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Ab September trägt die Hundsrose die roten Hagebutten, die botanisch gesehen Sammelnussfrüchte sind. Sie enthalten viel Vitamin C. Foto: adpic
28.09.2017
Haus & Garten

"Ein Männlein steht im Walde"

Rote Hagebutten an der wilden Hundsrose

Wer bei Hundsrose an eine schöne Blume für Hunde denkt, liegt falsch. Die Hundsrose, die oft auch Hainrose, Hagrose oder Heckenrose (Hag = Hecke) genannt wird, ist nur „hundsgemein“, also überall wachsend. Vielen ist sie aber auch als Hagebutte bekannt, da die eigentliche Pflanze landläufig ihrer (Schein)Frucht nach so genannt wird.

In dem alten volkstümlichen Kinderlied „Ein Männlein steht im Walde“ von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben aus dem Jahr 1843 wird die Hagebutte besungen. Hagebutte – so wird die Hundsrose Rosa canina im Volksmund oft genannt. Ähnlich sieht die Heckenrose Rosa corymbifera aus, mit der sie manchmal verwechselt wird. Die Hundsrose kommt in ganz Europa, außer in Finnland und Island, in Russland bis zum Ural, im Nordwesten Afrikas und in Vorderasien vor. In Nordamerika wurde die Hundsrose als Neophyt von den Menschen eingeschleppt. Südlich des Äquators ist die Wildrose nicht verbreitet.

Am Waldesrand, in Heckgehölzen und im Garten zuhause

Die Hundsrose wächst als üppige, breite Hecke in der Natur bis zu 3 Meter hoch. Häufig ist sie in Gesellschaft mit Schwarzdorn (Schlehe). Sie vermehrt sich vegetativ durch Wurzelsprosse, unterirdische Ausläufer oder am Boden liegende, sich verwurzelnde Zweige, die „Bodenabsenker“. Ähnlich wie auch die Brombeere ist die Hundsrose ein Spreizklimmer, braucht also zum Hochklettern andere Pflanzen oder Rankgerüste. Am liebsten sind ihr sonnige Standorte mit einem tiefgründigen Boden, doch kommt die Hundsrose mit vielen Standorten zurecht. So wächst sie an Waldsäumen und Heckgehölzen genauso wie an Wegrändern oder auf Strandwällen, im Tiefland und im Gebirge – ein echtes Pioniergehölz eben. Zusammen mit Eibe, Sanddorn oder Vogelbeere bietet die Hagebutte vielen heimischen Vögeln Nistmöglichkeiten und Nahrung bis tief in den Winter hinein. Auch im Hausgarten macht sich die Hundsrose gut als dekorative Hecke und bereichert ihn mit schönem Rosenduft. Gerade Hänge und Wälle können gut mit Hundsrosen bepflanzt werden, sie befestigen dort den Boden und sind eine prima Grenzhecke. Die wehrhafte und winterharte Wildrose ist anspruchslos und geradezu unverwüstlich, da sie auch starken Rückschnitt verträgt. Sie dient auch als Rosenunterlage bei der Veredelung von Rosensorten in den Baumschulen und Gärtnereien. Wie jede Rose hat auch die Hundsrose keine Dornen, sondern Stacheln.

Rosengallwespe erzeugt Gallen

Manchmal wird die Hundsrose durch die Rosengallwespe geschädigt. Diese legt ihre Eier in die Knospen oder an die Mittelrippen der Fiederblättchen. Die entstehenden holzigen Gewebewucherungen werden Rosenäpfel oder Schlafäpfel genannt. Sie beherbergen die Larven der Wespe. Aus den moosartigen Gallen schlüpfen dann die erwachsenen Gallwespen. Auch Gartenlaubkäfer oder der goldglänzende Rosenkäfer machen sich gern an den Blüten zu schaffen. Steht die Hundsrose im Garten unter einem Vordach, unter dem es feucht ist, kann es schon mal zu einem Befall mit Mehltau kommen. Auch Rostpilze werden ab und zu beobachtet, doch ansonsten ist die Pflanze relativ unempfindlich gegen Krankheiten und Schädlinge.

Hagebuttenmark und Hagebuttentee

Die Hundsrose blüht in den Monaten Juni und Juli mit weißen, hellrosa bis kräftig rosafarbenen Blüten, allerdings nur wenige Tage. Die Blüten sind im Gegensatz zu den Edelrosen im Garten nicht gefüllt. Ab September trägt sie die namensgebenden roten Hagebutten, die botanisch gesehen Sammelnussfrüchte sind. Die herb schmeckenden Hagebutten enthalten einen hohen Anteil des roten Pflanzenfarbstoffs Lycopin, einem Antioxidationsmittel, sowie viel Vitamin C. Verarbeitet werden Hagebutten zum Beispiel zu Konfitüre. Bekannt sind das traditionell „kalt“ hergestellte schwäbische Hägenmark oder die fränkischen Krapfen mit Hagebuttenmark. In vielen Haushalten steht auch der Hagebuttentee bei den Früchtetees an erster Stelle. Dieser enthält allerdings häufig noch Hibiskus und Malve, weil die Hagebutte allein den Tee nicht so kräftig rot färbt, wie wir uns das wünschen. Früher kannten Kinder noch eine weitere Verwendungsweise für Hagebutten: als Juckpulver. Die feinen Härchen der im Inneren der Hagebutte enthaltenen Nüsschen haben nämlich kleine Widerhaken, was die Haut bei Kontakt mit heftigem Juckreiz quittiert.

Langjährig und robust

Hundsrosen können sehr alt werden. Berühmt ist etwa der 10 Meter hohe „Tausendjährige Rosenstock in Hildesheim“ am Chor des Hildesheimer Mariendoms, der auf etwa 700 Jahre geschätzt wird. Der Sage nach soll am Rastplatz von Kaiser Ludwig dem Frommen im Jahr 815 im Schnee ein Rosenstrauch gewachsen sein. Das „Rosenwunder“ wiederholte sich 1945, als der Rosenstock bei einem Bombenangriff verbrannte und verschüttet wurde und nach acht Wochen wieder ausschlug. Doch auch wenn die Hundsrose im Garten kein so hohes Alter erreicht, ein wertvoller Bienen-, Insekten- und Vogelstrauch ist sie allemal.

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