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Trotz teilweise ungünstiger Witterung im Jahresverlauf, fällt die bisherige Erntebilanz 2016 eher durchschnittlich aus. Foto: istock
20.10.2016
Umwelt & Verbraucher

Obstsaison 2016: Top oder Flop?

Ungünstige Witterung sorgt für durchwachsene Ernte

Der Winter war zu mild, das Frühjahr etwas zu kühl und der Sommer anfangs viel zu nass – das alles schlägt sich in der Obsternte vieler Regionen Deutschlands nieder. Außerdem sorgte das Wetter für optimale Bedingungen für Schädlinge und Krankheiten im Obstbau, wie zum Beispiel der Kirschessigfliege und der Grauschimmelfäule. Dennoch fällt die bisherige Erntebilanz 2016 eher durchschnittlich aus. Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), betonte auf der Erntepressekonferenz 2016, wie notwendig Pflanzenschutz zur Sicherung der Ernten ist.

Kurzer Obst-Wetterrückblick 2016

Nach den besonders milden Wintern 2013/14 und 2014/15 war auch der vergangene Winter außergewöhnlich warm. Im Frühjahr kam es zu erheblichen Unterschieden im Niederschlagsverhalten: Der Norden von Deutschland war zu trocken, während es im Süden zu nass war. In der Blühphase der Obstbäume kam es kaum zu Schäden durch Spätfröste, jedoch begann das Wachstum – infolge der kühlen Witterung im Frühjahr – etwa zwei Wochen später. Regionale Wetterextreme mit stürmischen Gewittern, Starkregen und Hagel sorgten Ende Mai über dem Westen und Süden von Deutschland auch an Obstbäumen für schwere Schäden.

Enttäuschende Erdbeerernte

Die Erdbeeranbauer haben in der Saison 2016 unter den Witterungsbedingungen gelitten: Die erwartete Erntemenge liegt bundesweit bei rund 119 000 Tonnen und damit um 26 Prozent unter dem Vorjahresergebnis beziehungsweise um 21 Prozent unter dem Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre. Dieser Ertragsrückgang ist zum einen auf die kühle und trockene Witterung während der Zeit der ersten Erdbeerblüte zurückzuführen. Zum anderen kam es durch die feucht-schwüle Witterung im Juni und Juli zu erheblichen Ernteverlusten durch die Grauschimmelfäule (Botrytis cinerea). „Innerhalb kurzer Zeit verfaulten viele Früchte auf dem Feld und mussten von den Erntehelfern zwischen den gesunden Früchten herausgepflückt werden. Dieses sogenannte Hygienepflücken führte zu hohen Personalkosen“, berichtet Simon Schumacher vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer. Der vor der Witterung geschützte Anbau unter Folientunneln wurde in diesem Jahr ausgeweitet und sei die „Rettung“ in diesem katastrophalen Erntejahr gewesen, so Schumacher.

Sauerkirschernte fiel ins Wasser

Das Statistische Bundesamt schätzt die Erntemenge in diesem Jahr bei Sauerkirschen auf 15 700 Tonnen und bei Süßkirschen auf 32 400 Tonnen. Insbesondere auf die Ernte der Sauerkirschen wirkte sich der starke Regen sowie Hagel und Frost während der Blüte ungünstig aus. Gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre nahm die Erntemenge um 26 Prozent ab. Dieser Rückgang ist aber auch auf umfangreiche Rodungen der Anbauflächen seit 2007 zurückzuführen.

Bei den Süßkirschen gibt es dagegen eine geringe Zunahme um zwei Prozent verglichen mit der Durchschnittsernte der letzten zehn Jahre. Ein äußerst positives Ergebnis meldet Thüringen: Hier lag der Ertrag bei Süßkirschen 23 Prozent über dem Vorjahresniveau. Hingegen sind vor allem in Süddeutschland durch die hohen Niederschlagsmengen viele reife Süßkirschen geplatzt und konnten nicht mehr vermarktet werden. Die ungünstige Witterung führte auch zu einem vermehrten Befall von Kirschfruchtfliegen und Kirschessigfliegen. Die mit Fliegen bzw. Maden befallenen Früchte sind ungenießbar und schmecken nach Essig.

Große Schäden durch Kirschessigfliege bei Beerenobst

Auch beim Beerenobst sind 2016 deutliche Schäden durch die Kirschessigfliege sowie die ungünstige Witterung zu verzeichnen. Die Ertragserwartungen liegen meist unter den Zahlen vom Vorjahr. Ein relativ gutes Ernteergebnis erzielten die Kulturheidelbeeren in Niedersachsen. Heiner Husmann, Vorsitzender des Bundes deutscher Heidelbeeranbauer, berichtet: „In Niedersachsen werden 75 Prozent der deutschen Heidelbeerernte eingebracht. Leider fielen die Ernten in vielen süddeutschen Anbaugebieten deutlich schlechter aus.“

Passable Ernte bei Steinobst

Außergewöhnlich früh startete in diesem Jahr die Pflaumenernte im Rheinland schon Mitte Juli. Die deutschlandweiten Ernteerwartungen bei Pflaumen und Zwetschen mit rund 44 000 Tonnen sind etwas niedriger als im Vorjahr (46 900 Tonnen), aber immer noch durchschnittlich. Auch bei Mirabellen wird eine Erntemenge von rund 5000 Tonnen nach 4500 Tonnen in 2015 erwartet. Kaltes Wetter während der Blütezeit hat bei den meisten Pflaumensorten zu etwas geringerem Fruchtansatz geführt, teilte die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen mit.

Gute Apfelernte über dem europäischen Durchschnitt

„Während die Europäische Union mit etwa 12 Millionen Tonnen eine um 3 Prozent kleinere Apfelernte als im Vorjahr erwartet, gehen die Experten in Deutschland von einer 8 Prozent höheren Apfelernte als 2015 aus“, betonte der Vorsitzende der Landesfachgruppe Obstbau im Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer, Dr. Andreas Mager. Generell gibt es gute Vorhersagen für die Ernte in Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Die Apfelbauern am Bodensee sind in diesem Jahr mit einer durchschnittlichen Ernte zufrieden – während der Blüte im April hat den Pflanzen der Frost zu schaffen gemacht. In Nordrhein-Westfalen fällt die Apfelernte nach Angaben der Obstbauern etwa 20 Prozent geringer aus als im Vorjahr, doch schuld daran sei nicht das Wetter. Die Bäume hätten sich im vorangegangen Rekordjahr zu sehr verausgabt und hätten keine Kraft gehabt, wieder so viele Blüten zu bilden. Auch in Rheinland-Pfalz können die Landwirte 2016 nur eine unterdurchschnittliche Apfelernte einbringen.

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