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Ein Männchen des Asiatischen Laubholzbockkäfers. Foto: Beat Forster, WSL
10.07.2014
Umwelt & Verbraucher

Einwanderer im Gartencenter

Importierte Pflanzen mit Schädlingen im Gepäck

Von Zimmerpflanzen über Beet- und Balkonpflanzen bis hin zu Obstgehölzen sowie Laub- und Nadelbäumen – das Angebot in Gartencentern ist riesig. Die Pflanzen stammen aus unterschiedlichen Ländern und Klimabereichen. Manchmal haben sie unerwünschte Gäste im Gepäck: Sie können Bakterien, Viren und Pilzkrankheiten einschleppen. Insekten spielen die wichtigste Rolle. Neben den bereits heimischen Schadinsekten können auch Quarantäneschädlinge auftreten. Ein paar Beispiele für bedeutende Schädlinge in Gartencentern:

Gefürchtete Larven: Der Gefurchte Dickmaulrüssler

Der Gefurchte Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus) kann  erhebliche finanzielle Schäden in Gartenbaubetrieben verursachen. Er gehört zu den am häufigsten mit Gehölzen eingeschleppten Schädlingen und befällt Pflanzen aus über 100 Gattungen. Klassische Wirte sind Rhododendron, Kirschlorbeer, Spindelsträucher und Eiben. Tagsüber verstecken sich die erwachsenen Rüsselkäfer, nachts aber nagen sie an den oberirdischen Laubblättern und hinterlassen u-förmig ausgefressene Blattränder. Größere Schäden richten jedoch die Larven an: Sie nagen an den Wurzeln, sodass die Pflanzen schlecht wachsen. Bei andauerndem Befall lassen sich kleine Pflanzen leicht aus dem Boden ziehen, größere welken und sterben ab. Die Larven lassen sich mit Fadenwürmern (Steinernema, Heterorhabditis) im Gießwasser bekämpfen. Diese Nützlinge dringen in die Larven ein, vermehren sich darin und geben ein giftiges Bakterium ab, das die Larven tötet.

Gefahr unter der Rinde: Der Borkenkäfer

Vor allem an Wacholder, Thuja und Zypressen finden sich vermehrt verschiedene Arten des Borkenkäfers (Phloeosinus sp.), die ursprünglich in Afrika, Kleinasien und in den Mittelmeerländern heimisch sind. Im Gartencenter müssen Pflanzen aus diesen Ländern gründlich kontrolliert werden. Die erwachsenen Käfer fressen im Frühjahr besonders an jungen Trieben und hinterlassen diese hohl und mit Kot gefüllt. Das ist auch am austretenden Bohrmehl erkennbar. Sind einzelne Triebe befallen, hängen diese oft abgeknickt und trocken am Zweig. Es ist ausreichend, diese zu entfernen. Befinden sich aber am Stamm oder an kräftigeren Ästen bereits Ausfluglöcher, muss das Käferholz abgeschnitten oder der gesamte Baum vernichtet werden. In Gartenbaubetrieben dürfen Insektizide gegen den Borkenkäfer eingesetzt werden, die verhindern, dass Käfer in die Rinde eindringen.

Bedeutende Quarantäneschädlinge: Bockkäfer aus Asien

Der Zitrusbockkäfer (Anoplophora chinensis) und der Asiatische Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis), die auf Pflanzen und Holz aus Asien mitreisen, zählen zu den wirtschaftlich bedeutendsten Schädlingen. Neben Acer (Ahorn) sind auch viele andere Gehölze wie Rosskastanie, Zitruspflanzen, Hartriegel, Platanen oder Pappeln Wirte beider Bockkäfer. Mitarbeiter in Gartencentern sollten unbedingt alle eingekauften Wirtspflanzen sowie Verpackungsholz aus Asien kontrollieren. Auf einen Befall des Zitrusbockkäfers deuten ein bis 1,5 Zentimeter große Ausfluglöcher in den Wurzeln oder im Stammgrund und Bohrspäne auf der Erdoberfläche hin. Beim Asiatischen Laubholzbockkäfer ist das Bohrmehl dagegen eher im Kronenbereich sichtbar. Werden Käfer gefunden, müssen sowohl befallene als auch Pflanzen mit Befallsverdacht sofort vernichtet werden.

Schädling an vielen Grünpflanzen: Der Bananentriebbohrer

Die Bananentriebbohrer (Opogona sacchari) gehört zu den Echten Motten, ist ebenfalls ein Quarantäneschädling und stammt ursprünglich aus Afrika. Anders als sein Name glauben macht, befällt er keineswegs nur Bananen, sondern viele Pflanzen – vor allem Zierpflanzen wie Kaktusgewächse, Drachenbaum, Yucca, Begonien, Ficus und Palmen. Die Weibchen legen ihre Eier in Pflanzenteile. Nach dem Schlüpfen fressen die Larven im Inneren der Pflanze, fleischige Pflanzen wie Kakteen können sie völlig aushöhlen. Befallene Pflanzenteile sind dann weich und lassen sich eindrücken. Wirtspflanzen sollten rasch vernichtet werden, da die Gefahr einer Verbreitung sehr groß ist. Vorbeugend  können gefährdete Pflanzen mit Fadenwürmern im Gießwasser behandelt werden. Außerdem können die Motten mit Hilfe von UV-Lampen oder Pheromonfallen relativ früh gefunden werden.

Bekämpfung mit Nützlingen: Die Langdornige Schmierlaus

Ein weiterer bedeutender Schädling in Gartencentern ist die Langdornige Schmierlaus (Pseudococcus longispinus). Das saugende Insekt aus den Tropen konnte sich über den Pflanzenhandel weit ausbreiten. Die Läuse sitzen oft massenhaft unter Blättern, an Blütenstielen und Blütenblättern. Unbemerkt eingeschleppt können sie sich oft über Monate verstecken, bis es zu sichtbaren Pflanzenschäden kommt. Besonders gerne leben sie auf Orchideen, aber auch auf Palmen, Cyas, Kaffeebäumen, Usambara-Veilchen oder Farnen sind sie zu finden. Florfliegenlarven (Chrysoperla) fressen die Larven der Schmierlaus und können so die Populationen gering halten. Wenn es zur Massenvermehrung kommt, kann der Nützling den Befall aber nicht mehr kontrollieren. Die Pflanzen sollten dann sofort aus den Gartencentern entfernt werden.

Generell können die meisten in Gartencentern vorkommenden Schädlinge wie Spinnmilden, Thripse und Weiße Fliegen gut mit Nützlingen bekämpft werden. Aber auch nützlingschonende Pflanzenschutzmittel helfen, die Pflanzen gesund zu halten: Geeignet sind Rapsöl, Neem-Produkte, Kaliseife oder Pyrethrine.

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