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Die Trendbeere mit den vielen Namen schmeckt fruchtig-pikant. Enthält sie aber wirklich so viele Mineralien und Vitamine wie ihr nachgesagt werden? Foto: shutterstock
21.07.2014
Haus & Garten

Goji-Beeren – leuchtend rot und stark gefragt

Ein Trendgewächs sucht Investoren mit großen Flächen und Pioniergeist

Die Familie der Nachtschattengewächse hat in den Gärten und im professionellen Anbau Zuwachs erhalten. Die robuste Pflanze aus Asien lässt sich hierzulande unkompliziert anbauen. Die Goji-Gallmilbe, ein Schädling, der mit der Beere eingewandert ist, stellt den Pflanzenschutz vor wachsende Herausforderungen. Und neuerdings ist die Kirschessigfliege auf den Goji-Geschmack gekommen. Am meisten punktet die trendige Beere mit ihrer angeblich stark gesundheitsfördernden Wirkung. Was ist da dran?

Der Goji-Strauch hat viele deutsche Namen. Lycium barbarum kann im Deutschen Gemeiner Bocksdorn, Gemeiner Teufelszwirn sowie Chinesische Wolfsbeere heißen. Im Land der Mitte, wo die Zierpflanze zugleich fester Bestandteil der Küche und der traditionellen Medizin ist, lautet der Name Ninxia gouqi. Der sommergrüne Strauch wird zwei bis vier Meter hoch und bildet lange stachelige Ruten, die bogenartig herabhängen. Die lanzettförmigen graugrünen Blätter sitzen einzeln oder gegenständig am Ast. Die leuchtend roten oder orange-gelben eiförmigen Früchte reifen von August bis Oktober. Zuverlässige Angaben über die Erntemengen im Erwerbsanbau gibt es (noch) nicht, aber Hobbygärtner berichten, dass sie bis zu zehn Kilogramm vom Busch holen.

Mineralien und Vitamine in Mengen – Goji hat es in sich

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim hat einige Sorten geprüft. Die etwa ein Gramm leichten orangefarbenen Goji-Beeren „schmecken mild bis leicht herb und sind daher für Rohverzehr und Verarbeitung gleichermaßen geeignet“. Die kleinen, ziegelroten Früchtchen „schmecken nach Paprika, je nach Sorte mit einem herben oder mehr oder weniger spürbaren Pfefferton“. Angeblich sind zahlreiche Mineralien in Spuren enthalten, außerdem eine breite Palette von Vitaminen. Vielfach wird der Beere ein besonders hoher Vitamin-C-Gehalt nachgesagt. Verlässliche Quellen zur Nährstoffzusammensetzung sind aber rar. Die großen Datenbanken führen die Goji-Beere nicht. Untersuchungen brachten immerhin ans Licht, dass der Vitamin C-Gehalt der frischen Früchte etwa mit dem von Zitronen vergleichbar ist. Getrocknete Beeren sollen zwischen 29 und 148 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm enthalten. Zum Vergleich: Frische Orangen enthalten 50 Milligramm, schwarze Johannisbeeren sogar 177 Milligramm pro 100 Gramm. Und aufgepasst: Mit 300 Kilokalorien pro 100 Gramm sind getrocknete Goji-Beeren im Vergleich zur Schwarzen Johannisbeere mit 39 ganz schön gehaltvoll.

Was gut aussieht, schmeckt und tut auch gut, aber…

Fitness- und Wellness-Fans sagen den Goji-Beeren wahre Wunderdinge nach. Wissenschaftliche Belege für den Wirkeffekt sind allerdings nicht zu finden. Es ist wohl der Reiz des Exotischen, der wundersame Linderungen bei Nervenleiden oder schärfer blickende Augen möglich macht. Kritiker sehen im Aufkommen der Goji-Beeren sogar bloß eine Mode mit Placebo-Effekt. Bestätigt werden sie zum Beispiel von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die berichtet, dass die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA bei Überprüfung eingereichter Studien keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen den behaupteten gesundheitsfördernden Wirkungen und der Einnahme von Goji-Beeren feststellen konnte.

Investoren in diese wirtschaftlich interessante Kultur sind gesucht

Und doch brummt das Geschäft, und es werden Investoren für größere Anbauflächen gesucht. Auch rege Weiterverkäufer von Goji-Beeren sind gefordert. Wer in den Anbau startet, sollte mit zweijährigen Pflanzen einsteigen. Dann kann er bereits im Folgejahr erstmals ernten. Von der zeitraubenden Aufzucht aus Samen wird dagegen abgeraten, denn die Sämlinge bringen nur geringe Erträge.

Drei bis vier kniehoch abgeschnittene Ruten

Die Neutriebe blühen von Mitte Juli bis in den Spätsommer und tragen von Anfang bis Mitte August bis zu den ersten Frösten Früchte. Zum Winterende werden nur drei bis vier kniehoch abgeschnittene Ruten belassen. Frost- und mehltaugeschädigte Triebteile werden weggenommen. Die Erziehung ähnelt der von Herbsthimbeeren. Man kann die dünnen, bogig überhängenden Triebe von 2,50 bis 3 Metern an einem Stock oder Draht hochbinden oder im Freizeitgarten am Spalier entlangranken lassen. Wurzelschutzbarrieren verhindern die unerwünschte Ausbreitung. Bis zu 1,50 Meter sprießen die Triebe der wuchsfreudigen Pflanze. Man kann die Schere also ruhig rabiat einsetzen, denn lässt man den Neophyten ungebremst wuchern, „bedankt“ er sich mit extra kleinen Fruchtgrößen.    

Goji weckt auch Begehrlichkeiten bei pilzlichen und tierischen Schädlingen

Auf leichten Böden ist Dünger notwendig, ansonsten genügt eine Frühjahrsgabe mit frischem Kompost. Die Goji-Pflanze ist von Natur aus gut gegen pilzliche Krankheiten und tierische Schädlinge geschützt. Je nach Sorte und Standort ist allerdings mit dem Befall durch Echten Mehltau zu rechnen. Abhilfe schafft eine Schwefelgabe gleich zum Austrieb, Stärkungsmittel können die Vitalität verbessern.

Schaden droht von der eingewanderten Gallmilbe, die in linsenförmigen Gallen auf der Blattoberseite sitzt und Pflanzensaft saugt. Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Baden-Württemberg rät, befallene Pflanzen in einen dichten Plastiksack zu verpacken und mit dem Hausmüll zu entsorgen.  

Seit kurzem hat nun auch die Kirschessigfliege Appetit auf die Trendpflanze bekommen. Das Insekt ist erst seit 2009 in Deutschland nachgewiesen, hat aber schon erhebliche Schäden im Obstbau angerichtet. Die Bekämpfung ist ein besonderes Problem, weil die Fliegen kurz vor der Ernte auftreten, wenn keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen. Die Forschung arbeitet intensiv an Methoden zur Vorbeugung und Bekämpfung sowie an der Entwicklung neuer Pflanzenschutzmittel.

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