania spinosa und dem deutschen Namen Arganie, auch als „Eisenholzbaum“ bezeichnet, gehört zu den ältesten Bäumen unserer Erde. Es wird vermutet, dass der Baum schon vor etwa 65 Millionen Jahren (einige Literaturangaben gehen von 80 Millionen Jahren aus) im Mittelmeerraum, in Nordafrika und Südeuropa verbreitet war. Heute ist das natürliche Vorkommen auf ein Gebiet im Südwesten Marokkos begrenzt. Das Gebiet ist 1998 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt worden.

Die immergrüne Arganie wird 10 bis 12 Meter hoch und ist weit ausladend mit einem Kronendurchmesser von etwa 15 Metern und einem Umfang von 70 Metern. Das anspruchslose Gehölz ist an den Wüstenstandort angepasst, verträgt sogar Temperaturen über 50 Grad Celsius und kann längere Trockenperioden überstehen. Dann werden allerdings die Blätter abgeworfen. Arganien werden allgemein etwa 200 Jahre alt, wobei auch bis zu 400 Jahre alte Bäume gefunden wurden.

Bereits nach fünf Jahren erscheinen in den Blattachseln die ersten gelblichen Blüten, aus denen sich dann die gelben, pflaumenähnlichen Steinfrüchte entwickeln. Für das Ausreifen brauchen sie etwa ein Jahr. In feuchten Jahren sind alle Reifestadien an einem einzigen Baum zu finden. In Trockenzeiten werden keine Früchte ausgebildet. Der Hauptertrag wird von 50- bis 60-jährigen Bäumen erzielt. Dann ist pro Baum mit einem Ertrag von 30 Kilogramm Früchten zu rechnen, das entspricht etwa 21 Kilogramm Argannüssen aus denen etwa 2,3 Kilogramm Argankerne gewonnen werden, die schließlich nur etwa 1 Liter reines Arganöl ergeben.

Da die Arganbäume stark stachlig sind, muss man warten, bis die reifen Früchte zwischen Juli und September zu Boden fallen. Ein Schütteln, wie bei Oliven üblich, ist hier nicht erlaubt. Das Sammeln der Früchte und die Weiterverarbeitung werden von den Berberfrauen vorgenommen, die sich in Kooperativen zusammengeschlossen haben. Verbreitet ist die traditionelle Handpressung. Dazu wird das Fruchtfleisch von der Nuss entfernt. Die Nüsse werden mit einem Stein zerschlagen. Die Schale ist um ein mehrfaches härter als die einer Haselnuss. Das Innere, die Kerne (Mandeln), werden zunächst mehrere Wochen in der Sonne getrocknet. Je nach Verwendungszweck werden sie geröstet oder ungeröstet weiterverarbeitet. Dazu werden sie mit einer Steinmühle gemahlen, der entstandene Brei mit Wasser vermischt und geknetet, wodurch sich das Öl herauslöst. Dieses wird dann abgegossen. Nachdem sich die Schwebstoffe abgesetzt haben, wird das Öl bis zu drei Mal gefiltert. Diese Handarbeit ist sehr zeitaufwändig. Bei einer anderen Methode werden die Mandeln maschinell gemahlen.

Arganöl wird seit Jahrhunderten von den Berberstämmen produziert. Es wird sowohl in der Kosmetik für Haut und Haare als auch als Speiseöl in der Küche verwendet. Aufgrund seines neutralen (von ungerösteten Kernen) oder nussigen Geschmacks (von gerösteten Kernen) eignet es sich vielfältig für Salate, Vorspeisen, Dressings und zum Würzen von Fleisch- und Fischgerichten. Damit das Argan-Speiseöl nicht verdirbt, soll es dunkel, trocken und bei Temperaturen zwischen 10 und 19 Grad Celsius gelagert werden. Das Öl wird liebevoll als das „weiße“ oder „flüssige Gold Marokkos“ bezeichnet. Es besteht zu 80 Prozent aus ungesättigten Fettsäuren und verfügt über einen hohen Anteil natürlicher Antioxydantien sowie wertvoller Phytosterole. Es wird gesagt, dass der Vitamin E-Anteil doppelt so hoch wie im Olivenöl ist. Weitere Hinweise rund um das Arganöl und dessen Produkte gibt es im Internet unter www.arganoel-zauber.de.

Der Arganbaum liefert nicht nur Früchte, aus denen das Öl gewonnen wird. Das Fruchtfleisch und die Öl-Pressrückstände sind ein wertvolles Viehfutter. Sein hartes Holz ist ein vorzügliches Bau- und Brennmaterial. Die sehr spitzen, harten Dornen halten die meisten Fressfeinde ab. Kamele und Ziegen stören sich aber nicht daran. Nicht selten klettern die Ziegen sogar in die Kronen der Bäume.

Der Arganbaum kann bei uns als langsam wachsende Kübelpflanze kultiviert werden. Er ist im Wintergarten und im Sommer auf der Terrasse im Freien gut zu halten. Gestalterisch passt er gut zu Oliven oder anderen mediterranen Kübelpflanzen. Allerdings ist er noch nicht über allgemein handelsübliche Quellen zu beziehen, wird aber zum Beispiel im Internet angeboten. Man kann ihn sich auch selbst aus Samen oder Stecklingen ziehen, die vielleicht ein Andenken an eine Marokko-Reise sein können.

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