Kann intensive Bodenbearbeitung die Erträge steigern?
Vor- und Nachteile
Die Entscheidung für oder gegen den Pflug zieht eine Reihe von Konsequenzen nach sich. Dauerhaft pfluglos bestellte Flächen weisen ein stabileres Bodengefüge auf. Sie beherbergen mehr Regenwürmer und Bodenlebewesen. Zudem können sie Starkregen besser verkraften und neigen weniger zu Erosion und Verschlämmung. Andererseits wachsen vermehrt Unkräuter und Ungräser, weil sich deren Samen im Oberboden anreichern. Verbleiben die Erntereste in der obersten Bodenkrume, können diese die eingesäten Pflanzen mit Halm-, Blatt- und Ährenkrankheiten infizieren. Leistungsstarke Pflanzenschutzmittel sind hier notwendig.
Aufwand und Ertrag müssen stimmen
Einer der Hauptgründe für den Pflugverzicht ist leicht nachvollziehbar: Er spart Geld. Da der Boden beim Pflügen tief gelockert und gewendet wird, kostet das viel Energie – jeder Hobbygärtner kennt das vom Umgraben seines Gartens her. Darüber hinaus braucht der Landwirt mit dem Pflug zwei- bis dreimal so lange wie mit dem Grubber, um einen Boden saatfertig zu machen. Die Zugkraft eines 125 KW starken Traktors reicht nämlich gerade einmal aus, um einen Pflug mit zwei Metern Arbeitsbreite zu ziehen. Mit dem flacher arbeitenden Grubber, der den Boden mit seinen Zinken lockert und mischt, sind fünf Meter Arbeitsbreite möglich.
Von Fall zu Fall abwägen
Mit welchem Gerät das Saatbett im Herbst am besten vorbereitet wird, hängt aber auch von den aktuellen Bedingungen ab. Ist der Boden abgetrocknet, weitgehend eben und unkrautfrei? Sind die Ernterückstände der Vorfrucht gleichmäßig verteilt und möglichst schon verrottet? Dann kann der Landwirt auf den Pflug verzichten. Doch gerade bei typischer, unbeständiger Herbstwitterung kommt der Pflug zum Zuge. Das Getreide sollte in mäßig feuchtem Boden eingesät werden. Sind die obersten zehn Zentimeter durchnässt, kann der Pflug aus 25 oder 30 Zentimeter Tiefe trockeneren und saatfähigen Boden an die Oberfläche befördern.
Pauschale Empfehlungen oder Vorgaben sind also nicht sinnvoll. Der Landwirt kennt seinen Standort und die jeweiligen Bedingungen am besten und muss von Fall zu Fall abwägen, wie er seinen Boden bearbeitet.
„Blumentöpfe“ reichen nicht
Auch auf einem modernen Ackerbaubetrieb hat der Pflug seine Daseinsberechtigung - davon ist Dr. Hansgeorg Schönberger, langjähriger Pflanzenbauberater aus Schleswig Holstein, überzeugt. Er hat die stagnierenden Getreideerträge der letzten Jahre genauer untersucht. „Das Wetter ist nicht allein schuld“, schreibt er im Magazin top agrar im Oktober 2008. Neben einer Reihe von anderen Gründen hält er den Trend zur pfluglosen Bodenbearbeitung für ursächlich.
Schönberger kritisiert zum Beispiel, dass flach bearbeitete Böden dem Getreide häufig zu wenig durchwurzelbaren Raum bieten würden. Dies gelte vor allem für Böden mit einem geringen Selbstlockerungsvermögen. „Eine üppige Zimmerpflanze pflanzen wir in einen größeren Kübel, aber auf dem Acker topfen wir einen 10-Tonnen-Bestand in einen Joghurtbecher“, so seine Argumentation. Die Nährstoffverarmung der tieferen Bodenschichten hält er für eine weitere Folge. Falls während einer heißen Witterungsphase die besser versorgte obere Bodenschicht austrockne, bekäme die Pflanze kaum noch Phosphor- und Kaliumnachschub. Auf tiefgründigen, gepflügten und gut gemischten Böden träte ein Mangel hingegen erst später ein
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