je-besser-die-gruenlandqualitaet-ist-desto-weniger-fertigfutter-muss-der-milchviehhalter-zukaufen.jpg
Je besser die Grünlandqualität ist, desto weniger Fertigfutter muss der Milchviehhalter zukaufen. Quelle: Bayer Imagebank
12.06.2007
Umwelt & Verbraucher

Nur gesundes Grünland macht Kühe wirklich glücklich

Glückliche Kühe auf grünen und blühenden Wiesen – Natur pur oder Leistung der Landwirtschaft oder das harmonische Zusammenspiel von beiden? Lässt der Bauer auf der Weide der Natur ihren Lauf, verändert sich die Zusammensetzung der Pflanzenarten. Unkräuter, die als Tiernahrung nicht in Frage kommen, machen sich breit und mindern den Futterwert der Weide. Giftpflanzen bedrohen Leben und Gesundheit der Weidetiere. Gesunde und nahrhafte Grünflächen brauchen ein wachsames Auge und die pflegende Hand des Landwirts. „Grünlandmanagement“ ist eine anspruchsvolle Aufgabe.

Der Traum jeder Kuh ist eine Weide mit Deutschem Weidelgras, Lieschgras, Wiesenrispe und Weißklee. Die Pflanzen sind schmackhaft, bekömmlich und ermöglichen Milchleistungen von über 25 Litern pro Tag. Je besser die Grünlandqualität ist, desto weniger Fertigfutter muss der Milchviehhalter zukaufen. Hier macht sich Qualität bezahlt! Doch in der Praxis sieht es häufig anders aus: Lückenhafte Grasnarben bieten Raum für minderwertige Gräser und Kräuter sowie für giftige Pflanzen.

Gesunde Weiden brauchen Pflege und Schutz

Eine dichte Grasnarbe beugt den Risiken am besten vor. Das beginnt bereits im Frühjahr. So walzen Landwirte am Ende des Winters das aufgetaute Grünland an, damit die Wurzeln nicht abreißen und die Gräser sich gut bestocken können. Eine Wiesenschleppe ebnet Maulwurfshügel und Kuhfladen ein und sorgt dafür, dass keine Lücken in der Grünlandnarbe entstehen. Wichtige Maßnahmen sind darüber hinaus das Abschlegeln von überständigen, also nicht abgeweideten Pflanzen und von Unkräutern, damit sich diese nicht auf Kosten der wertvollen Gräser breit machen. Weist die Grasnarbe Lücken auf, sät der Landwirt dort neues Gras ein.

Falls Unkräuter und Giftpflanzen trotz guter Pflege überhand nehmen, tut der Landwirt gut daran, diese direkt mit Herbiziden zu bekämpfen. Für Ampfer liegt die Schadschwelle bei fünf Prozent Ertragsanteil, bei Wegerich ist ab 20 Prozent die Grenze erreicht. Landwirte können aus einer Reihe von Mitteln wählen, die jeweils gegen unterschiedliche Unkräuter zugelassen sind. Bis zum nächsten Weidegang oder Schnitt sind vorgeschriebene Wartezeiten einzuhalten. Liegt der Unkrautanteil unter der Schadschwelle, reichen oftmals gezielte Einzelpflanzen- und Horstbehandlungen mit Rückenspritze, Streichgerät oder beispielsweise einem Ampferstecher aus. In besonders schweren Fällen hingegen muss die Weide umgebrochen und neu eingesät werden.

Rote Karte für Platzräuber

Brennnesseln, Disteln, Binsen und Ampfer sind im Grünland fehl am Platz. Kühe fressen diese nicht. Den wertvollen Pflanzen nehmen die Unkräuter Platz und Nährstoffe weg und schmälern so den Wert des Aufwuchses.
Darüber hinaus auch noch gefährlich sind Giftpflanzen wie Sumpfschachtelhalm, Scharfer Hahnenfuß und Jakobskreuzkraut. Auf der Weide erkennen und vermeiden die Tiere giftige Pflanzen. Wenn das Pflanzenmaterial aber geerntet und als Silage oder Heu konserviert wird, sind die Pflanzen nicht mehr zu unterscheiden. Der Scharfe Hahnenfuß baut während der Futterbereitung und -lagerung sein Toxin, das Protoanemonin, ab und wird so unschädlich. Jakobskreuzkraut dagegen wird gefährlich: Es verliert beim Konservieren seinen abschreckenden Geruch. Die tödliche Dosis von Jakobskreuzkraut beträgt für Rind und Pferd 0,02 - 0,05 kg getrocknetes Kraut je Kilogramm Körpergewicht.

Albträume statt Blütenträume

Landwirte, die zuviel oder zuwenig düngen, das Grünland zu spät oder zu früh mähen oder beweiden lassen und es zu intensiv oder zu extensiv nutzen, verschlechtern die Konkurrenzkraft der wertvollen Pflanzen und fördern damit das Unkrautwachstum.

Extensivierte Flächen, wie sie häufig in Naturschutzgebieten anzutreffen sind, sind aus Sicht der Weidetiere im wahrsten Sinne des Wortes mit Vorsicht zu genießen. Wo Düngung, Nutzung und Pflegemaßnahmen stark zurückgefahren werden, entwickelt sich zunächst zwar eine vielfältige Flora. Doch Blütenträume können zu Albträumen werden, wenn die Artenzusammensetzung aus dem Ruder läuft und der Aufwuchs nicht mehr als Futter zu nutzen ist.

Unkrautkontrolle umfasst auch die Schädlingskontrolle. Zum Beispiel beißen so genannte Wiesenwürmer, das sind die Larven der Wiesenschnaken (Tipula paludosa), Klee und Gräser kurz oberhalb der Bodenoberfläche ab. Vorbeugend hilft neben der oben beschriebenen guten Bestandsführung das Walzen.

Wenn sie überhand nehmen, müssen auch Feld- und Schermäuse gezielt bekämpft werden. Die Mäuse fressen nämlich ebenfalls an den Grünlandpflanzen und schädigen zusätzlich die Grasnarbe indem sie Laufgänge anlegen und in der Erde wühlen. Sie verursachen damit Fehlstellen und ebnen Unkräutern den Weg.