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Die Novemberbirne trumpft mit ihrer Größe auf. Foto: F. Höhne, Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern
27.11.2014
Umwelt & Verbraucher

Die Novemberbirne beeindruckt durch Größe, Schönheit und Geschmack

Die neue Birnensorte ist tolerant gegenüber Feuerbrand und lagerfähig

Deutschland ist kein Birnenland, hier regiert der Apfel. Umso bemerkenswerter ist ein fruchtiger Neuling, der den Birnensorten Alexander Lucas, Conference und Williams Christ Konkurrenz macht. Er punktet durch hohe Ernten, ansprechende Optik, Toleranz gegenüber Feuerbrand, gute Lagerfähigkeit sowie besonders stattliche Formate.

Um sich im Erwerbsobstbau sowie im Privatgarten gegenüber den genannten drei Platzhirschen behaupten zu können, muss eine neue Birnensorte einige Qualitäten mitbringen. Die gelbgrüne Novemberbirne, auch Nojabrskaja, Xenia oder Novembra genannt, schafft das. Besonders auffallend: das durchschnittliche Fruchtgewicht von 300 Gramm. Die Kreuzung gelang 1962 aus den Sorten Triomphe de Vienne und Decana N. Krier in Moldawien.

Viele positive Eigenschaften der prallen Frucht

„Von dem gerade abgeschlossenen Bundessortenversuch geht die Novemberbirne eindeutig als die Birne hervor, die die meisten positiven Eigenschaften vereint“, referiert Dr. Franz Rueß. Der Obstbauberater im Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee, Bavendorf, rühmt den Neuling wegen seiner hohen  und alljährlich sicheren Erträge und der Hitzetoleranz. Die Novemberbirne kann nach seiner Analyse „sowohl die Liebhaber knackiger als auch schmelzender Birnen für sich gewinnen“.

Der Berater geht weiter ins Detail. Die Novemberbirne ist ab Mitte Oktober reif, kann bis Mai gelagert werden und hält sich nach seinem Urteil mit zehn Tagen sehr gut außerhalb des Lagers, Verkaufsregal. Den Obstbauern und den privaten Gartenbesitzer werden neben der Fruchtgröße vor allem andere Eigenschaften beeindrucken: unproblematischer Wuchs und Feuerbrandtoleranz. Das ist erstaunlich angesichts der langen und frühen Blühzeit, die ein Frostrisiko für die Blüten mit sich bringt. Dafür ist die große Birne allerdings anfällig für eine andere Blüteninfektion, den Bakterienbrand (Pseudomonas), gibt Franz Rueß zu bedenken und mahnt zur Aufmerksamkeit.

Der Obstmarkt reagiert

Wie stets ins solchen Fällen, reagiert der Markt sofort auf diesen Züchtungstreffer. Die Häberli Fruchtpflanzen AG im schweizerischen Neukirch-Egnach lobt die nicht hoch wachsenden Novemberbirnen-Bäume als „bestens geeignet für Hausgärten“. Mit zwei Jahren kann man die Bäumchen pflanzen. Sie brauchen wenig Schnitt und tragen praktisch auf Anhieb viele extragroße, leckere Früchte. Manch einen mag das birnen-untypische Fruchtgewicht von bis zu 500 Gramm bei Jungbäumen schrecken, doch mit den Jahren pendelt sich das auf etwa 300 Gramm ein.

„Im Kübel nicht übel“ für Privatgärten und Terrasse

Die Novemberbirne bildet sehr viele Blüten und trägt sogar am einjährigen Holz. Deshalb empfiehlt die Beratung, die einjährigen Triebe anzuschneiden und nicht hinunter zu binden. Für das Herabhängen der Zweige sorgt allein das Birnengewicht. „Die Novemberbirne wird künftig eine bedeutende Sorte“, ist sich die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim in einer Veröffentlichung sicher. Weil wie bei Ziergehölzen auch beim Obst neuerdings das Motto „Im Kübel nicht übel“, gilt, kommen als Standort neben privaten Gärten jetzt auch Balkon und Terrasse in Frage. Wenn einmal 500 Gramm wiegende Großbirnen an den Zweigen reifen, macht das nicht nur beim Nachbarn großen Eindruck. Man sollte die Pflanzgefäße allerdings sorgsam platzieren und die Früchte rechtzeitig ernten, damit sie nicht vom Balkon fallen.

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