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Die Kronenverlichtung zeigt an, dass der Wald nicht gesund ist. Foto: Pflanzenschutzamt Berlin
15.12.2011
Umwelt & Verbraucher

Gesundheit der „Grünen Lunge“ hat sich geringfügig verschlechtert

Waldzustand 2011: Niedersachsen und Thüringen veröffentlichen ihre Berichte

Die Gesundheit der Wälder in Niedersachsen und Thüringen hat sich gegenüber dem Vorjahr geringfügig verschlechtert. Forstschädlinge wie Schmetterlingsarten und Schlauchpilze tragen zur Schwächung der Bäume bei. Besonders die Eiche, Kiefer, Esche, Buche und Lärche leiden darunter. Die jährlichen Waldzustandserhebungen liefern Informationen zur Vitalität der Waldbäume unter dem Einfluss sich ändernder Umweltbedingungen.

Symptom „Kronenverlichtung“

Der Waldzustand und seine Veränderungen lassen sich anhand der Baumkronen dokumentieren. Während voll entwickelte, reich verzweigte Kronen für Vitalität stehen, deuten lichtere Baumkronen darauf hin, dass etwas nicht stimmt.Die Kronenverlichtung erlaubt allerdings keine Aussage über die Ursache der Schädigung, da sie ein "unspezifischer Indikator" ist, vergleichbar mit dem Fieber beim Menschen, das viele Ursachen haben kann.

Die mittlere Kronenverlichtung der Waldbäume Niedersachsens beträgt in diesem Jahr 17 Prozent und liegt damit über den in den letzten 14 Jahren ermittelten Werten, die zwischen 13 und 16 Prozent schwankten. Auch in Thüringen wurden die Kronen etwas lichter: Der Indikator stieg um 1,6 Prozent auf 23,3 Prozent aller untersuchten Bäume. 36 Prozent der Waldflächen Thüringens sind momentan deutlich geschädigt, 41 Prozent leicht geschädigt und nur 23 Prozent ohne Schadmerkmale. 

Erst kommen die Waldschädlinge, dann die Krankheiten

Neben der extremen Witterung (abiotische Faktoren) der letzten zwölf Monate trugen auch Insekten und Pilze (biotische Faktoren) zur Schwächung der Wälder bei. Neben dem Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea prozessionea) hat sich die „Eichenfraßgesellschaft“, verschiedene auf Eichen spezialisierte Schmetterlinge wie der Frostspanner (Erannis defoliaria und Operophthera brumata), örtlich verstärkt durch Wickler- (Tortrix viridana u.a.) und Eulenarten (Orthosia sp. u. a.), stark vermehrt, so dass in vielen Wäldern Niedersachsens Kahlfraß drohte. Um das zu verhindern, und damit auch einem nachfolgenden Befall durch Mehltau (Microsphaera alphitoides), der die Einlagerung von Nährstoffvorräten vermindert, entgegenzuwirken, wurden Pflanzenschutzmittel per Hubschrauber eingesetzt. In Eichenbeständen in Südthüringen, die seit ein paar Jahren stark in Mitleidenschaft gezogenen sind, hielten sich die Schäden durch die „Fraßgesellschaft“ hingegen im Berichtszeitraum in Grenzen. Dafür wurden in Thüringen Fraßschäden der Lärchenminiermotte auf 387 Hektar beobachtet. 

In der Lüneburger Heide haben Blattwespen- und Schmetterlingsraupen Kiefern auf fast 1 000 Hektar stark befressen. In Niedersachsen sind inzwischen sowohl das Eschentriebsterben als auch in Kieferbeständen das Diplodia-Triebsterben (verursacht durch Sphaeropsis sapinea) weit verbreitet. Auslöser beider Erkrankungen sind Schlauchpilzarten. Der Pilz Chalara Fraxinea, Auslöser des Eschentriebsterbens, hat sich in Thüringen auf 64 Prozent der erfassten Eschenflächen ausgebreitet.

Im Norddeutschen Tiefland werden die Pilze Gemeiner Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum s. str.) und Fichtenwurzelschwamm (Heterobasidion parviporum) an einer wachsenden Zahl von Baumarten beobachtet. 

Borkenkäfer und Buchdrucker unauffällig

Die Borkenkäferpopulation hielt sich 2011 in Niedersachsen auf niedrigem Niveau. Auch in Thüringen wurde bis Juli nur die Hälfte des Vorjahresbefalls gemeldet. Dort blieb auch der befürchtende Anstieg des Buchdruckerbefalls aus. An der Verbräunung der Blätter bei den thüringischen Buchen sind der Buchenspringrüssler (Rhynchaenus fagi) sowie die Buchenblatt-Baumlaus (Phyllaphis fagi) beteiligt. Symptome durch Austriebschäden und Trockenäste wurden durch diesen Insektenbefall verstärkt.   

Zum Download der kompletten Waldzustandsberichte:

Die in den Berichten dokumentierten langjährigen Klima-Zeitreihen und Umweltdaten geben wertvolle Hinweise, wie die Waldbesitzer und Förster die Wälder ökologisch verbessern, stabilisieren und fit für den Klimawandel machen können.

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