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Das Laub verfärbt sich von November bis zum folgenden Frühjahr rötlich. Plantage in Schönrahm (Landkreis Traunstein) im Winter. Foto: Dr. Michael Bannert
27.02.2014
Schule & Wissen

Wissenswertes über Cranberries

"Wunderbeere" aus Nordamerika

In den USA gehört die Cranberrysauce zum Thanksgiving-Truthahn wie bei uns der Rotkohl zur Gans. Hierzulande kamen die säuerlich roten Beeren Ende der 1990er Jahre auf den Markt und sind inzwischen als Mittel gegen Blasenentzündungen und als raffinierte Zutat in Saucen oder Cocktails beliebt. In Nordamerika hat der Cranberry-Anbau eine ähnlich große wirtschaftliche Bedeutung wie bei uns der Apfelanbau. Viele Universitäten beschäftigen sich mit dem Zwergstrauch und seinen Früchten und versuchen, seinen Anbau zu optimieren.

XXL-Preiselbeere

Da ihre Blüte einem Kranichkopf ähnelt, nannten die ersten Siedler aus Europa die großfruchtige Moosbeere „Crane Berry“ (Kranichbeere). Hierzulande wird die Cranberry (Vaccinium macrocarpon) oft mit der Preiselbeere verwechselt, doch die beiden Pflanzen aus der Familie der Heidekrautgewächse sind nur entfernt verwandt. Die Cranberries sind etwa dreimal so groß wie Preiselbeeren und besitzen ein viel helleres und festeres Fruchtfleisch.   

Jahreslauf einer Herbstbeere

Cranberries wachsen an Zwergsträuchern, deren dünne Zweige sich kriechend über den Boden ausbreiten und bis zu zwei Meter lang werden. Die Pflanzen können sehr alt werden und bilden einen etwa zehn Zentimeter hohen, dichten und trittfesten Pflanzteppich. Sie bevorzugen saure Moorböden und brauchen kalte Winter, am besten mit Schnee, und feuchtkühle Sommer.

Im Frühjahr entwickeln sich an den Zweigen kleine glänzend grüne Blätter. Ab Mitte Juni öffnen sich rosa-weiße Blüten, die nach drei bis sechs Wochen verblühen. Im Sommer entwickeln sich aus kleinen, grünen Knötchen die Beeren, die im September und Oktober erntereif sind. Ab November färbt sich das Laub bis zum nächsten Frühjahr rötlich.

Nordamerika: Der Cranberry-Weltmarktführer

Die Heimat der Cranberries liegt in den Hochmooren Nordamerikas. Dort herrschen ideale Voraussetzungen für den modernen Anbau der Beeren auf großen Flächen. Die Farmer ernten den größten Teil der Beeren, etwa 95 Prozent, durch ein spezielles Verfahren, die sogenannte „Nass-Ernte“: Das heißt, sie fluten ihre Felder mit Wasser und lösen die Beeren durch künstlich erzeugte Wasserstrudel von den Sträuchern. Dank ihrer Luftkammern, schwimmen die Beeren an der Wasseroberfläche. Von dort werden sie in Behälter abgesaugt, über Fließbänder auf Lkws verladen und zur Weiterverarbeitung transportiert. Die übrigen fünf Prozent der Cranberries pflücken die Farmer mit kleinen Erntemaschinen direkt von den Zweigen – dieses Verfahren nennt man „Trocken-Ernte“.

Pflanzenschutzforschung rund um die rote Beere

Fruit rot complex, Cottonball, Upright dieback und Cranberry Fruitworm – das sind nur einige der Gefahren, die den Anbau der Cranberries bedrohen. In wissenschaftlichen Publikationen aus den USA und Kanada finden sich vielfältige Insekten, Pflanzenkrankheiten und Unkräuter, die den Ertrag und die Qualität der Beeren beeinträchtigen können. An einigen Universitäten, wie der University of Wisconsin-Madison und der University of Massachusetts-Amherst, widmen sich Forschungsgruppen dem Cranberry-Anbau. Ein Fokus liegt darauf, die Pflanzen mithilfe von Pflanzenschutzmitteln und neuen Abbaumethoden möglichst gut zu schützen.

Bayern: Die deutschen Cranberry-Pioniere

1966 informierte sich Professor Günter Liebster, der damalige Direktor des Instituts für Obstbau an der Technischen Universität München, in den USA über den Anbau und brachte 17 Cranberry-Sorten mit nach Deutschland. Einige Jahre später legte er erste Pflanzungen in einem südostbayerischen Hochmoor an und schrieb: „Die Cranberry gedeiht auf sauren Böden, die für die meisten Kulturen ungeeignet sind, so könnten minderwertige Böden produktiv genutzt werden.“ Doch neue Naturschutzgesetze verhinderten die Einführung der Cranberry-Kultur in Deutschland. Inzwischen führt der Agrarwissenschaftler Dr. Michael Bannert die Versuchsanlage im Hochmoor weiter und züchtet sogar erste eigene Sorten.

Cranberries fördern die Gesundheit

Cranberries liefern Nährstoffe wie Vitamin C, A und K sowie Natrium, Magnesium und Kalium. Außerdem enthalten sie hohe Mengen an sekundären Pflanzenstoffen, den Polyphenolen und Anthocyanen, die antibakteriell beziehungsweise antioxidativ wirken. Schon die Ureinwohner Amerikas nutzten Cranberries, um verschiedene Leiden zu lindern. Heute liefern wissenschaftliche Studien Hinweise darauf, dass die Beeren dazu beitragen können, Harnwegsinfekte zu vermeiden und Zahnfleischentzündungen zu reduzieren. Nach Erkenntnissen des Cranberry Institutes spielt es keine Rolle, in welcher Form die Beeren gegessen werden – alle Produkte haben den gleichen Nutzen.

Frische Früchte lagern und zubereiten

Frische Cranberries bereichern etwa von Mitte September bis Januar das Obstangebot. Im Kühlschrank lassen sie sich ein bis drei Monate aufbewahren, am besten in der Originalverpackung mit Belüftungslöchern. Ob sie noch frisch sind, zeigt der „Frische-Test“: Frische Beeren springen hoch, wenn man sie aus 20 Zentimeter Höhe auf den Küchentisch fallen lässt. Roh sind die Beeren sehr herb und kaum genießbar. Doch gekocht sind sie mit ihrem intensiven, leicht säuerlichen Geschmack Multitalente in der Küche für herzhafte und süße Rezepte. Der Klassiker: Cranberry-Sauce zu Wild- und Geflügelgerichten.

Vielfalt der Cranberry-Produkte

Andere Produkte mit Cranberries gibt es das ganze Jahr über: Getrocknete Früchte sind ein leckerer Snack, verfeinern Joghurts, Müslis, Salate, Reisgerichte, Suppen und Kuchen. Sie schmecken gut zu Käse. Cranberry-Nektar und -Saft kann man pur, gemischt mit Wasser oder mit anderen Säften sowie in Cocktails genießen. Ein Pulver aus den Beeren ist als Nahrungsergänzungsmittel in Apotheken und Drogerien erhältlich. Es spielt in der Diätküche eine wichtige Rolle, zum Beispiel  in Gebäck, Saucen und Getränken.

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