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Der Sanddorn ist nicht nur prächtig anzuschauen, er ist auch ertragreich, robust und pflegeleicht. Foto: Dr. Schneider, Meerbusch
13.11.2014
Umwelt & Verbraucher

Sanddornanbau verspricht reiche Ernten

Ein Kulturstrauch erobert seinen Platz im Erwerbsobstbau

„Bring mir 1 000 Tonnen, und wir sind im Geschäft.“ Diese Aufforderung der Verarbeiter gilt für alle Obst- und Beerenarten, die bislang ein Nischendasein fristen, also auch für Sanddorn. Der robuste Sanddornstrauch hält mit seinen üppigen Wurzeln die Erdkrume fest. Er findet sich bislang an Straßen- und Bahnböschungen, gelegentlich auch als Zierde in Gärten und Parks. Jetzt gelangt Hippophae rhamnoides dank seiner vitaminreichen Beeren zunehmend in den Erwerbsobstbau.

Der Sanddornstrauch ist pflegeleicht, und seine Früchte gelten wegen ihres hohen Vitamingehalts (Vitamin C, B 12, Carotin) als sehr gesund. Ihr Vitamin C-Gehalt liegt bei 450 Milligramm pro 100 Gramm, der von Zitronen bei 50 Milligramm. Hauptanbauregionen sind Nord- und Ostdeutschland. Deshalb gilt diese Sonderkultur als die „Zitrone des Nordens“. Drei Meter tief ragen die Wurzeln in den Boden, wobei sie sich kriechend im Umkreis bis zu zwölf Meter ausdehnen können. Die Beliebtheit der orangenen Beeren wäre noch sehr viel höher, wenn da nicht die sperrigen Dornen wären.

Sanddorn beschafft sich Stickstoff durch Symbiose

Züchtungserfolge der letzten Jahrzehnte haben einen Schub gebracht. Vor allem in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sind Obstbauern im größeren Stil in den Anbau der dornigen Kultur eingestiegen. Intensive Stickstoffdüngung ist nicht nötig, denn der Sanddorn beschafft sich den Stickstoff dank einer Symbiose mit Strahlenpilzen selbst. Graseinsaaten in die Arbeitsgassen sind nicht zu empfehlen, weil sie die „fruchtbare“ Zusammenarbeit der Wurzeln mit den Luftstickstoff bindenden Strahlenpilzen stören.

Der Dornenbusch hat viele Liebhaber

Üblich ist die mechanische Bodenpflege. In den ersten Standjahren kommt die Handhacke gegen unerwünschte Beikräuter zum Einsatz. Später verträgt Sanddorn auch Herbizide, um die Arbeitsgassen unkrautfrei zu halten. Der vitale Dornenbusch kennt weder Schorf noch Mehltau und muss allenfalls den Verticillium-Pilz fürchten, der Welke verursacht und die ganze Pflanze erfassen kann. Auch Schmetterlingsraupen und Stare tun sich gern an Blättern und Früchten gütlich. Neuerdings bedroht die Sanddornfliege (Rhagoletis batava Her.) den Anbau. Deren fresslustige Maden lassen vertrocknete Beeren zurück.

Geerntet wird nach der Zwischenstation Gefrierhaus

Von Hand oder maschinell zu pflücken ist nicht praktikabel, weil die Sträucher stachelig und die Beeren klein sind. Es hat sich bewährt, die Zweige samt Früchten abzuschneiden, in Großkisten zu verpacken und ins Gefrierhaus zu bringen. Anschließend gerüttelt und geschüttelt fallen die reinen Beeren in die Erntekörbe. Im ostdeutschen Erwerbsobstbau liegen die Erntemengen bei bis zu vier Tonnen je Hektar. Auch die zurückbleibenden Zweige besitzen Inhaltstoffe, die für pharmazeutische Zwecke genutzt werden. Nach einer derart einschneidenden Ernte vergehen freilich drei bis vier Jahre bis zur nächsten „Pflücke“. Deshalb ist es wichtig, die Ernte in der Obstbauanlage wohlüberlegt zu staffeln.

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