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Nacktschnecken können hohe wirtschaftliche Schäden in der Landwirtschaft anrichten, da ihnen alles schmeckt, was auf den Feldern wächst. Foto: istock
20.07.2017
Umwelt & Verbraucher

Gefräßig-schleimige Mitesser auf dem Acker

Schäden und Ertragsverluste durch Schnecken

Ob Blond, ob Braun, ob Henna – die Rede ist nicht von dem bekannten Neue-Deutsche-Welle-Song aus den 1980ern – auch Nacktschnecken gibt es in vielen Farben und Varianten von hellgelb und hellbraun über orange und rötlich gefärbt bis dunkelbraun und fast schwarz. Egal, welche Variante – Schnecken haben einen enormen Appetit auf das, was auf unseren Äckern wächst. Das führt in manchen Jahren zu hohen wirtschaftlichen Schäden in der Landwirtschaft.

Nacktschnecken wie die Spanische Wegschnecke sowie die Graue oder die Genetzte Ackerschnecke können auf den Feldern der Landwirte große Schäden anrichten. Vor allem bei Raps, Zuckerrüben oder Gemüse führt ihr gefräßiges Treiben zu wirtschaftlich relevanten Ertragsverlusten. Sie haben eine hohe Vermehrungsrate: Jede Schnecke kann bis zu 300 Eier legen; in feuchten Jahren sind bis zu drei Generationen möglich, sodass eine einzige Schnecke bei günstigen Bedingungen über 10 000 Nachkommen im Jahr haben kann. Nacktschnecken sind Zwitter, sie haben also funktionstüchtige weibliche und männliche Geschlechtsorgane. In den meisten Fällen erfolgt die Eiablage nach wechselseitiger Paarung. Eine Selbstbefruchtung ist möglich, aber selten.

Schnecken mögen es feucht

Von März bis November legen die Tiere ihre Eier. Diese werden danach sich selber überlassen. Zur Eiablage brauchen Schnecken eine gute Bodenfeuchte. Trockenheit mögen sie dagegen gar nicht, dann stellen sie die Eiablage ein und versuchen, über bestehende Hohlräume in klutigen Böden zwischen den Erdklumpen oder in Regenwurmgänge in tiefere Bodenschichten zu gelangen. Aktiv graben können Schnecken nicht. Da den Nacktschnecken ein Verdunstungsschutz fehlt, sind sie vorwiegend nachts aktiv; tagsüber sieht man sie nur bei starker Bewölkung und eben genügend Feuchtigkeit. Diese brauchen Schnecken für ihre Fortbewegung. Das aufgenommene Wasser wird in Schneckenschleim umgewandelt, den sie wiederum zur Fortbewegung – sozusagen als Gleitmittel bei ihrem Kriechgang – brauchen. Der fehlende Austrocknungsschutz ist daher der Ansatz für Schneckenbekämpfungsmittel. Sie lassen die Schnecken austrocknen oder führen zu Stoffwechselveränderungen, an denen sie eingehen.

Durch pflanzenbauliche Maßnahmen Schneckenvorkommen eindämmen

Vorbeugend kann der Landwirt einiges tun, damit die Schneckenpopulation gar nicht erst zum Problem wird. Leider bieten boden- und erosionsschonende Anbauverfahren wie die Mulch- oder Direktsaat, bei der die Pflanzenreste an der Bodenoberfläche bleiben und keine wendende Bodenbearbeitung wie Pflügen stattfindet, den Schnecken einen optimalen Lebensraum. Die Stroh-/Mulchschicht dient den Schnecken als Unterschlupf und Eiablage. Wirkungsvoller ist dagegen eine mechanische Stoppelbearbeitung der Getreidestoppeln nach der Ernte. Diese verringert die grüne Nahrungsgrundlage und auch die Anzahl an Eiern und Jungschnecken. Vor der nächsten Saat sollte das Saatbett rückverfestigt werden, um den Schnecken keine oberirdischen Verstecke und schützenden Bodenhohlräume zu bieten. Eine gute Krümelung und ein ausreichender Anteil Feinerde schränken die Schnecken in ihrer Bewegungsfreiheit ein. Auch das Kalken mit Branntkalk oder Kalkstickstoff hat neben der bodenverbessernden Düngewirkung den Nebeneffekt, dass sich die Schneckenanzahl verringert.

Dann gibt es auch natürliche Feinde der Nacktschnecken. Dazu zählen Igel, Spitzmaus, Maulwurf, Blindschleichen, Kröten, Frösche, Enten, Drosseln, Amseln, Elstern und Stare. Auch viele Lauf- und Leuchtkäfer sowie deren Larven, einige Spinnen und Fliegenlarven leben räuberisch von den Schneckeneiern oder parasitieren die Jungtiere.

Am Anfang tägliche Kontrolle

Wie erkennt der Landwirt, ob und wie viele Schnecken auf seinem Acker aktiv sind? Verdachtsmoment Nummer 1 sind silbrig glänzende Schleimspuren. Angefressene oder abgefressene Keimpflanzen oder ein unregelmäßiger Loch- und Randfraß an den Blättern, wobei die Blattadern aber unversehrt sind, weisen eindeutig auf einen Schneckenbefall hin. In der kritischen Zeit der Jungpflanzenentwicklung nach der Saat bis zum 2-4 Blattstadium muss der Landwirt daher täglich nach seinen Beständen sehen. Er legt Bretter, Platten, Folie oder einen Jutesack mit einem Schneckenköder darunter aufs Feld. Wenn die wirtschaftlich relevante Anzahl an Schnecken, die sogenannte „Schadschwelle“, erreicht ist, kommen Molluskizide zur Anwendung. Moderne Schneckenkorn-Produkte wirken übrigens sehr selektiv und sind Nützlingsschonend.

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