das-schneckenproblem-hat-sich-aufgeschaukelt.jpg
Das Schneckenproblem hat sich aufgeschaukelt. Oft hilft nur Schneckenkorn. Quelle: Bayer CropScience
03.09.2009
Umwelt & Verbraucher

Was tun Ackerbauprofis gegen die Schneckenplage?

Nach der Rapsaussaat vorbeugen, kontrollieren und wenn nötig bekämpfen

Ein paar feuchte und milde Tage, und schon sind sie wieder da - auch nach längerer Trockenheit: Schnecken, soweit das Auge reicht. Landwirte haben von der Aussaat an ein wachsames Auge auf die gefräßigen Kriechtiere. Zum integrierten Pflanzenschutz gehören Vorbeugung, regelmäßige Kontrolle und bei Bedarf Bekämpfung.

Erfahrene Ackerbauern lassen sich auch durch eine länger anhaltende Trockenheit nicht täuschen. Denn kaum regnet es, kommen die schleimigen Kriechtiere zum Vorschein und putzen alles weg, was ihnen vor die Mundwerkzeuge kommt. Junger Raps im Herbst oder Zuckerrüben- und Maispflänzchen im Frühjahr sind für sie eine Delikatesse. Sogar Getreide steht auf ihrem Speiseplan. Lässt man sie ungestört fressen, erkennt man nach wenigen Tagen nicht mehr, welche Kultur auf der Fläche wachsen sollte. Es droht Totalausfall beziehungsweise die Neueinsaat mit Mehrarbeit und zusätzlichem Energieaufwand, also höhere Kosten.

Sind die Saaten im Boden, ist jeder Landwirt gut beraten, seine Flächen regelmäßig zu kontrollieren. Etwas Schneckenkorn unter Folien, Brettern oder feuchten Jutesäcken ausgelegt, bringt die Schnecken an den Tag. Schneckenalarm ist angesagt, wenn Blätter der aufgelaufenen Pflanzen unregelmäßig durchlöchert oder ganz abgefressen sind und sich Schleimspuren an Pflanzen und auf dem Boden zeigen.

Dann hilft nur noch die direkte Bekämpfung mit Schneckenkorn. Optimal sind circa 35 bis 40 Körner pro Quadratmeter, die mit speziellen Granulatstreuern oder sehr genau arbeitenden Düngerstreuern gleichmäßig über die Flächen ausgebracht werden. Bei sachgemäßer Anwendung droht keine Umweltgefährdung. Auch nicht durch Sekundärvergiftungen zum Beispiel bei Igeln oder Reptilien, die tote Schnecken fressen.

Vorbeugen ist besser als heilen

Damit es gar nicht erst zur Schneckenplage kommt, beugen Landwirte vor. Sie bieten den Schecken keine Unterschlupfmöglichkeit in Bodenhohlräumen. Mit so genannten Packern wird die Krume nach der Lockerung und der Saatbettbereitung gewalzt und dadurch rückverfestigt. Wird der Boden zudem mehrmals mit Grubbern, oder mit Scheiben- oder auch Kreiseleggen bearbeitet, fallen den Scharen, Scheiben, Zinken und Walzen der Maschinen bis zu 90 Prozent der Schnecken zum Opfer. Grubbern ist zum Beispiel vor dem Zuckerrübenanbau im März oder April auch bei tiefen Wintertemperaturen günstig, weil es viele Schneckeneier an die Oberfläche befördert, die dann erfrieren. Selbstverständlich sind darüber hinaus alle Maßnahmen sinnvoll, die die Jugendentwicklung der Pflanze beschleunigen, so zum Beispiel eine bedarfsgerechte Düngung. Branntkalk hat dabei den erwünschten Nebeneffekt, junge Schnecken zu verätzen.

Das Schneckenproblem hat sich aufgeschaukelt

Das Schneckenproblem ist in den letzten Jahrzehnten gewachsen. Als eine mögliche Ursache gilt unter anderem der zunehmende Rapsanbau. Raps ist eine bevorzugte Nahrungspflanze für Schnecken. Zwischenfrüchte wie Gelbsenf oder Phacelia, die den Boden zwischen der Ernte und der erneuten Aussaat der Hauptkultur begrünen, sind zwar für den Boden und den Nährstoffhaushalt vorteilhaft. Gleichzeitig sind sie aber für Schnecken ein richtiges Paradies. Sie wirken wie ein Sonnenschirm und bieten reichlich Nahrung. Ebenso ist die pfluglose Bodenbearbeitung ein zweischneidiges Schwert. Einerseits schont die reduzierte Bodenbearbeitung Umwelt und Budget. Auch arbeitswirtschaftlich ist sie vorteilhaft, da zeitsparend.! Andereseits bieten die dadurch an der Oberfläche verbleibenden Pflanzenreste Schnecken Schutz und Nahrung. Der Landwirt muss also abwägen und entscheiden, was für seinen Standort wichtiger ist.

Weitere Beiträge: