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Extrakte aus Algen können Vitalität, Widerstandsfähigkeit, Wurzelwachstum und Produktqualität von Pflanzen verbessern. Foto: Tradecorp nutri-performance
03.01.2019
Umwelt & Verbraucher

Biostimulanzien: zwischen Pflanzenschutz und Düngung

Markt wächst jährlich um 10 bis 12 Prozent

Was sind Biostimulanzien und was können sie? Die meisten Laien müssen die Antworten zu diesen Fragen sicher noch googeln. Doch das wird sich nach Einschätzung von Branchenkennern bald ändern. Denn die Hersteller investieren massiv, zahlreiche innovative Produkte stehen kurz vor der Markteinführung. Biostimulanzien sind für Hobbygärten und Profianbau gleichermaßen geeignet, um den Pflanzenbau in Zukunft noch nachhaltiger zu machen.

Natürliche und naturnahe Inhaltsstoffe

„Biostimulanzien stärken Pflanzen in ihrem Wachstum, indem sie die Nährstoffaufnahme verbessern und die Pflanzen gegen abiotischen Stress wie Trockenheit und Frost schützen“. Soweit die Definition für den Begriff. Daraus wird klar, dass es sich weder um Pflanzenschutzmittel noch um Düngemittel handelt. Sie bilden eine eigene Gruppe von Substanzen, die Erträge sichert und Produktqualitäten verbessert.

Doch welche Inhaltsstoffe stecken konkret hinter diesem Begriff? Das Spektrum ist sehr vielfältig. Hierzu einige Beispiele:

  • Mit Algenextrakten können Vitalität, Widerstandfähigkeit, Wurzelwachstum und Produktqualität verbessert werden.
  • Bakterien wie Bacillus subtilis besiedeln die Pflanzenwurzeln. Sie unterstützen die Nährstoffaufnahme und regulieren das Wachstum der Pflanzen unter anderem durch ihren Einfluss auf den natürlichen Hormonhaushalt.
  • Aminosäuren verstärken das Wurzelwachstum und erhöhen die Toleranz der Pflanze gegenüber Hitze und Kälte.
  • Aus Weichbraunkohle gewonnene Huminstoffe dienen als Bodenverbesserer und Biokatalysator. Dadurch kommen die Pflanzen unter anderem besser mit Trockenheit und hohen Salzkonzentrationen zurecht.

Schon lange bekannt, aber jetzt stark im Kommen

Biostimulanzien sind keine Erfindung der letzten Jahre. Schon seit Jahrzehnten sind wirksame Substanzen bekannt und werden auch angewendet. Bisher liefen verfügbare Biostimulanzien unter den Bezeichnungen Pflanzenstärkungsmittel sowie Pflanzenhilfsmittel und Bodenhilfsstoffe. Nun werden sie unter dem Oberbegriff Biostimulanzien zusammengefasst. Ausschlaggebend dafür ist vor allem die neue EU-Düngemittelverordnung, die voraussichtlich 2019 in Kraft tritt und erstmalig die Stoffe einheitlich definiert und regelt. Die Vielzahl der unterschiedlichen nationalen Regeln hat ein Ende.

Für die Hersteller und für die Anwender ergibt sich damit eine neue Situation. Verlässliche und faire Rahmenbedingungen in allen EU-Ländern kurbeln ihre Investitionsbereitschaft an. Das Risiko, dass Gelder für die zwei bis fünf Jahre dauernde Entwicklung neuer Mittel ins Leere laufen, wird deutlich geringer. Bereits 3 bis 10 Prozent des Jahresumsatzes europäischer Hersteller fließen in diesen Bereich. Die aktuell verfügbare Auswahl an Biostimulanzien markiert also noch lange nicht das Ende. Gärtner und Landwirte können bald aus dem Vollen schöpfen.

Hohe Akzeptanz

Neben der zukünftigen EU-Düngemittelverordnung gibt es einen zweiten Treiber für den Aufschwung der Biostimulanzien. Es ist ihre hohe gesellschaftliche Akzeptanz. Denn sie stärken mit natürlichen und naturnahen Inhaltsstoffen die Pflanzen und tragen zu einer nachhaltigen Entwicklung in der Landwirtschaft bei. Nützlich sind sie vor allem im Hinblick auf die Folgen des Klimawandels.

Auf der anderen Seite sinkt die Akzeptanz für Pflanzenschutzmittel. Die Zulassungshürden für neue Wirkstoffe werden höher und die Liste der vom Markt genommenen Mittel wird länger. Eine Reihe von Schaderregern kann bereits heute nicht mehr wirkungsvoll bekämpft werden. Dadurch geraten Gärtner und Landwirte zunehmend in eine Zwickmühle. Denn sie müssen hochwertige Nahrungsmittel liefern, um existieren zu können.

Ersatz für Pflanzenschutzmittel?

Viele konventionell und ökologisch wirtschaftende Betriebsleiter setzen daher große Hoffnungen in die Biostimulantien. Doch sie können weder Pflanzenschutzmittel noch Düngemittel ersetzen, wohl aber ergänzen. Sie sind ein zusätzliches Werkzeug im Werkzeugkasten der Anbauer. Ebenso wie robuste Sorten oder vielgliedrige Fruchtfolgen tragen sie zu gesunden Pflanzen bei. Offensichtlich lohnt sich der Einsatz von Algen, Bakterien, Huminstoffen und Co., denn aktuell wächst ihr Markt jährlich um 10 bis 12 Prozent. Wie schnell neue Mittel auf den Markt kommen, hängt wesentlich von den Zulassungsbedingungen ab, die momentan noch nicht abschließend für die EU definiert sind. Sicher ist aber, dass die Mittel wirksam und gleichzeitig sicher für Anwender und Umwelt sein müssen.

Um die Interessen der Hersteller zu bündeln, hat sich 2017 unter dem Dach des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) der Fachbereich Biostimulanzien gegründet. Ihm gehören mittlerweile 15 Unternehmen mit Sitz in Deutschland an. Insgesamt produzieren rund 200 Unternehmen in Europa Biostimulanzien. Davon sind etwa zwei Drittel kleine und mittelständische Unternehmen.

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