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Die Deutschen können unter einer Vielfalt an qualitativ hochwertigen Lebensmitteln auswählen. Foto: Evelyn Schulz
28.01.2016
Umwelt & Verbraucher

Großes Vertrauen in deutsche Lebensmittel

Ernährungsreport 2016 belegt Qualität, Vielfalt und Sicherheit

Was essen die Deutschen am liebsten? Kochen sie noch selbst oder lassen sie kochen? Sind Männer die neuen Haushaltsmanager oder ist das Kochen weiterhin Frauendomäne? Wie beeinflusst uns die Werbung zu vermeintlichen gesundheitlichen Trends? Kann das Angebot an Lebensmitteln die hohen Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher erfüllen? Diese und weitere Fragen versucht der Ernährungsreport 2016 zu beantworten.

Deutschland ist, was es isst? So ganz einfach macht es sich der 32seitige Ernährungsreport 2016 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) nicht. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hatte mit einer repräsentativen Befragung von 1000 Personen die Grundlage für den Ernährungsbericht geschaffen. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt stellte vor kurzem die Ergebnisse in Berlin vor.

Vertrauen in die Lebensmittelerzeugung

Die Deutschen sind mit der Qualität und Vielfalt ihrer Lebensmittel zufrieden. In einer fiktiven „Hitliste der Nationen“ mit dem besten Lebensmittelangebot ordnen 63 Prozent der Umfrageteilnehmer Deutschland deutlich im oberen Drittel ein. Drei Viertel der Befragten schätzen die Bedingungen, unter denen Lebensmittel in Deutschland produziert werden, als gut ein und gehen von einer hohen Lebensmittelsicherheit aus. 86 Prozent der Befragten sprechen sich in der Umfrage für eine bessere Bezahlung für die Landwirte aus. Für Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt ist die Bereitschaft, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben, „ein deutliches Signal, dass den Verbrauchern die Situation der Landwirte nicht egal ist.“

Information immer mehr aus dem Internet

Fast drei Viertel der Befragten nutzen Informationen am Einkaufsort, 60 Prozent orientieren sich an Etiketten und Siegeln, die Internet-Recherche nimmt bei immerhin 44 Prozent einen hohen Stellenwert ein. Jeder Fünfte googlet mal eben schnell beim Einkauf nach Informationen und immerhin 14 Prozent rufen QR-Codes auf, wenn sie mehr wissen wollen. Über Werbung informiert sich genau ein Drittel. Am Rande interessant: Trotz des steigenden Angebots nutzt im Moment kaum jemand (unter 1 Prozent) die Möglichkeit, Lebensmittel im Internet zu bestellen und sich diese nach Hause liefern zu lassen.

Große Alters- und Geschlechtsunterschiede

Jugendliche haben laut Forsa-Umfrage keinen Bezug zum Kochen: Obwohl 81 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 14 und 18 Jahren angegeben haben, sehr gern zu kochen, stehen nur 30 Prozent der unter 19-Jährigen regelmäßig am Herd. Dass in Single-Haushalten nur der Pizza-Service vorbeikommt, stimmt übrigens nicht: Fast die Hälfte der allein lebenden Menschen (hier wurde nicht nach dem Alter unterschieden) kocht mindestens zwei- bis drei Mal pro Woche, ein Drittel kocht sogar jeden Tag. Nur acht Prozent sagen, dass sie in der Regel keine Speisen selbst zubereiten. Knapp die Hälfte der Paare kocht fast täglich. Die befragten Männer bekennen sich klar zum Nichtkochen: Jeder Fünfte gibt an, normalerweise gar nicht selbst zu kochen, bei den Frauen sind es nur vier Prozent.

Zu schade für die Tonne

Mehr als die Hälfte aller Drei- und Vier-Personen-Haushalte wirft mindestens einmal die Woche Lebensmittel weg. Als Gründe werden genannt: „verdorben“, „mangelnde Resteverwertung“ und „Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums“. Bei den Schülern geben sogar zwei Drittel an, mehr als ein Mal in der Woche Lebensmittel in den Müll zu werfen. "Diese Zahlen machen erneut deutlich, dass wir einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln so früh wie möglich fördern müssen", kommentiert Minister Schmidt und bekräftigt seine Forderung nach einem eigenständigen Schulfach Ernährung.

Bereitschaft zum höheren Preis?

Neun von zehn Personen finden es laut Forsa-Umfrage notwendig, dass der artgerechten Haltung von Nutztieren größere Beachtung geschenkt wird. Die konkrete Bereitschaft zu einem höheren Preis wurde mit 16,50 Euro für ein Kilogramm Fleisch aus stärker tiergerechter Haltung im Vergleich zu 10 Euro bei herkömmlicher Produktion ermittelt. Angst vor Technik in der Lebensmittelproduktion haben die Menschen in Deutschland laut Ernährungsreport indes nicht: Nur ein Viertel meint, dass der Einsatz von Technik bei der Herstellung von Lebensmitteln verringert werden müsste.

Verbraucherinformation hat oberste Priorität

Für Landwirtschaftsminister Schmidt spiegeln die Ergebnisse der Umfrage ebenso den demografischen Wandel wie das sich wandelnde Geschlechterbild wieder. „Die Deutschen schätzen die hohe Qualität unserer Lebensmittel und informieren sich gezielt und genießen bewusst. Sie wollen nicht, dass wir den Teller mit Gesetzen vollpacken.“ Oberste Priorität hätten weiterhin gute Verbraucherinformation und der Schutz vor Täuschung. Aus diesem Grund sei die Reform des Deutschen Lebensmittelbuchs für einen verbesserten Verbraucherschutz angestoßen worden, um einzelne Kapitel klarer zu formulieren, so der Minister.

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