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Screenshot vom digitalen Parlamentarischen Frühstück des IVA am 11. Februar 2021.
Aktuelles
15.02.2021

Digitales Parlamentarisches Frühstück des IVA zur Farm to Fork-Strategie der EU

"Fair, gesund und umweltfreundlich" – Wie nachhaltig sind die Ziele der Farm to Fork-Strategie und wie realistisch sind ihre Reduktionsvorgaben? Rund 35 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Medien diskutierten auf Einladung des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) am 11. Februar 2021 bei einem digitalen Parlamentarischen Frühstück diese Frage. Die EU-Kommission hatte im vergangenen Jahr ihre Strategie vorgestellt, wie sie bis 2030 den Übergang zu einem nachhaltigen EU-Nahrungsmittelsystem gestalten will – unter anderem durch eine Reduzierung der Nährstoffverluste und des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel um jeweils 50 Prozent oder etwa die Ausweitung des ökologischen Landbaus auf 25 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche. 

In seinem Grußwort betonte IVA-Präsident Dr. Manfred Hudetz, dass die europäische Pflanzenschutz- und Düngemittel-Industrie grundsätzlich bestrebt sei, mit innovativen Produkten die Farm to Fork-Strategie aktiv mitzugestalten. Die aus seiner Sicht pauschalen und nicht zu erreichenden Reduktionsvorgaben bei Dünger und Pflanzenschutz lehnte Hudetz jedoch klar ab. Stattdessen sei eine realistische Ausgestaltung der Reduktionsziele essentiell, um unbeabsichtigte Konsequenzen wie Ertragsverluste, steigende Importabhängigkeit und eine klimaschädliche Erweiterung bisher landwirtschaftlich nicht genutzter Flächen zu vermeiden. 

An diesem Punkt knüpfte der erste Kurzvortrag an. Dr. Catarina Henke, EuroChem Agro GmbH, stellte die Bedeutung der Steigerung der Nährstoffeffizienz und einer intensiven Flächennutzung für eine nachhaltige Bewirtschaftung heraus. Mit Blick auf den weltweit steigenden Nahrungsmittelbedarf seien hohe Erträge pro Fläche wichtig – auch, damit naturbelassene Flächen zur Förderung der Biodiversität verschont blieben. Dank langjähriger globaler Forschung und Produktentwicklung seien Produktivitätssteigerungen bei gleichzeitiger Reduktion der Umwelteinflüsse bereits heute möglich. Inhibitoren und digitale Tools nannte Henke als Teil der Lösung für eine nachhaltige Intensivierung. 

Christian Rehmer, Leiter Agrarpolitik beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND), plädierte in seinem Vortrag dafür, die Herausforderungen bezüglich des Klimawandels und Artensterbens gemeinsam anzugehen und die damit verbundenen Probleme nicht kleinzureden. Die Landwirtschaft trage dabei „selbstverständlich nicht die alleinige, aber eine Mitverantwortung“, so Rehmer. Seiner Meinung nach sollten die Ziele der Agrarpolitik nicht auf Exporte ausgerichtet sein, sondern auf den Ausbau der Forschung in nicht-chemische Mittel. Zudem sieht auch er Chancen in der Digitalisierung, die für alle zugänglich gemacht werden sollte. Außerdem müssten Agrarbetriebe in ihrer (digitalen) Transformation begleitet werden. Die Frage sei, was Landwirte dafür brauchen und wie man diesen langen Prozess finanzieren könne. 

Die Bewertung der Farm to Fork-Strategie aus Sicht der Landwirte war das Thema von Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands e. V. (DBV). Laut Krüsken fehle es bislang – darüber waren sich die Teilnehmer einig – an einer praxisnahen Folgenabschätzung für die Farm to Fork-Strategieziele sowie an einer Effizienzstrategie. Krüsken: "Es kann nicht darum gehen, einfach den Mitteleinsatz zu kappen; vielmehr muss erreicht werden, dass im Rahmen der landwirtschaftlichen Erzeugung die Stickstoff- und Emissionseffizienz verbessert werden". Krüsken sieht außerdem die im Rahmen des Green Deal anvisierten internationalen Handelsabkommen kritisch, wenn damit der Import niedriger Standards einhergehe.

In der anschließenden Diskussionsrunde herrschte Konsens über die allgemeinen Ziele bei der Zukunftsgestaltung der Landwirtschaft: Im Fokus ständen nachhaltiges Wirtschaften sowie die Förderung der Biodiversität. Auch wenn die entsprechende Umsetzung unterschiedlich definiert wird, will man das gemeinsame Handeln fördern und ausbauen. Die Borchert-Kommission sowie die Zukunftskommission Landwirtschaft wurden dafür als gute Beispiele genannt.

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