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Holundersträucher können eine beachtliche Größe erreichen. Foto: Fotolia
27.05.2016
Umwelt & Verbraucher

In diesem Strauch steckt ein Zauber

Attraktiv, robust, pflegeleicht und mit jeder Menge Heilkräften ausgestattet

Viele Wege werden von diesem Busch, der sich gelegentlich zu einem Baum auswächst, gesäumt, in wilden Hecken oder naturbelassenen Waldstücken ist er zu finden. Der Erwerbsobstbau macht sich längst zunutze, was alles in ihm steckt, und zunehmend gewinnt der Holunder sogar viele Freunde in Privatgärten und sogar auf Balkonen und Terrassen. Er dankt es mit dichtem Laub, stark duftenden gelblich-weißen Blüten, farbigen Beeren und liefert auch noch verblüffende Heilkräfte. Wer alle seine Talente ausschöpfen und erhalten will, sollte ihm aber auch ein Mindestmaß an wachstumsfördernder und pflanzenschützender Aufmerksamkeit widmen.

Jeder kennt den zu den Geißblattgewächsen zählenden schwarzen Holunder (Sambucus nigra), dessen Blütenpracht um den Juni herum den Sommer anzeigt und später den Herbst mit leuchtenden Herbstfarben sowie vollen, schweren Beerendolden. In ganz frühen Zeiten galt der Hollerstrauch für die Germanen als Wohnsitz der Schutzgöttin Holda, die bösen Zauber abwehrte und Blitz und Feuer fern hielt. Die Brüder Grimm haben dem „Flieder“ im Märchen von der Frau Holle ein Denkmal gesetzt.

Am sonnigen Standort

Wer seine Gartenfreuden bereichern will, liegt beim Holunder genau richtig. Der Strauch ist genügsam, was die Bodenqualität angeht. Lehmig ist gut, zusätzlich hoher Humusanteil noch besser. Extreme Trockenheit schätzt er gar nicht. Er wird sieben Meter hoch, gelegentlich noch höher und füllt auch gern die volle Breite aus. Sonnige Standorte mit gesicherter Wasserversorgung mag der Holunder sehr, auch wenn er im Halbschatten gut klarkommt. Wer es von vornherein auf die aromatischen Früchte abgesehen hat, sollte einen möglichst warmen Platz aussuchen. Am besten wird der Holunderstrauch im Herbst oder im zeitigen Frühjahr gepflanzt. Von da an ist er auf robust und üppig programmiert.

Holunder für den kleinen Garten

Der Holunder ist zugleich Wildobst und Zierstrauch. Die Zier-Variante gibt es sogar als Strauch im Topf zu kaufen. Um zu vermeiden, dass der Holunder allzu üppig und Platz raubend in die Breite geht, empfiehlt sich ein 1,50 Meter langer Stab, der senkrecht in den Topfballen gesteckt wird. Der am steilsten in der Mitte der Pflanze stehende Trieb wird an den Stab gebunden; alle anderen Äste werden herausgeschnitten. Laufend sind beim verbleibenden Trieb die nachwachsenden Seitentriebe abzuschneiden. Zur Kronenbildung wird die Triebspitze gekappt.

Holunder lässt sich leicht vermehren. Dazu wird aus den einjährigen Trieben ein 20 Zentimeter langer Steckling abgeschnitten und tief in frostfreie Erde gesetzt. Aus solchen Stecklingen lässt sich von Anfang an die gewünschte Form hochziehen, indem immer wieder die unteren Triebe entfernt werden. Eine Neuheit ist der Säulenholunder mit seinem dunkelvioletten Laub. Der wächst in jedem Gartenboden und nimmt auch den Halbschatten an. Sogar Balkongärtner sind zu Fans des pflegeleichten Säulenholunders geworden, der in einem frostfesten Kübel auch ohne Weiteres den Winter übersteht.

Oberirdischer und unterirdischer Pflanzenschutz-Beistand

Auch der scheinbar unverwüstliche Holunderstrauch braucht umsichtigen Pflanzenschutz. Die Holunderblattlaus setzt ihm zu, nasskaltes Wetter oder Bormangel können zur Verrieselung der Beeren führen, die Holunderdoldenwelke (Stiellähme) kann zuschlagen, verursacht durch eine Reihe pilzlicher Schaderreger. Optimaler Standort und aufmerksame Pflege lassen die Abwehrkräfte gegen Insektenfraß, Pilze und Infektionen erstarken. Regelmäßig ist darauf zu achten, dass die Wasserversorgung ausreichend ist und die Nährstoffe stimmen. Vor allem die gelegentliche Stickstoffgabe wirkt sich günstig auf die Robustheit aus. Wenn trotzdem ein Befall festgestellt wird, ist unbedingt zu handeln.

Auch das großzügige Platzangebot für den Busch wirkt sich im Pflanzenschutz aus, denn dann trocknet er nach starken Niederschlägen schneller ab und ist damit weniger anfällig. Schwefelgabe wirkt gut gegen die Holundergallmilbe, und den vollen Erfolg bei der lästigen Holunderblattlaus bringt das Ausbringen eines handelsüblichen Granulats. Staunässe und Überflutungen steckt der Holunderstrauch nur sehr schlecht weg, wie Versuche in der mecklenburgischen Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Gülzow ergeben haben. Dann drohen die Büsche abzusterben. Gefahr droht auch von unterirdischen Schädlingen, denn die Wurzeln des Holunders werden von Wühlmäusen angenagt.

Holunder ist Gesundmacher und Trendzutat

Holunder gilt Kennern als eine lebende Apotheke. Bei den schirmartigen Blütenrispen fängt es an, die sich beispielsweise zu Holunderblütensirup verarbeiten lassen. Im Spätsommer kommen die schwarzen Beeren an die Reihe. Für den Rohverzehr sind sie allerdings nicht geeignet, weil sie schwach giftig sind. Schonend eingekocht, ergeben sie mit ihrem hohen Vitamingehalt einen Erkältung lindernden Saft oder delikates Gelee.

Längst beflügeln die sortenabhängig überwiegend dunklen Beeren mit ihrer Geschmacksnote die Getränke-Industrie. Holunder-Fassbrause ist für eine große deutsche Brauerei der Wachstumstreiber Nummer Eins. Nektar, Marmelade kommen hinzu sowie Bionade und Hugo, ein trendgetriebener, schwach alkoholisierter Cocktail. Aus dem bei der Holundersaft-Produktion zurückgebliebenen Trester wird das Holundersamenöl kalt gepresst und ist für den kosmetischen Einsatz bestimmt.

Obstbauern kommen mit der Lieferung von Holunderbeeren kaum nach. Wurde Holunder Ende der 1990er Jahre gerade einmal auf 30 Hektar angebaut, hat sich die Holunderanbaufläche bis 2014 verzwanzigfacht. Da nehmen es die Landwirte gern in Kauf, dass sie vier bis fünf Jahre warten müssen, bis ihre Sträucher den vollen Ertrag bringen. Für den Gartenfreund ist der zauberhafte Holunderstrauch weitgehend unkompliziert. Er holt sich ein kräftiges Stück Natur ans Haus und nimmt die Zugabe des Blütentees und der vielseitigen Beeren gern mit.

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