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Der Riesling ist die Parade-Rebsorte im Weinanbaugebiet Mosel, Saar und Ruwer. Experten schätzen, dass der Jahrgang 2007 als besonders mineralisch und extraktreich in die Annalen eingeht. Quelle: Hans Krämer
22.11.2007
Umwelt & Verbraucher

Spitzen-Weinlese trotz Wetterkapriolen

Das verrückte Wetter bescherte den Winzern 2007 einen außergewöhnlichen Wein-Jahrgang

Sommertemperaturen im Frühling, Regen von Juni bis August und ein trockener Herbst: 2007 war ein ungewöhnliches, aber sehr gutes Weinjahr. Die frühe Blüte und beste Bedingungen für eine lange Weinlese bescherten den Winzern eine große Traubenernte von hervorragender Qualität. Das Wetter kam sogar den Pflanzenschutzmaßnahmen zu Hilfe: Pilzerkrankungen und Schädlinge traten nur in geringem Umfang auf. So konnten sich gesunde Trauben entwickeln. Selbst Hagel und Sonnenbrand konnten dem neuen Jahrgang nicht schaden.

Spitzenjahrgang erwartet

„Idealer könnten die Voraussetzungen für den Weinjahrgang 2007 nicht sein“, resümiert Peter Wohlfahrt, Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes e.V. in Freiburg, „Über alle Rebsorten hinweg ist die Qualität hervorragend, mit überdurchschnittlichen Mostgewichten, hohen Extraktwerten und guter Säurestruktur.“

Was für die badische Weinstraße gilt, trifft im Kern auch die Situation in den zwölf weiteren deutschen Anbaugebieten: Überall wird der fruchtbetonte neue Jahrgang gelobt. Ausschlaggebend dafür waren die ungewöhnlich langen Reifezeiten der Weintrauben.

Lange Vegetationsperiode

In unseren Breitengraden wachsen Weintrauben normalerweise in 100 Tagen heran; die frühe Blüte gab ihnen dieses Jahr fast drei Wochen länger Zeit. In einigen Lagen, so zum Beispiel an den Steilhängen von Mosel, Saar und Ruwer, reiften die Trauben sogar bis zu 150 Tagen. Bei dem trockenen und nicht zu warmen September- und Oktoberwetter konnten sich die Winzer auch mit der Lese Zeit lassen. Davon profitiert der Wein: Die Früchte konnten länger Sonne tanken und mehr Mineral- und Aromastoffe einlagern.

Hitze und Trockenheit im Frühjahr

Den Auftakt in das Weinjahr 2007 machte ein milder Winter. Es folgte ein außergewöhnlich warmer Frühling mit sommerlichen Temperaturen über 25° C im April und bis zu 35° C im Mai. Die Wärme ließ die Reben schon im April austreiben und Ende Mai war die Blüte schon in den meisten Lagen abgeschlossen. „Eine derart frühe Blüte gab es zuletzt vor 86 Jahren – im legendären Riesling-Jahrgang 1921“, berichtete Weinbaupräsident Adolf Schmitt anlässlich der Herbstpressekonferenz des Vereins Moselwein e.V. So war das Aprilwetter fast überall; im nördlichsten Weinanbaugebiet in Saale-Unstrut war es extrem: Hier sorgten sich die Winzer angesichts der „wüstenähnlichen Trockenheit“. Im Mai fiel dann der lang ersehnte Regen und ließ die Reben üppig sprießen.

Schadpilze hatten keine Chance

Die Pflanzenschutzmaßnahmen der Winzer wurden vom Wetter unterstützt: Das trockene Frühjahr hemmte die Sporenbildung von Schadpilzen und damit deren Ausbreitung auf dem jungen, empfindlichen Laub. Im Sommer kam dann der Regen. Der gefürchtete Fäulnispilz Botrytis konnte sich nicht ausbreiten: Für ihn blieb es zu kühl. Dadurch konnten die Trauben bis zu ihrem idealen Reifegrad am Stock hängen bleiben. Im Vorjahr hatte die Ausbreitung der Botrytis eine „Blitzernte“ notwendig gemacht.

Kaum Sorge mit dem Traubenwickler

Auch der Traubenwickler und dessen Maden, der Heu- und Essigwurm, richteten 2007 kaum Schaden an. Nachdem im warmen Frühjahr noch eine massenhafte Verbreitung befürchtet wurde, störten Kühle und Nässe im Juni und Juli die Eiablage. Das Wetter hielt weitere Überraschungen bereit. In einigen Regionen hagelte es; allerdings nur punktuell. Als sich nach vielen trüben Tagen im Juli die Sonne mit aller Macht zurückmeldete, erlitten viele Trauben einen Sonnenbrand. Geschadet hat es dem Jahrgang nicht: Die verbrannten Beeren trockneten ein, fielen ab und machten den gesunden Früchten Platz.

Maßgeschneiderte Ernte

Nach der knappen Ernte 2006 kommt die gute Weinlese 2007 wie gerufen. „Von der Menge und Qualität her haben wir dieses Jahr eine maßgeschneiderte Ernte“ berichtet Andreas Göpfert, Marketingleiter im Haus des Frankenweins. Damit dürfte er den meisten Winzern aus der Seele sprechen. Die Qualität des Leseguts profitierte auch von dem trockenen, aber nicht zu warmen Herbst, denn es war möglich, jeweils nur die richtig ausgereiften Trauben zu ernten. Dafür lesen die Winzer in mehreren Arbeitsgängen, insbesondere bei der Herstellung von Qualitätswein. Wenn das Wetter es zulässt, wird drei bis vier Mal geerntet; an den Steilhängen der Mosel sogar bis zu fünf Mal. Die Liebhaber deutscher Weine können sich deshalb auf besonders gute Tropfen freuen: Vom Partywein bis zur Beerenauslese.