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Die Versorgung der Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln ist eine der größten Herausforderungen der Zukunft. Foto: Matthias Wiedenau
14.10.2011
Schule & Wissen

Am 16. Oktober ist Welternährungstag. Wie ist es um die Versorgung in Deutschland bestellt?

Deutsche Ernte 2011 uneinheitlich – Pflanzenschutz sichert etwa 40 Prozent der Erträge

Weltweit hungert jeder siebte Mensch. In Deutschland dagegen ist Hunger schon lange kein Thema mehr. Ist das auf auf Dauer garantiert? Die Weltgetreidevorräte schwanken von Jahr zu Jahr erheblich. Nach Schätzungen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) decken sie aktuell 28 Prozent des Jahresbedarfs ab. Die kritische Grenze ist bei 20 Prozent erreicht. Was haben Deutschlands Bauern 2011 zur sicheren Versorgung beigetragen?

Magere deutsche Weizenernte

Weizen ist der wichtigste Agrar-Rohstoff der westlichen Welt und gleichzeitig die bedeutendste Kultur in Deutschland. Deshalb kommt den Weizenerträgen besondere Bedeutung zu. 2011 fielen sie mager aus: rund 22,6 Millionen Tonnen gibt das Bundeslandwirtschaftsministerium an. Das sind ca. 13 Prozent weniger als im langjährigen Durchschnitt. Hauptursache war die bis in den Frühsommer reichende Trockenheit. Zur geschätzten Weltweizenernte von 672 Millionen Tonnen (Quelle USDA September 2011) trägt Deutschland nur gut drei Prozent bei. Dank der globalen Märkte können schlechtere Ernten in einzelnen Regionen durch bessere Ernten in anderen Regionen ausgeglichen werden. Auf der Südhalbkugel wird noch geerntet, deshalb gibt es noch keine abschließenden Bilanzen. Das USDA rechnet aber damit, dass annähernd genausoviel Weizen produziert wie verbraucht wird. Beim Mais zeichnet sich ein Abbau der Vorräte auf nur noch 13 Prozent des Verbrauchs ab.  

Raps Flop, Rüben topp

Noch schlechter als beim Getreide ist die deutsche Bilanz 2011 bei Winterraps. Anbaufläche und Erträge sanken deutlich, so dass die Erntemenge von 3,9 Millionen Tonnen um fast ein Drittel unter dem Vorjahresergebnis liegt. Überdurchschnittliche Ergebnisse sind von den noch nicht überall abgeschlossenen deutschen Kartoffel-, Zuckerrüben-, Silomais- und Körnermaisernten zu erwarten. Vor allem die Zuckerrüben befinden sich auf Rekordkurs. Nach 3,4 Millionen Tonnen im Jahr 2010 dürften es nach Schätzungen der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker in diesem Jahr fast 4,6 Millionen Tonnen werden. 

Angebot und Nachfrage

Die relativ schlechte Weizenernte in Deutschland schlägt in diesem Jahr keine Wellen am Weltmarkt. Wenn mehrere Länder Missernten einfahren, können die Auswirkungen allerdings drastisch sein. So sind die Preise an den Getreidebörsen im Vorjahr regelrecht explodiert – innerhalb eines Jahres stiegen sie fast auf das Doppelte. Ursachen waren die wetterbedingten Ertragseinbußen unter anderem in Russland, Kasachstan und der Ukraine sowie die nervösen Märkte.  

Einkommen sichert Lebensmittelversorgung

Je knapper die Reserven sind, desto hektischer werden Spekulationen und Preisausschläge an den Börsen. Diese wirken sich in abgemilderter Form auch auf die Verbraucherpreise aus. Solange es nur wenige Cent sind, fällt das zwar auf, aber nicht ins Gewicht. Die Ursache sind knappe Rohstoffe. Die Deutschen werden also solange im Überfluss leben, wie sie in der Lage sind, höhere Preise zu zahlen. Anders ist die Situation in ärmeren Ländern: Wer nicht über genügend Einkommen verfügt, leidet viel stärker unter mageren Ernten. Weltweit hungern 925 Millionen Menschen.  

Pflanzenschutz gibt Sicherheit

Die Schwankungen der Ernteerträge hängen vor allem vom Wetter während Aussaat, Wachstum und Ernte ab. Darauf haben Landwirte keinen Einfluss. Aber sie können durch ihr Fachwissen und geeignete Anbaumethoden das Ertragsniveau erhöhen. Ohne Mineraldünger und chemische Pflanzenschutzmittelwürde in wichtigen landwirtschaftlichen Kulturen wie Reis, Weizen, Soja, Mais und Kartoffeln etwa 40 Prozent weniger geerntet werden. 

Will man Ernährungskrisen vorbeugen, müssen landwirtschaftliche Ausbildung und Infrastruktur ausgebaut werden. Moderne Anbauverfahren, leistungsfähiges Saatgut und der bedarfsgerechte Einsatz von Mineraldünger tragen ebenfalls zur Ertragssicherung bei. Hier gibt es besonders in den bislang weniger produktiven Anbauregionen noch viel Spielraum für Verbesserungen. Die weltweit nutzbare Anbaufläche hingegen ist begrenzt und nicht erweiterbar, und die Weltbevölkerung wächst und wächst. Deshalb müssen auch die Erträge weiter steigen. 

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