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Grundwasserböden regulieren durch den verzögerten Wasserabzug die Wasserstände der Bäche und Flüsse. Foto: Geologischer Dienst NRW
18.04.2016
Umwelt & Verbraucher

Der Grundwasserboden ist Boden des Jahres 2016

Ein gefährdeter Boden mit Grundwasser-Anschluss

Besonders in Senken und Niederungen findet sich deutschlandweit der Grundwasserboden, in der Fachsprache auch „Gley“ genannt. Er sammelt das Sickerwasser der Umgebung und führt über das ganze Jahr oberflächennah Grundwasser. Am Weltbodentag am 4. Dezember 2015 wurde der Gley in Berlin gekürt. Die Schirmherrschaft für den Boden des Jahres 2016 übernahm Dr. Robert Habeck, Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein.

Ein Boden mit besonderem Profil

Der Grundwasserboden nimmt etwa zehn bis 15 Prozent der Fläche Deutschlands ein. Er ist hauptsächlich in der Norddeutschen Tiefebene und in Tälern mit Flüssen vorzufinden. Das seitlich einfließende Wasser führt verschiedene, gelöste Stoffe an den Gley heran, daher ist er häufig nährstoffreicher als die umgebenden Böden. Es gibt unterschiedliche Gley-Typen, zum Beispiel Kalk-, Brauneisen-, Humus- und Auengley. Sie zeigen alle ein ähnliches Bodenprofil: An der Oberfläche befindet sich ein humusreicher Oberboden. Darunter liegt ein meist gefleckter Bodenbereich, der im Winter und Frühjahr mit Wasser gefüllt ist. In den Sommermonaten nimmt die Bodenfeuchte ab, unter anderem weil die Pflanzen dem Boden während ihres Wachstums Wasser entziehen. So trocknet er allmählich ab und wird von oben belüftet. Das im Bodenwasser gelöste Eisen oder auch Mangan kann dann durch Sauerstoff oxidieren (rosten). Es lagert sich als rot-orange bzw. schwarze Flecken ab. Der unterste, graue bis blaue Bodenbereich führt ständig Wasser.

Bedeutung als Lebensraum, Hochwasserschutz und Kühlung

Durch die hohen Grundwasserstände sind Gleye nasse Luftmangel-Standorte. Sie bieten besondere Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzengemeinschaften. Das Breitblättrige Knabenkraut und der Sumpfpippau stehen stellvertretend für eine ganze Reihe bedrohter Arten, die solch nasse Bodenverhältnisse gut vertragen. Überdies können die Gleye große Wassermengen speichern. Sie halten so das Wasser in der Landschaft und leisten einen Beitrag zum Hochwasserschutz. Besonders in Trockenperioden sorgen die Gleye aufgrund ihrer hohen Verdunstungsleistung für Abkühlung.

Gefährdung der Gleye und landwirtschaftliche Nutzung

Der Grundwasserboden zählt in Deutschland und Mitteleuropa zu den gefährdeten Böden. In intensiv genutzten Agrarlandschaften sind fast alle Gleye entwässert, das heißt das Grundwasser wurde abgesenkt. Das führte zu starken Humusverlusten in den Oberböden einhergehend mit Emissionen des Klimagases Kohlenstoffdioxid (CO2). Ebenso kann organisch gebundener Stickstoff in Nitrat umgewandelt und ausgewaschen werden.

Heute wird versucht, die Gleye nachhaltig zu bewirtschaften und sie teilweise wieder zu vernässen. Eine bodenschonende Nutzung als Wald oder Grünland trägt zur ihrer Erhaltung bei. Beim Befahren sowie der Beweidung muss die Bodenfeuchte beachtet werden. Nur im abgetrockneten Zustand ist eine ausreichende Tragfähigkeit des Bodens gegeben und damit ein bodenschonender Maschineneinsatz möglich.

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