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Leckere Tafeltrauben benötigen viel Sonne und Wärme. Foto: Matthias Wiedenau
26.09.2012
Schule & Wissen

Neu in Deutschland: Tafeltrauben – frisch, groß, saftig, feinschalig und kernlos

Neue Züchtungen und das Weinbaurecht machen Anbau in Deutschland möglich, der Großteil kommt aber aus dem Ausland

Aus Tafeltrauben wird kein Wein gemacht, auch kein Tafelwein. Die Sorten unterscheiden sich deutlich von den Keltertraubensorten. Der Anbau ist aber ähnlich, so dass einige deutsche Winzer, aber auch Obstbauern, Tafeltrauben als zusätzliches Standbein nutzen. Das leckere Obst hat zwischen August und Oktober Hochsaison.

Bedeutung:

Tafeltrauben sind im Idealfall frisch, groß, saftig, feinschalig und kernlos. Keltertraubensorten dagegen sind kleinbeerig, säurehaltiger, und sie weisen Kerne und eine zähere Schale auf. In Deutschland wurden 2010 nach Angaben des Deutschen Fruchthandelsverbands rund 4,4 Kilogramm Tafeltrauben pro Kopf verzehrt. Frische deutsche Tafeltrauben sind von September bis Oktober im Handel. Deutsche Produzenten spielen jedoch eine untergeordnete Rolle: Auf ganzen 160 Hektar wachsen in Deutschland Tafeltrauben. Keltertrauben dagegen brachten es 2010 nach Angaben des Deutschen Weininstituts auf knapp 100 000 Hektar. Die meisten Tafeltrauben kommen aus Italien, Griechenland und Spanien in unsere Läden. Dadurch verlängert sich die Saison von Juli bis Dezember. Direkt im Anschluss ernten Länder wie Chile, Argentinien oder Südafrika, so dass die Versorgung das ganze Jahr über gesichert ist.Um den Tafeltraubenanbau in Deutschland zu fördern, wurde im Jahr 2000 das Weinrecht reformiert. Seitdem dürfen hier Tafeltrauben erzeugt werden. Für Neuanlagen werden keine Pflanzrechte mehr benötigt und die Flächen müssen auch nicht innerhalb des weinbauwürdigen Geländes liegen. Auch geeignete frühreife Sorten stehen mittlerweile für den Anbau weit außerhalb der Weinbaugebiete zur Verfügung.

 

Die Ansprüche sind gar nicht so hoch:

Genau wie Keltertrauben benötigen Tafeltrauben vor allem Wärme und Sonne. Ideal sind nach Südwesten geneigte Hänge mit möglichst hohen Durchschnittstemperaturen. 8,5 Grad Celsius Jahresmitteltemperatur sind das Minimum, optimal sind 11-16 Grad. Empfindlich reagiert die Kultur auf Spät- und Frühfröste. Auf Böden mit geringem Wasserspeichervermögen oder in Gebieten mit besonders unregelmäßigen Niederschlägen leistet eine Tröpfchenbewässerung gute Dienste. 450 bis 500 Millimeter Niederschlag pro Jahr reichen aus. Bereits Böden mittlerer Qualität sind für den Tafeltraubenanbau geeignet. Der optimale pH-Wert liegt bei 6-7,2. Der Boden sollte locker, humushaltig und gut durchlüftet sein. Sandige Lehmböden oder Lehmböden sind geeignet. 

Anlage und Erziehung:

Neuanlagen werden ab Anfang April gepflanzt. Dabei wird veredeltes Pflanzgut verwendet. Die gewünschte Sorte wird dabei mit einer Unterlage kombiniert, die zum Standort passt –

zum Beispiel stark- oder schwachwüchsig. Die Stockabstände der Pflanzen in der Reihe liegen bei bei 1,2 bis 1,5 Metern. Zwischen den Reihen bleiben zwei bis zweieinhalb Meter Zeilenbreite. Diese Zwischenräume werden üblicherweise mit Gras eingesät, so dass sie auch bei feuchtem Wetter mit Maschinen befahrbar sind. Das dient auch dem Schutz vor Erosion und in der Winterzeit vor Stickstoff-Auswaschung. Da der Bewuchs der Zwischenräume auch Wasser braucht, bleibt an trockenen Standorten jeder zweite Reihenzwischenraum frei. In der Reihe wird der Boden grundsätzlich gras- und unkrautfrei gehalten, damit diese Pflanzen nicht ins Erntegut hineinwachsen und um Wasser und Nährstoffe konkurrieren können. Bis zur ersten Ernte, frühestens nach eineinhalb Jahren, werden die Stöcke regelmäßig beschnitten und ausgedünnt. So lassen sich Erträge und Qualitäten steuern. 

Attraktiv für Schädlinge – Tafeltrauben brauchen Pflanzenschutz:

Traubenwickler, Zikaden oder Schadmilben und Austriebsschädlinge wie Kräuselmilben oder Rhombenspanner müssen beobachtet und gegebenenfalls bekämpft werden. Dazu dienen chemische Verfahren, aber auch Nützlinge wie beispielsweise Raubmilben. Diese können Schadmilben in Schach halten, wenn sie gezielt gefördert werden. Das heißt, zum Beispiel, das Schnittholz in der Plantage zu lassen. Dort können die nützlichen Räuber überwintern. Gegen gefräßige Wespen und Vögel helfen Netze, die über die Pflanzen gebreitet werden. Pilzkrankheiten spielen bei Tafeltrauben keine bedeutende Rolle. Die Züchtungen sind toleranter gegenüber Krankheiten wie zum Beispiel Echter und Falscher Mehltau, und die lockere Anordnung der Beeren in der Traube beugt dem Botrytis-Befall vor. Treten die Krankheiten dennoch auf, stehen zugelassene Pflanzenschutzmittel zur Verfügung.   

Düngung: Bedarfsgerechte Nährstoffversorgung bringt Ertrag:

Vor dem Anbau sollte der Boden auf Nährstoffgehalte untersucht und falls erforderlich auf das notwendige Niveau aufgedüngt werden. Um die Nährstoffgehalte im Boden zu erhalten, düngen die Anbauer ihre Flächen regelmäßig. Pro Hektar und Jahr sind das im Mittel 30 bis 70 Kilogramm Stickstoff, 20 bis 30 Kilogramm Phosphat als Phosphorpentoxid (P2O5), 50 bis 80 Kilogramm Kalium als Kaliumoxid (K2O) und 20 bis 30 Kilogramm Magnesium als Magnesiumoxid (MgO). 

Ernte und Lagerung:

Tafeltrauben werden besonders schonend von Hand geerntet, Beschädigte oder verfaulte Beeren müssen aussortiert werden. Meistens sind mehrere Durchgänge erforderlich. Die Früchte reifen nicht nach. Deswegen müssen sie in der Vollreife gepflückt werden. Pro Stock reifen vier bis acht Kilogramm Beeren. Sie können bei minus ein Grad Celsius bis zu zehn Tage gelagert werden. In Lagerräumen mit 15 bis 20 Prozent CO2-Anteil in der Luft sind auch Lagerzeiten von zwei Monaten möglich. Der helle Belag auf den Beeren ist übrigens kein Rückstand von Pflanzenbehandlungen. Er entsteht durch den häufigen Kondenswasserniederschlag, der sich beim Wechsel von sonnigen und warmen Tagen mit kühlen Nächten auf den Beeren bildet und tagsüber wieder verdunstet. 

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