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Der Anbau einer neuen gv-veränderten Kartoffelsorte wurde in den USA genehmigt. Foto: Fotolia
12.02.2015
Forschung & Technik

Neue gv-Kartoffel in den USA zugelassen

Die Knolle bietet viele Vorteile, trifft aber auch auf viele Vorurteile

Die US-Behörden genehmigten im November 2014 den Anbau einer neuen gentechnisch veränderten (gv) Kartoffel, die ein führender US-Agrarhändler entwickelt hat. Das Besondere an der neuen Kartoffel: Sie soll beim Frittieren weniger Acrylamid entwickeln. Für eine weitere gv-Kartoffel, die unter anderem gegen Kraut- und Knollenfäule resistent ist, schlossen die Behörden die Vorprüfungen ab. Bei den angewendeten Verfahren haben die Wissenschaftler keine Gene anderer Pflanzenarten oder Organismen in die Kartoffeln übertragen, sondern ausschließlich Genmaterial aus dem Kartoffel-Genom verwendet.

Neues Verfahren reduziert die Bildung von Acrylamid aus den Knollen

Knusprig und gold-braun – so schmecken Pommes frites am besten. Beim Frittieren von Kartoffeln entsteht natürlicherweise Acrylamid. Je brauner die Fritten desto mehr. Dieser Stoff wurde 2002 erstmals in Kartoffelchips und Pommes nachgewiesen. Er steht im Verdacht, Erbgut verändernd und krebserzeugend zu sein. Da die Wirkung auf den Menschen noch nicht abschließend geklärt ist, gilt ein Minimierungsgebot.

Pommes frites und Kartoffelchips gehören zu den am stärksten belasteten Lebensmitteln. Vorsichtshalber hat ein führender amerikanischer Agrarhändler aus Idaho, der große Fast Food-Ketten mit Kartoffeln beliefert, nun eine Kartoffel entwickelt, die weniger Acrylamid produziert. Den Wissenschaftlern des Unternehmens gelang es, bestimmte Enzyme „abzuschalten“ und dadurch Stoffwechselvorgänge in den Knollen zu unterdrücken. Dadurch bildet die neue Kartoffel weniger von der Aminosäure Asparagin und von bestimmten Zuckern, die Ausgangsstoffe für die Bildung von Acrylamid sind. Mit dem gleichen Verfahren wird in der Kartoffel auch die Bildung eines anderen Stoffes unterdrückt, der während Lagerung und Transport zu grau-braunen Druckstellen auf den Knollen – der sogenannten Schwarzfleckigkeit – führt.

Zwischen 2009 und 2011 hat das Unternehmen in elf US-Bundesstaaten über zwanzig Feldversuche durchgeführt und dabei nach eigenen Angaben keine wesentlichen Unterschiede zu unveränderten Kartoffelsorten feststellen können. Ab dem Frühjahr 2015 soll die Kartoffel unter dem Namen „Innate“ in Testmärkten verkauft werden. Noch fehlt der abschließende Bericht der Food and Drug Administration (FDA), der US-Behörde für Lebensmittelüberwachung und Arzneimittelzulassung. Doch das Unternehmen ist zuversichtlich, dass keine Zweifel an der gesundheitlichen Unbedenklichkeit der neuen Kartoffel zu erwarten sind.

Mit Gentechnik die Kraut- und Knollenfäule bekämpfen

Das Unternehmen hat noch eine zweite gv-Kartoffel entwickelt. Diese ist mit einem Resistenzgen gegen die Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans) ausgestattet. Dieser Erreger wird von vielen Experten als die wichtigste Kartoffelkrankheit bezeichnet und führt weltweit jedes Jahr zu erheblichen Ernteausfällen von bis zu zwanzig Prozent. Bisher war der Krankheit nur mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (Fungiziden) und im Ökolandbau mit Kupferpräparaten beizukommen. Anbauer erhoffen sich Entlastung durch resistente Sorten. Auch Wissenschaftler der Universität Wageningen in den Niederlanden können Erfolge in der Entwicklung resistenter Kartoffeln vorweisen.

Die Vorprüfungen der Behörden zu der amerikanischen Entwicklung waren im Herbst 2014 abgeschlossen. Zu dem großen Vorteil der Krautfäuleresistenz kommt, dass die Neigung zu Schwarzfleckigkeit – so heißt die Braunfärbung nach dem Schälen – und zu Acrylamidbildung vermindert ist.

Vorurteile gefährden den Erfolg der verbesserten Kartoffelsorten

Die neuen gv-Kartoffeln bringen nicht nur den Landwirten, sondern auch den Verbrauchern Vorteile. Doch so positiv die neuen Entwicklungen beurteilt werden, es bleibt unsicher, ob sie sich erfolgreich vermarkten lassen. Auch in den USA wächst das Misstrauen gegenüber „Genfood“. Es ist keinesfalls sicher, dass die großen Kartoffelabnehmer auch tatsächlich „anbeißen“ und die neuen Sorten kaufen. Bereits Ende der 90er Jahre wurden gv-Kartoffeln angebaut. Doch nach nur fünf Jahren kehrte man zu konventionellen Sorten zurück, da gerade große Ketten wie McDonalds keine gv-Lebensmittel kaufen wollten. Es bleibt somit abzuwarten, ob und wie die neuen Kartoffelzüchtungen ankommen.

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