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Der Birnenblattsauger ist ein gefürchteter Schädling. Foto: Christoph Hoyer
10.08.2015
Forschung & Technik

Kaum Ertrag und verschmutzte Früchte: Birnenblattsauger sind bei den Obstbauern gefürchtet

Vor allem die Larven richten schwere Schäden im Birnenanbau an

Gleich drei Birnenblattsaugerarten haben es auf Birnbäume abgesehen: Gemeinsam ist ihnen der große Appetit auf die Pflanzensäfte von Blättern, Trieben und Blüten. Auch ihre Lebensweise ist ähnlich. Experten unterscheiden den Gemeinen, den Großen und den Kleinen Birnenblattsauger. Die Mitglieder dieser Dreierbande gehören zu den wichtigsten Schädlingen im Birnenanbau. Der Gemeine und der Kleine Birnenblattsauger bringen gleich mehrere Generationen im Jahr hervor und sind nur schwer in den Griff zu bekommen.

Sie machen große Sprünge und sind deshalb auch als „Birnenflöhe“ bekannt. Die grünlich braunen Exemplare des Gemeinen Birnenblattsaugers (Psylla pyri) sitzen dicht an dicht auf den Blättern und Triebspitzen und sind deshalb leicht mit Blattläusen zu verwechseln. Nicht allein, dass diese „Schnabelkerfen“ aus der Insekten-Familie der Pflanzenläuse selbst große Schäden anrichten, sie locken auch noch weitere Schädlinge an. Besonders Pilze, die es auf ihre Ausscheidungen abgesehen haben.

Die Menge macht´s: Die Nachkommenschaft ist zahlreich.

Birnenblattsauger überwintern als erwachsene Tiere in Rindenritzen, am Boden und auf verschiedenen Gehölzen. Typische Merkmale sind ihre Färbung sowie die dachartig gefalteten durchsichtig geaderten Flügel. Die 0,3 bis 0,6 Millimeter messenden Eier sind länglich-oval und je nach Art unterschiedlich gefärbt. Der Larvenschlupf ist temperaturabhängig: Bei 18 Grad Celsius dauert es zehn Tage ab Eiablage, bei zehn Grad Celsius 23 Tage. Fünf, bei optimaler Witterung sogar sechs Larvenstadien, werden beobachtet. Die Entwicklung dauert drei bis sechs Wochen.

Dieser Schädling hat großen Durst

Birnenblattsaugerlarven sind etwa zwei Millimeter groß und platt und haben rote Augen. Zunächst sind sie orange, später braun. Geradezu unstillbaren Durst entwickelt die zweite Generation. Ihre anhaltende Saugtätigkeit lässt junge Triebe des Birnenbaums verkrüppeln. Die Blätter rollen sich ein und kräuseln sich. Wenn die Saugtätigkeit über Sommer anhält, entwickeln sich missgebildete Früchte. Wer viel einsaugt, kann auch viel ausscheiden: Große Mengen Honigtau locken nicht nur Ameisen an, sondern auch Schwärzepilze, die das befallene Pflanzengewebe verschmutzen. Als besonders anfällig haben sich die Sorten „Clapps Liebling“ und „Conference“ erwiesen.

Erhebliche Schäden am Birnenbaum

Der Birnenblattsauger verdirbt also nicht nur die Blätter und Triebe, sondern auch die Früchte, die dadurch unverkäuflich werden. Massiver Befall kann nach Auskunft des Kompetenzzentrums Obstbau Bodensee (KOB) im Folgejahr verkahlte Triebe, verkümmerte Blütenknospen und winzige Früchtchen zur Folge haben. Doch damit nicht genug: Der Birnenblattsauger gilt darüber hinaus als Überträger des Birnenverfalls, einer bakteriell ausgelösten Krankheit der „Phytoplasmose“.

Wie der Schädling in Schach gehalten werden kann

Besonders auf die zweite Generation des Gemeinen Birnenblattsaugers hat sich ein Pflanzenschutzteam am Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee konzentriert. Sie steht unter laufender Beobachtung. Im Winter wird mit Klopfproben an den Bäumen nach Weibchen gefahndet. Nach dem Austrieb durchsuchen die Forscher die Blätter nach geschlüpften Larven. Mitte bis Ende Juni und im August wiederholen sie diese Suchaktion. Die Verwirrung des Schaderregers bei der Eiablage ist ein weiterer Ansatz, um die Schädlinge klein zu halten. Als besonders vielversprechend gelten benachbarte strukturreiche Saumbiotope, wie beispielsweise Hecken und artenreiche Krautstreifen. Hier fühlen sich die natürlichen Gegenspieler des Birnenblattsaugers wohl: Blumenwanze, Ohrwurm, Florfliege, Marienkäfer und Zehrwespe.

Weil starkes Wachstum der Birnenbäume den Befall begünstigt, rät das Kompetenzzentrum Obstbau, es mit bedarfsgerechter Stickstoffgabe und verhaltenem Schnitt zu bremsen. Bei leichtem Befall hilft es schon, die besiedelten Triebe auszubrechen. Bei mittlerem Befallsdruck wird eine integrierte Bekämpfung angeraten: Dazu gehört der Einsatz von Nützlingen und nützlingschonenden Pflanzenschutzmitteln. Drohen erhebliche Schäden, muss man die Pflanzenschutzbehörde zu Rate ziehen.

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