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Bunte Vielfalt in der Welt. Foto: Fotolia
05.06.2012
Forschung & Technik

Weltweite Inventur der Lebewesen

Ergebnis neuer Berechnungen: 8,7 Millionen Arten sollen auf der Erde leben

Schon viele Forscher haben versucht, die weltweite Artenvielfalt zu messen und zu berechnen. Doch ihre Ergebnisse gehen weit auseinander: Sie reichen von drei bis 100 Millionen Arten. Im Sommer 2011 stellte ein Forscherteam um Camilo Mora von der Universität Hawaii eine neue Hochrechnung vor. Sie kommt auf um die 8,7 Millionen Arten.

Der unbekannten Artenvielfalt auf der Spur

Die Wissenschaftler um Camilo Mora berichten im Fachmagazin PLoS Biology, dass es ihnen mit einer neuen Methode gelungen sei, die weltweite Artenvielfalt erstaunlich präzise zu schätzen. Nach ihrer Rechnung leben auf der Welt etwa 8,7 Millionen Arten – plus/minus 1,3 Millionen. Davon sind 7,8 Millionen Tiere, rund 610 000 Pilze, knapp 300 000 Pflanzen, 36 000 tierische Einzeller und 27 000 Algen. Von ihnen sollen drei Viertel an Land und ein Viertel im Wasser leben. Lebewesen ohne Zellkern, etwa Bakterien, wurden nicht mit in die Schätzung aufgenommen.

Doch erst ein Bruchteil des Artenreichtums ist bisher erforscht: Wissenschaftlich beschrieben und in eine zentrale Datenbank eingegeben sind etwa 1,25 Millionen Lebewesen. Jährlich kommen etwa 15 000 Arten dazu. In diesem „Forschungstempo“ würde es noch um die 480 Jahre dauern, alle Arten zu erfassen. 

Neue Hochrechnung basiert auf alter Einteilung der Arten

Wissenschaftler auf der ganzen Welt teilen jede neu entdeckte Art in das von Carl von Linné im Jahr 1758 entwickelte taxonomische System ein. Dieses erfasst alle Lebewesen systematisch nach Art, Gattung, Familie, Ordnung, Klasse, Stamm und Reich. Die Forscher haben sich die folgenden beiden Eigenschaften der Systematik zunutze gemacht: Zum einen sind die oberen Kategorien wie etwa Klasse und Reich deutlich vollständiger beschrieben als die unteren Kategorien wie Art und Gattung. Zum zweiten besteht ein Zusammenhang zwischen der Anzahl der Lebewesen in den oberen Kategorien und der Anzahl der darunter versammelten Arten.

Bei der neuen Hochrechnung gingen die Wissenschaftler von gut erforschten Bereichen der Systematik – wie Säugetieren, Fischen und Vögeln – aus und errechneten ein typisches Mengenverhältnis zwischen den oberen Kategorien und den dazugehörigen Arten. Dann übertrugen sie die Berechnung auf weniger erforschte Gruppen von Lebewesen und rechneten die Zahlen der Arten hoch.

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