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Olaf Henke nutzt soziale Medien, damit die Gesellschaft wieder mehr mit statt über die Landwirtschaft redet. Foto: privat
30.06.2016
Umwelt & Verbraucher

Olaf Henke: Landwirt und Agrarblogger

Mit der Landwirtschaft statt über sie reden

Olaf Henke führt einen Ackerbaubetrieb in Lüchow (Niedersachsen). Damit hat er eine ganze Menge Arbeit, aber Zeit für soziale Medien nimmt er sich trotzdem. Sie sind für ihn der direkte Draht zu vielen Menschen, die er auf diesem Weg erreicht. Auf seiner Seite „landblogger.de“ greift er unter anderem „Aufreger-Themen“ rund um die Landwirtschaft auf.

Herr Henke, für den Außenstehenden ist die Vorstellung, dass ein Landwirt über seine Arbeit bloggt, etwas ungewöhnlich. Passt das zusammen?

Das passt sogar sehr gut zusammen. Blogs leben von interessanten Geschichten, und die gibt es in der Landwirtschaft reichlich. Das Interesse der Leute ist da. Die weit verbreitete Landsehnsucht oder die öffentlichen Diskussionen darüber, wie Landwirtschaft heute aussehen sollte, sind klare Zeichen dafür. Deswegen bin ich seit zwei Jahren in verschiedenen sozialen Medien unterwegs. Damit will ich erreichen, dass die Gesellschaft wieder mehr mit der Landwirtschaft statt über sie redet.

Auf welchen Kanälen sind Sie zu finden und wie viel Zeit investieren Sie?

Mein Blog ist auf der Seite „landblogger.de“ zu finden. Auf Facebook lautet mein Name „Der Landblogger“. Darüber hinaus nutze ich Twitter (@Der_Landblogger) und in geringem Umfang auch Google+. Um mich zu informieren, Themen zu formulieren und einzustellen oder in Blogs zu diskutieren, brauche ich im Schnitt etwa eine dreiviertel Stunde pro Tag. Eigentlich ist das zu wenig, aber die Arbeit auf dem Hof hat natürlich Priorität.

Welche Themen greifen Sie auf?

Tagesaktuelle Themen stehen bei mir im Mittelpunkt. So zum Beispiel die emotionale Diskussion um die Erneuerung der Zulassung von Glyphosat oder die Debatte um die Tierhaltung in Deutschland. Letztes Jahr habe ich mehrfach Fotos und kurze Texte zur Aktion „Schau ins Feld!“ des IVA gepostet. Daran habe ich mich beteiligt, weil ich vorbei kommenden Spaziergängern und Radfahrern zeigen wollte, was auf landwirtschaftlichen Flächen ohne Anwendung von Pflanzenschutzmitteln passiert. Außerdem erkläre ich, wie ich meinen Hof führe, wieso ich bestimmte Dinge mache und andere unterlasse.

Sind Sie ein Exot oder sind viele Berufskollegen ähnlich aktiv wie Sie?

Mit meiner Seite landblogger.de gehöre ich zu den rund zwei Dutzend Personen oder Gruppen in Deutschland, die eine eigene Blogplattform aufgebaut haben. Darüber hinaus fallen mir rund 60 Landwirtinnen und Landwirte auf, die sehr regelmäßig in den sozialen Medien aktiv sind. Beispielsweise mit eigenen Facebook-Seiten, Twitter-Nachrichten oder Instagram-Profilen. Schätzungsweise mehrere Tausend beteiligen sich gelegentlich. Mir persönlich sind das noch zu wenige. Aber die Tendenz ist steigend. Immer mehr junge Berufskollegen werden in den sozialen Medien aktiv.

Welche Blogs finden Sie persönlich gut?

Weit oben in meiner persönlichen Rangliste steht „Bauernwiki – frag‘ doch mal den Landwirt“. Hier werden ganz viele Themen abgedeckt. Das Besondere an der Seite sind die zahlreichen Familien, die sich hier vorstellen und einen Einblick in ihr Leben geben. Auf „stallbesuch.de“ steht die Tierhaltung im Fokus. Inhaltlich sehr gelungen finde ich „schillipaeppa.net“. Dazu kommt die Seite „blogagrar.de“. Das ist einer der ersten landwirtschaftlichen Blogs. Mein erster Kontakt mit Blogs ist über die Facebook-Seite „Brokser Sauern“ zustande gekommen.

Warum sind die sozialen Medien für Sie so faszinierend?

Über diese Kanäle erreiche ich viele Menschen. Bis vor einigen Jahren war das ganz anders. Da waren es noch Zeitungen, Radio, Fernsehen oder andere sogenannte Multiplikatoren, die Inhalte vermitteln und Meinung machen konnten. Diese Schranke oder anders gesagt, dieser Meinungsfilter fällt jetzt weg. Nicht nur die Landwirtschaft, sondern alle möglichen Gruppierungen haben das erkannt. Wir Landwirte müssen diese Chance ergreifen, denn die von anderen veröffentlichte Meinung weicht sehr stark von der Realität auf unseren Höfen ab.

Wo werden Sie zukünftig Ihre Schwerpunkte setzen?

Zwischenzeitlich ging es mir mehr darum, Berufskollegen für die sozialen Medien zu begeistern und zum Mitmachen zu motivieren. Jetzt werde ich versuchen, wieder verstärkt landwirtschaftliche Laien anzusprechen. In der Rubrik "Landimpressionen" auf landblogger.de erzähle ich dafür aus meinem landwirtschaftlichen Alltag und werde verstärkt auf multimediale Inhalte setzen. Mein Zeitbudget dafür wird allerdings auch in Zukunft begrenzt bleiben.

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