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Eschkanten in der Landschaft als Hinweis auf das Abplaggen. Foto: K. Mueller, Kuratorium Boden des Jahres
12.02.2013
Umwelt & Verbraucher

Boden des Jahres 2013: Der Plaggenesch

Ein Bodentyp von Bauernhand geschaffen

Am Weltbodentag am 5. Dezember 2012 wurde der Plaggenesch zum Boden des Jahres 2013 berufen. Nicht die Natur ließ ihn entstehen, sondern der Mensch. Ab dem Mittelalter trugen die Bauern im Nordwesten Deutschlands etwa tausend Jahre lang obere Bodenschichten – die „Plaggen“ – ab, vermischten sie mit Stallmist und düngten damit ihre Felder, die „Eschen“. So entstand der Plaggenesch.

Plaggenesch erzählt ein Stück Kulturgeschichte der Düngung

Lange haben die Ackerbauern die nährstoffarmen Sandböden in Nordwestdeutschland gemieden. Doch im Mittelalter wuchs die Bevölkerung stark an, und so mussten auch die wenig fruchtbaren Böden unter den Pflug genommen werden. Da es noch keine mineralischen Dünger gab, mussten andere Formen der Düngung entwickelt werden. Die Bauern schälten in einiger Entfernung von ihren Feldern den Heide-, Wald- und Grünlandboden unterhalb der Wurzelschicht mit speziellen Hacken ab. Diese mühselige „Plackerei“ gab den Bodenmatten den Namen „Plagge“. Die Bauern nutzten sie als Einstreu im Stall. Angereichert mit Mist, Asche und Küchenabfällen dienten die Plaggen als Dünger für dorf- und hofnahe Äcker. Mit der Einführung der Mineraldünger zu Beginn des 20. Jahrhunderts endete die Plaggenwirtschaft schlagartig.

Guter Ackerboden – karge Heide

Der stark humose, nährstoffreiche Plaggenesch ist bis heute ein guter Ackerstandort und eine regionale Besonderheit in Niedersachsen – dort macht er etwa vier Prozent der Fläche aus. Aufgrund ihrer ortsnahen Lagen ist er allerdings oft der Überbauung zum Opfer gefallen. Straßennamen wie „Am Esch“ oder „Auf dem Esch“ weisen noch auf Plaggenesch-Flächen hin. Für Archäologen ist der Boden des Jahres besonders interessant: Die aufgeschichteten Plaggen enthalten Zeugnisse der Vergangenheit, zum Beispiel von der Varus-Schlacht gegen die Römer.

Die Plaggenwirtschaft war aus heutiger Sicht weder umweltschonend noch besonders nachhaltig. Für die Düngung eines einzigen Hektars Ackerboden waren bis zu 40 Hektar Plaggen notwendig. Diese Übernutzung führte zu einer großflächigen Verheidung der Regionen: Zurück blieben karge, „abgeschälte“ Landschaften, in denen der Wind bis zu 15 Meter hohe Wanderdünen zusammentragen konnte. Diese sind dank Aufforstung zum Stillstand gekommen.

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