Welternährung – in der Krise?

Industrieverband Agrar (IVA) - Pflanzenernährung, Frankfurt/Main European Fertilizer Association (EFMA), Brüssel (Belgien)

Lebensmittel sind knapp, weil:

  • die Weltbevölkerung wächst
  • die Kaufkraft der Verbraucher steigt und die Ernährungsgewohnheiten sich verändern
  • die Weltgetreidevorräte auf niedrigem Niveau sind, v. a. aufgrund von Missernten in den letzten Jahren
  • die landwirtschaftliche Produktion in vielen Industrieländern während der letzten Jahrzehnte eingeschränkt war
  • Investitionen in die Landwirtschaft keine Priorität bei der internationalen Entwicklungszusammenarbeit haben
  • die Produktivität in der Landwirtschaft immer weniger wächst
  • die Rentabilität in der Landwirtschaft strukturbedingt niedrig ist
  • ein Teil der landwirtschaftlichen Kulturen zur Produktion von Bioenergie verwendet werden'

     

Hohe Anforderungen an die Landwirtschaft

  • Die FAO erwartet, dass der Lebensmittelbedarf bis 2030 um 60 % steigen wird.
  • Aufgrund des Klimawandels wird die Bedeutung erneuerbarer Rohstoffe und Energie weiter zunehmen.
  • Der Bedarf an Nahrungs- und Futtermitteln sowie nachwachsenden Rohstoffen für die stoffliche und energetische Verwertung steigt in Zukunft stark an.

     

Kann die Landwirtschaft die Herausforderungen bewältigen?

Kritische Faktoren:

  • Durch die erforderlichen Produktionssteigerungen in der Landwirtschaft sind Auswirkungen auf die Umwelt unvermeidbar.
  • Weltweit existieren ungenutzte Flächenareale, die für die landwirtschaftliche Produktion geeignet sind, insbesondere in Afrika und Lateinamerika. Allerdings würde die Umwandlung dieser natürlichen und naturnahen Ökosysteme in Ackerland den Klimawandel stark vorantreiben und weitere negative Effekte auf die Umwelt haben
  • Der Klimawandel erhöht die Instabilität des Klimas weltweit. Wasser ist in vielen Regionen bereits heute der knappe Faktor für die landwirtschaftliche Produktion.
  • Grenzen für ein Produktionswachstum setzt auch in vielen Teilen der Welt die noch völlig unzureichende Infrastruktur.
  • Die Abwanderung der Landbevölkerung in Städte führt v. a. in Entwicklungs- und Schwellenländern mehr und mehr zu einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in der Landwirtschaft.
  • In vielen Ländern verhindert die fehlende soziale und ökonomische Stabilität Investitionen im landwirtschaftlichen Bereich.
  • Die Forderung nach mehr Produktion und mehr Intensität bedeutet speziell für die Europäische Union einen Paradigmenwechsel in der Agrarpolitik. Der notwendige grundlegende Wandel braucht politische und öffentliche Unterstützung.
  • Stark steigende Preise für Energie und Rohstoffe können die bereits stark gestiegenen Produktionskosten für landwirtschaftliche Erzeugnisse weiter in die Höhe treiben.

     

Ja, die Landwirtschaft kann die Herausforderungen bewältigen!

  • Steigende Erzeugererlöse und eine verbesserte Rentabilität in der Landwirtschaft sind Anreize zu Produktionssteigerungen und Investitionen. Dies gilt sowohl für Entwicklungs- und Schwellenländer, also auch für die Industriestaaten.
  • Um Umweltbelastungen zu begrenzen, sollten die notwendigen Produktionssteigerungen vorrangig auf existierenden landwirtschaftlichen Flächen erfolgen. Hierzu stehen große Areale auf der nördlichen und südlichen Hemisphäre zur Verfügung, deren Ertragspotenziale durch schlechte, ineffiziente Bewirtschaftung nicht ausgeschöpft werden. Die Umwandlung natürlicher und naturnaher Ökosysteme in Ackerland sollte erst in Betracht kommen, wenn vorhandene landwirtschaftliche Flächen effizient bewirtschaftet und deren Ertragspotenziale genutzt werden.
  • Eine moderne Landwirtschaft nach „Guter Fachlicher Praxis“ ermöglicht hohe Erträge bei gleichzeitig niedrigen Umweltbelastungen.
  • Die Vorteile neuer Technologien, einschließlich der Gentechnik, müssen genutzt werden.
  • Die Bereitstellung von mehr Ressourcen für Forschung und Entwicklung im Bereich Landwirtschaft sind Voraussetzung zur Weiterentwicklung produktiver hocheffizienter Bewirtschaftungssysteme.
  • Investitionen und politische Maßgaben, die der Landwirtschaft dienlich sind, sollten unterstützt werden. Besondere Bedeutung kommt dabei den Entwicklungsländern zu.



Es wird einige Zeit dauern, bis der Nahrungsmittelbedarf und das Angebot wieder in Balance gebracht werden. Die internationale Gemeinschaft muss denen helfen, die unter dem rapiden Anstieg der Nahrungsmittelpreise zu leiden haben.

Frankfurt am Main, im Januar 2009

 

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