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Schadlfäche geschädigter Weinstöcke in Hessen. Quelle: Lars Huber
26.02.2009
Umwelt & Verbraucher

Ein alt bekannter Pilz als neue Bedrohung der Reben

Mehrere Weinbau-Institutionen untersuchen aktuell 42 Rebflächen, die durch den Pilz geschädigt wurden.

Ein „Wurzelschimmel“ besonderer Art gefährdet zunehmend die Rebstöcke zahlreicher Weinbaugebiete nicht nur in Deutschland. Bis zu 80 Prozent der Ernte gehen verloren, wenn der pilzliche Krankheitserreger mit seinen oft sehr aggressiven Stämmen die Reben befällt. Im Rheingau musste bereits eine Rebanlage gerodet werden, eine weitere wird folgen. Deshalb mahnte der Präsident des dortigen Weinbauverbands, Klaus-Peter Keßler, anlässlich der 52. Rheingauer Weinbauwochen im Januar die dringend notwendige Bekämpfung des Krankheitserregers an. Allerdings stehen dafür bis jetzt keine Pflanzenschutzmittel oder andere Maßnahmen zur Verfügung. Die einzige Möglichkeit ist die Rodung.

Seit über 100 Jahren ist der schädliche Pilz Rosellinia subterranea in Deutschland bekannt. Allerdings beschert er der Forschung noch viele offene Fragen. Im Gegensatz zu manchen anderen Pilzen infiziert er auch die gesunden Wurzeln der Reben. Dabei wartet er nicht auf eine Vorschädigung durch Stressfaktoren, etwa durch einen Reblausbefall. Je nach Umweltbedingungen, Pflege der Anlage und Ausbreitung des Pilzes, können die befallenen Reben innerhalb eines einzigen Jahres absterben. Voraus gehen Wuchsdepressionen und Kümmerwuchs der Pflanzen. Der Pilz ist bis 1,50 Meter tief im Boden anzutreffen, weshalb der Einsatz herkömmlicher Fungizide nicht hilft. In Nordamerika sieht man die einzig wirksame Kontrolle dieses Wurzelschimmels in einer zehnjährigen Brache nach einer Rodung.

Erst neueste genetische Untersuchungen bringen mehr und mehr Licht in die Eigenschaften des Pilzes. Dies geschieht im Rahmen der Forschungsinitiative BISGRAM*, die allerdings seit 2009 keinerlei Förderung mehr erhält wie der Leiter des Projekts, Dr. Lars Huber, lhuber@mail.uni-mainz.de bedauert.

*BISGRAM: „Biological Soilborne Grapepest Management“ = "Biologische Kontrolle bodenbürtiger Rebschädlinge"