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Foto: IVA
Aktuelles
12.12.2018

Artenschwund durch Düngung?

Studie nicht in Praxis übertragbar

"Düngen führt zu Schmetterlingssterben" – das zumindest wird in einer Pressemeldung der Universität Osnabrück vom 23. November 2018 behauptet und eine Forschungsarbeit zitiert, die angeblich einen direkten Zusammenhang zwischen Düngung und dem Rückgang von Schmetterlingen darstellt. Aus Sicht des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) sind die Ergebnisse aufgrund ihrer sehr spezifischen Versuchsanordnung und der unrealistischen Rahmenbedingungen nicht in die Praxis übertragbar. Die Ergebnisse sind von den Autoren überinterpretiert worden und irreführend; für einen direkten Zusammenhang zwischen Düngung und Artenschwund gibt die Studie keine belastbaren Hinweise.

Tatsächlich wurde in der Studie „Nitrogen enrichment in host plants increases the mortality of common Lepidoptera species” von Kurze et al. (publiziert in Oecologia) in einem Gewächshausversuch die Mortalität von sechs in Deutschland vorkommenden Schmetterlings- und Mottenarten untersucht, wenn diese mit kleinem Sauerampfer oder Wiesenrispe gefüttert wurden. Dabei wurden die verfütterten Pflanzen in Töpfen herangezogen und innerhalb von nur zwei Monaten mit umgerechnet bis zu 300 Kilogramm mineralischem Stickstoff (N) pro Hektar gedüngt (in der Praxis wird üblicherweise – ergänzend zu Gülle – maximal die Hälfte gedüngt), bevor sie an die Raupen der Schmetterlinge und Motten verfüttert wurden. Die Autoren notierten dabei einen Zusammenhang zwischen der Düngeintensität und der Mortalität der Raupen der Schmetterlinge und Motten.

Generell fehlen in der Originalstudie wichtige Informationen zu den konkreten Wachstumsbedingungen der Pflanzen. Hauptkritikpunkt ist jedoch der sehr kurze Zeitraum, in dem die teilweise unrealistisch hohen Düngermengen appliziert wurden: In der Praxis werden landwirtschaftlich genutzte Wiesen, entgegen der Durchführung in der Studie, hauptsächlich über wirtschaftseigene Dünger (Gülle) mit Stickstoff versorgt, und Stickstoff wird nur ergänzend in mineralischer Form appliziert.

Dabei werden die Wiesen mehrfach im Jahr geschnitten (3 bis 5 Mal pro Jahr) und nicht nur ein Mal, wie in der Studie dargestellt. Dadurch befindet sich die Stickstoffkonzentration in den verfütterten Pflanzen weit über den üblicherweise in der Praxis gefundenen Werten. Auf die Düngung mit anderen Nährstoffen wird in der Studie überhaupt nicht eingegangen, weshalb von einer Störung des Stoffwechsels der Pflanzen ausgegangen werden kann. Somit fanden die Experimente unter äußerst künstlichen Bedingungen statt. Um eine Übertragbarkeit in die Praxis überhaupt erst zu ermöglichen und die Praxisrelevanz erkennbar zu machen, hätten die Futterpflanzen für die Schmetterlinge und Motten in einem Feldexperiment herangezogen oder von praxisüblich gedüngten Flächen gesammelt werden müssen.

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