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Vorfreude auf einen guten Tropfen. Foto: Inge Weber/www.pfalzbilder.de
24.11.2011
Umwelt & Verbraucher

"Weinfreunde können sich auf den Jahrgang 2011 freuen"

Hohe Qualitäten, Weinmostmenge im langjährigen Schnitt

Nach einem Jahr mit einem so ungewöhnlichen Witterungsverlauf fragen sich Weinfreunde, wie der diesjährige Weinjahrgang ausfällt. Denn nach der sehr kleinen 2010er Ernte in den 13 deutschen Weinanbaugebieten sind die Keller weitestgehend geräumt. Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts in Mainz, gibt einen Überblick über die aktuelle Situation.

Frau Reule, wie wird der Jahrgang 2011 den Verbrauchern schmecken?

Die diesjährige Ernte ist sehr gut verlaufen, so dass kaum Wünsche seitens der Verbraucher offen bleiben werden. Die Winzer können in fast allen Anbaugebieten auch dank des vollreifen und gesunden Erntegutes aus dem Vollen schöpfen. Im Allgemeinen präsentieren sich die jungen Weißweine bereits jetzt fruchtbetont und aromatisch mit moderaten Säurewerten. Die Rotweine sind sehr farbintensiv, sortenspezifisch und konzentriert. Außerdem erwarten wir außergewöhnlich gute edelsüße Spezialitäten, wie etwa Beeren- und Trockenbeerenauslesen. Zahlreiche Betriebe hoffen zudem auf eine Eisweinernte und haben einen Teil der Reben Mitte Oktober noch nicht geerntet.  

Wie groß ist denn die Erntemenge? Bleibt der Jahrgang ein exklusiver Genuss für zahlungskräftige Kunden?

In nahezu allen deutschen Anbaugebieten bewegten sich die Erntemengen auf dem Niveau des langjährigen Mittels, das deutschlandweit bei rund neun Millionen Hektolitern, also 900 Millionen Litern, liegt. Deshalb ist keine Knappheit zu befürchten. Nur in Franken und Württemberg fielen die Mengen durch die Spätfröste Anfang Mai und regionale Hagelschläge im Sommer etwas zurück. 2010 konnten die Winzer hingegen nur 7,1 Millionen Hektoliter ernten. Ich bin zuversichtlich, dass der 2011er Jahrgang ein gutes Verhältnis zwischen Preis und Qualität bieten wird. 

Wie hat die ungewöhnliche Witterung in diesem Jahr die Weinernte beeinflusst?

Die Wetterkapriolen haben dem diesjährigen Jahrgang sehr deutlich ihren Stempel aufgedrückt. Das sehr sonnige und warme Frühjahr hat zu einer ungewöhnlich frühen Blüte und einem guten Fruchtansatz geführt. In einigen Lagen konnte die früheste Blüte seit Beginn der Aufzeichnungen notiert werden. Ende Mai hatten die Reben durchweg einen Entwicklungsvorsprung von zwei bis drei Wochen gegenüber normalen Jahren. Die reichlichen Niederschläge im Sommer führten zu einem sehr guten Behang. Die Lese startete ein bis zwei Wochen früher als üblich. Mit der Haupternte im September stellte sich beständig sonniges Wetter ein. Das sorgte nicht nur für einen entspannten Ernteverlauf, sondern auch für vollreife Reben und einen erneuten Schub bei den Oechslegraden, die wichtig für die Produktion von Spitzenweinen sind.  

Die Qualität hängt wesentlich auch von der Nährstoffversorgung und der Gesundheit der Rebstöcke ab. Gab es Besonderheiten in den Anbaugebieten?

Der Mix aus Sonne und Regen im Juli und August hat zu einer sehr guten Wasserversorgung und einer entsprechend guten Mobilisierung der Nährstoffe im Boden geführt. Das lässt extraktreiche Weine erwarten. Gleichzeitig sorgte feucht-warme Witterung auch für einen relativ hohen Infektionsdruck durch Pilzkrankheiten, die die Winzer aber mit den zugelassenen Pflanzenschutzmitteln gut im Griff hatten. Falscher Mehltau (Peronospora) trat überwiegend recht spät auf, so dass die Reben kaum gefährdet waren. Durch die mit dem Lesestart einsetzende sonnige Herbstwitterung sind die mit Botrytis cinerea befallenen Beeren rosinenartig eingetrocknet. Gute Voraussetzungen also für die Bereitung von Beeren- und Trockenbeerenauslesen. In feuchten Jahren müssen die befallenen Beeren sehr schnell geerntet werden, bevor sie unbrauchbar werden.

Wie konkurrenzfähig sind die deutschen Weine dieses Jahres im internationalen Maßstab?

Qualitativ hochwertige Weine werden immer nachgefragt. Mit dem Jahrgang 2011 haben wir gute Chancen, unsere verlorenen Marktanteile aus dem letzten Jahr zurück zu gewinnen. Dafür sprechen auch die europaweiten Ernteschätzungen, die mit 164 Millionen Hektolitern Weinmost leicht unterdurchschnittlich ausfallen. In Italien, dem wichtigsten Weinimportland Deutschlands, fällt die Ernte 15 Prozent geringer als im fünfjährigen Mittel aus. Das trägt zur Entspannung auf den Märkten bei. Aufgrund dieser Voraussetzungen erwarte ich stabile Preise für die heimischen Erzeugnisse.   

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