Menschen und „gleichwarme Tiere“ können ihre Körpertemperatur regulieren. Dass aber auch Pflanzen sich aufheizen können, wissen wohl die wenigsten. Die Pflanzen tun das, um ihre Bestäubung zu verbessern, oder damit sie auch bei frostigen Temperaturen schon frühzeitig wachsen können. Untersucht wurde diese „Pflanzenheizung“ zum Beispiel bei Aronstab, Schneeglöckchen und Philodendron.
Thermogenese schafft Vorsprung in der Natur
Einige Pflanzen können sich sozusagen selber einheizen: Mit dieser „Thermogenese“ können sie einzelne Pflanzenteile, wie zum Beispiel ihre Blüten oder unterirdische Organe, über die Umgebungstemperatur gezielt aufheizen. Die Wärme dient etwa dem Philodendron als Lockmittel: In seinen warmen Blüten können sich Bestäuber aufwärmen und sich dann trotz kühler Außentemperaturen von Blüte zu Blüte bewegen. So verbessert die Pflanze die Befruchtung. Damit zieht sie einen Vorteil aus dieser „Energieverschwendung“. Denn nichts anderes ist das Aufheizen: Die Zellatmung wird erhöht, Zucker oder Fette werden einfach verbrannt, aber der Pflanzenstoffwechsel hat zunächst scheinbar nichts davon.
Mehr Geruch, mehr Bestäubung
Auch der Aronstab hat seine Strategie für die bessere Bestäubung entwickelt. Seine Blüten verbreiten die Lockstoffe besser, wenn sie wärmer sind. Der Aronstab besitzt im Blütenkolben einen Fortsatz, in dem eine große Menge Stärke eingelagert ist. Öffnen sich die Blüten, beginnt in diesem Pflanzenteil eine heftige Zellatmung, die in zwölf Stunden fast Dreiviertel der Stärke verbrennt. Die Atmung ist dabei 20- bis 40-fach höher als in unserem stoffwechselaktivsten Organ, dem Gehirn. Dadurch erhitzt sich die Blüte auf circa 40 Grad Celsius und ihre Duftstoffe verbreiten sich schnell über weite Distanzen.
Frühlingsboten mit Fußbodenheizung
Wer kennt sie nicht, die Schneeglöckchen als die ersten Frühlingsboten? Auch sie nutzen ihre Pflanzenheizung, um schon unter dem Schnee zu wachsen. Sie bringen den Schnee buchstäblich zum Schmelzen. In der unterirdischen Zwiebel wird die Atmung hochgefahren und die Temperatur erreicht hier 8 bis 10 Grad Celsius. Zusätzlich nutzen Schneeglöckchen das entstehende Schmelzwasser als Wasserquelle. Damit ist ihr Vorsprung zu anderen Frühjahrspflanzen garantiert.
Quelle: pflanzenforschung.de
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