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Stabilisierte Dünger reduzieren den Arbeitszeitbedarf und verringern das Risiko der Nährstoffauswaschung. Foto: BayWa
09.02.2017
Umwelt & Verbraucher

Was sind Langzeitdünger und wie funktionieren sie?

Dosierte Nährstoffabgabe vereinfacht Düngung

Bedarfsgerecht düngen für optimales Pflanzenwachstum, für Klima- und Wasserschutz    das sollte das Ziel aller Pflanzenbauer sein. Das bedeutet für Hobbygärtner wie für Pflanzenbau-Profis eine echte Herausforderung. Besonders bei extremem Wetter und wenn man nicht in kurzen Abständen immer wieder in den Düngersack greifen will. Langzeitdünger mit umhüllten Nährstoffen sowie stabilisierte Stickstoffdünger können Teil der Lösung sein. Sie geben die Nährstoffe über einen langen Zeitraum frei, versorgen die Pflanzen zuverlässig und sind weniger auswaschungs- und emissionsgefährdet.

Die bedarfsgerechte Düngung lässt sich nicht in Formeln pressen – weder die Menge noch der Zeitpunkt. Die große Unbekannte ist das Wetter: Temperaturen und Niederschläge beeinflussen das Pflanzenwachstum und damit deren Hunger. Ist es beispielsweise im Frühjahr ungewöhnlich kalt, brauchen Pflanzen kaum Nährstoffe, weil sie nur wenig wachsen. Bei warmem Wetter und ausreichender Feuchtigkeit im Boden haben die dann schnell wachsenden Pflanzen einen wesentlich höheren Bedarf. Wie können Anbauer sicherstellen, dass ihre Pflanzen über die ganze Wachstumsphase optimal mit Nährstoffen versorgt sind, aber gleichzeitig kein Überschuss entsteht?

Auswaschungsgefahr bei Nitrat-Stickstoff

Für die meisten Nährstoffe ist das kein Problem. Phosphor, Kalium oder Magnesium können auf Vorrat gedüngt werden, weil sie in der Regel nicht vom Regen aus dem durchwurzelbaren Boden ins Grundwasser ausgewaschen werden. Die Pflanze nimmt dann so viel auf, wie sie benötigt. Anders ist es bei Stickstoff (N), der als „Motor des Wachstums“ gilt. Die Dünger haben oft einen hohen Anteil an wasserlöslichem Nitrat (NO3), der schnell zur Wurzel gelangen und dort von der Pflanze aufgenommen werden kann. Bei starkem Regen und auf sandigen, durchlässigen Böden kann Nitrat aber ins Grundwasser ausgewaschen werden. Umhüllte und stabilisierte Stickstoffdünger verringern dieses Risiko.

Stabilisiert oder umhüllt

Liegt der Stickstoff als Harnstoff vor, dann wird dieser von Bodenbakterien mithilfe des Enzyms Urease in Ammonium und CO2 gespalten. Bei Bodentemperaturen von 10 Grad Celsius geschieht das innerhalb von zwei Tagen. Dadurch steigt der pH-Wert des Bodens rapide an und das Ammonium geht teilweise als gasförmiges Ammoniak verloren, vor allem bei trockenem Wetter mit intensiver Sonneneinstrahlung und basischen Böden. Ureasehemmstoffe blockieren das Enzym und verzögern die Umwandlung um bis zu zehn Tage. Damit sorgen sie für eine langsame Umwandlung des Harnstoffs in Ammonium mit entsprechend geringeren gasförmigen Verlusten.

Ammonium wird von anderen Bodenbakterien über die Zwischenstufe Nitrit zu Nitrat umgewandelt (Nitrifikation). Dieser Vorgang dauert abhängig vom Boden und von der Temperatur in der Vegetationszeit zehn bis 14 Tage. Durch den Zusatz von Nitrifikationshemmstoffen wird dieser Prozess deutlich verlangsamt, die Ammoniumphase im Boden hält dann vier bis acht Wochen an. Eine ansteigende Bodentemperatur verkürzt auch hier die Wirkungsdauer. Bei guten Wachstumsbedingungen für Pflanzen und Bakterien wird also mehr Harnstoff oder Ammonium zu Nitrat umgewandelt. Im Idealfall stimmt dann die umgewandelte Menge mit dem Pflanzenbedarf annähernd überein.

Aus umhüllten Düngern werden die Nährstoffe ebenfalls dosiert abgegeben. Die schwefel- oder polymerhaltige Ummantelung verlängert die Abgabe in den Wurzelraum auf rund sechs Monate. Sowohl bei den stabilisierten als auch den umhüllten Düngern gibt es Mischungen mit nitrathaltigen Düngern. Damit wirkt ein Teil des Düngers bereits ohne jede Verzögerung direkt nach der Ausbringung und kann den akuten Nährstoffbedarf sofort lindern.

Vorteile für den Anwender

Stickstoffstabilisierte Dünger finden in der Landwirtschaft zunehmend Freunde. Statt zweier Düngergaben im Frühjahr zu Raps ist nur noch eine erforderlich. Bei Getreide werden aus drei Gaben zwei. Das reduziert die Maschinenkosten, den Dieselverbrauch und den Arbeitszeitbedarf. Auf Standorten mit Trockenphasen im April oder Mai macht die Anwendung zusätzlich Sinn, weil die frühe zusammengefasste Gabe meistens noch von der Winterfeuchtigkeit profitiert und auf jeden Fall wirkt. Das macht die Erträge sicherer. Weil das Risiko der Nitrat-Auswaschung sinkt, kann insgesamt auch etwas an der Menge gespart werden.

Die ersten umhüllten Dünger gab es bereits 1967. Seitdem wurden sie immer weiter verbessert. Heute werden sie besonders gerne auf Rasen und bei Balkon- und Kübelpflanzen eingesetzt. Ein bis zwei Mal düngen reicht für die ganze Vegetationsphase aus. Detaillierte Informationen finden sich auf den Packungen. Sehr einfach in der Anwendung sind die bekannten Düngestäbchen für Zimmerpflanzen. Bei Rasen müssen Anwender genauer überlegen. Die vorherrschende Gräserart bestimmt den Bedarf. Die Nutzungsintensität ist ebenso maßgeblich. Bei geringer Belastung sind rund 15 Gramm, bei hoher Belastung (Sport- und Spielplätze) 25 Gramm reiner Stickstoff pro Quadratmeter und Jahr erforderlich.

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