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Von Mai bis Juli ist die Hauptzeit für deutsche Erdbeeren. Foto: istock
22.06.2017
Umwelt & Verbraucher

Erdbeeren versüßen den Sommer

Von einer Beere, die eigentlich eine Nussfrucht ist

Sommerzeit ist Beerenzeit. Jetzt gibt es sie wieder frisch, die roten leckeren Erdbeeren, die biologisch gesehen gar keine Beeren, sondern „Sammelnussfrüchte“ sind. Die kleinen gelben Körnchen in der Schale werden daher Nüsschen genannt. Und wer es ganz genau nimmt, der weiß sogar, dass die Erdbeeren zu den Rosengewächsen und damit zur selben Pflanzenfamilie wie Äpfel, Kirschen, Quitten und weitere Obstarten gehören. Doch ob mit oder ohne botanisches Fachwissen – Erdbeeren schmecken einfach lecker. Frisch gepflückt und mit Sahne oder Vanilleeis sind sie ein echter Sommergenuss.

Erdbeeren, lateinisch Fragaria genannt, sind mehrjährige, krautige Pflanzen. Sie blühen weiß bis gelblich-weiß. Es gibt mehr als 20 Arten von ihnen; ihr Verbreitungsgebiet reicht von Europa über Russland, China, Asien sowie Nord- und Südamerika. Es gibt heute Erdbeeren mit doppeltem bis zehnfachem Chromosomensatz. Zum Verwechseln ähnlich sehen ihr die Indische Scheinerdbeere Potentilla indica, die bei uns als Zierpflanze und Bodenbedecker in vielen Gärten wächst, die rosa blühende Ziererdbeere, die aus der Kreuzung der Gartenerdbeere mit dem Sumpf-Blutauge entstanden ist, und das Erdbeer-Fingerkraut Potentilla sterilis L.

Schon die Steinzeitmenschen mochten Erdbeeren

Schon in der Steinzeit aßen Menschen die kleinfruchtige Variante unserer heutigen Gartenerdbeere Fragaria × ananassa L., die auch Ananaserdbeere oder Kulturerdbeere genannt wird. Auch die Römer mochten Erdbeeren, wie zahlreiche Literaturstellen zeigen. Antike Liebesgöttinnen werden in der Literatur oft mit Erdbeeren beschrieben, sodass die Erdbeere lange Zeit als Ausdruck von Sinnlichkeit und Verführung zur Sünde galt. Zum Ende des 17. Jahrhunderts entstand die Gartenerdbeere aus einer Kreuzung der südamerikanischen Chile-Erdbeere und der nordamerikanischen Scharlacherdbeere. In Deutschland wurde sie zunächst in der Gegend um Baden-Baden auf größeren Flächen angebaut, auch heute noch ist Baden-Württemberg ein großes Anbaugebiet. Daneben kommen die deutschen Erdbeeren hauptsächlich aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern.

Für jeden Geschmack die passende Lösung

Am meisten verbreitet sind die einmal tragenden Gartenerdbeeren, es gibt aber auch mehrmals tragende Erdbeeren, die im Juni/Juli und danach im Spätsommer/Herbst ein zweites Mal Früchte hervorbringen. Ihre Früchte sind meist kleiner als die der einmal tragenden Sorten, dafür aber sehr schmackhaft. Daneben gibt es noch sogenannte Monatserdbeeren, die ähnlich wie ihre Vorfahrin, die Walderdbeere Fragaria vesca L, den ganzen Sommer über kleine aromatische Früchte tragen. Wer im Garten seine Erdbeeren vermehren möchte, kann dies übrigens leicht durch die Ableger oder Ausläufer tun. Bei den Monatserdbeeren und Walderdbeeren funktioniert dies nicht, diese vermehren sich nur über die Samen. In der Natur beteiligen sich viele wilde Tiere wie Fuchs und Dachs, Igel, Mäuse, Singvögel oder Schnecken an ihrer Verbreitung. Sie alle scheiden nach dem Verzehr der roten Früchte die kleinen hartschaligen Nüsschen, die sich auf dem Fruchtfleisch befinden, wieder aus. Finden die Samen günstige Bedingungen vor, keimen sie.

Die gewerblichen Gartenbauer verwenden oft Frigo-Pflanzen, das sind Erdbeerpflanzen, die im Spätherbst auf den Vermehrungsfeldern geerntet werden. Sie werden ohne Blätter, nur mit Wurzel und Kopf (Rhizom) gekühlt über den Winter aufbewahrt und treiben dann im Folgejahr schnell aus und erfreuen uns mit ihren wohlschmeckenden Erdbeeren. Doch wo Freud ist auch Leid: Schädlinge wie der Erdbeerblütenstecher Anthonomus rubi mögen die Erdbeeren ebenfalls gern. Außerdem bedrohen Pilz- und Bakterienkrankheiten wie Erdbeermehltau Sphaerotheca macularis, Gnomonia Gnomonia fructicola, Graufäule Botrytis cinerea, Lederfäule Phytophthora Cactorum, Verticillium-Welke - Vertcillium alboatrum und Verticillium dahliae oder die Weiss- und Rotfleckenkrankheit Mycosphaerella fragariae den Ertrag. Ein aufeinander abgestimmtes Maßnahmenpaket aus Fruchtfolge, Pflege und Pflanzenschutz hilft, die Ernte zu schützen.

Sensible Früchte möglichst erntefrisch verzehren

Erdbeeren sind „nichtklimakterische Früchte“, das heißt sie reifen, wenn sie unreif gepflückt wurden, im Gegensatz etwa zu Bananen, nicht nach. Sie sind, was die Lagerung und den Transport betrifft, sehr empfindlich. Schon bald nach der Ernte beginnen sie, ihr Aroma zu verlieren, sie sollten deshalb nicht lange gelagert werden. Nach dem Kauf lassen sich ungewaschene und abgedeckte Erdbeeren im Kühlschrank ein paar Tage aufbewahren. Wenn sie gewaschen sind, fangen sie dagegen schnell an zu schimmeln. Erdbeeren schmecken pur, im Obstsalat, auf Kuchen, als Konfitüre, Eis oder in der Bowle. Beim Einmachen und als Dosenkonserve werden sie unansehnlich grau und verlieren an Farbe und Geschmack. Trotzdem ziert die Erdbeere schon seit über hundert Jahren das „WECK-Glas“, dessen Marke das Wort „einwecken“ schuf.

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