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Der Renner am Muttertag: ein liebevoll zusammengestellter Blumenstrauß. Quelle: Euroflorist
07.05.2009
Umwelt & Verbraucher

Blumen (bitte nicht nur!) zum Muttertag

Makellos schön – dank Pflege und Pflanzenschutz

An Muttertag und Valentinstag haben Blumen Hochkonjunktur. Dann gehen die Sträuße wie „geschnitten Brot“ über die Ladentheken. Umweltorganisationen nehmen dies gern zum Anlass, vor „gefährlichen Schönheiten“ zu warnen. Gemeint sind Blumen mit hohen Rückstandsgehalten von Pflanzenschutzmitteln. Gärtnermeister Bernhard Kaiser aus Ludwigshafen ist Spezialist für Gerbera, Lilien und Pfingstrosen. Profil Online hat er erklärt, worauf es dabei ankommt.

Hier sind nur makellos schöne Blumen zu sehen. Wie bekommen Sie das hin?

Blumen brauchen die richtige Pflege und optimale Wachstumsbedingungen: In unseren Gewächshäusern können wir durch gezielte Klimasteuerung Schädlingen oder Krankheiten vorbeugen. Das funktioniert nach demselben Prinzip, wie Lüften und Heizen gegen Schimmelpilze in der Wohnung. Auf unseren 18 000 m2 unter Glas können wir durch Klimasteuerung unter anderem gegen den Mehltau vorgehen. Um Schadpilze im Boden wie Rhizoctonia zu bremsen, setzen wir Bacillus subtilis-Bakterien ein. Nützlinge haben in unserem Unterglasanbau ebenfalls ihre festen Einsatzbereiche. Erst wenn Schädlinge oder Pilzkrankheiten trotzdem überhand nehmen, greifen wir auf chemische Pflanzenschutzmittel zurück.

Muss das wirklich sein?

Pflanzenschutzmittel sind ein wichtiger Baustein für die Gesunderhaltung der Blumen. Unsere Kunden wollen einwandfreie Ware. Wenn aus den Sträußen die Läuse herauskrabbeln oder Mehltau und Botrytis die Pflanzen unansehnlich machen, reklamieren sie zu Recht. Solche Ware können wir gar nicht erst verkaufen. Eine gezielte und vorschriftsmäßige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln nützt also allen.

Was bedeutet gezielt und vorschriftsmäßig?

Ganz einfach – wir handeln nach dem Grundsatz „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Wir setzen natürlich nur zugelassene Mittel ein und dies sehr gezielt. Wenn Pflanzenschutzmittel entsprechend der Gebrauchsanleitung verwendet werden, sind sie sicher für die Käufer, für den Handel und nicht zuletzt für uns Gärtner. Dafür gibt es im Übrigen umfassende gesetzliche Vorschriften.

Was halten Sie von den Warnungen vor belasteten Schnittblumen?

Man sollte die Verbraucher nicht unnötig verunsichern: Blumen werden ja gewöhnlich nicht verspeist. Deshalb hat der Gesetzgeber bei Blumen auch keine Grenzwerte für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln festgelegt. Fehlanwendungen dieser Mittel kann und darf sich keiner leisten, jedenfalls nicht in Deutschland und Europa. Das würde nicht nur dem guten Ruf schaden, sondern hat auch wirtschaftliche Gründe: Pflanzenschutzmittel und ihren Einsatz gibt es nicht zum Nulltarif. Der Nutzen einer Behandlung muss deshalb genau abgewogen werden, damit die Blumenerzeugung wirtschaftlich bleibt.

Können Sie nachweisen, dass Sie in Ihrer Gärtnerei Pflanzenschutzmittel korrekt einsetzen?

Der Gesetzgeber verlangt von uns Gärtnern den „gläsernen Betrieb“. Wie alle meine Berufskollegen dokumentiere ich ganz genau, wie ich meine Blumen produziere. Die zuständigen Ämter führen Stichproben durch und prüfen unter anderem, ob die Aufzeichnungen über die Pflegemaßnahmen lückenlos sind, ob die vorgeschriebenen Wartezeiten zwischen der letzten Behandlung und dem Verkauf eingehalten wurden und ob die Pflanzenschutzmittel im Betrieb richtig gelagert werden. In Deutschland haben wir ein hohes Verbraucherschutzniveau.

Ihr Betrieb ist mit dem „Grünen Zertifikat“ ausgezeichnet. Was bedeutet das?

Wir haben uns zusätzlich freiwillig durchleuchten lassen. Prüfkriterien sind nicht nur bedarfsgerechter Einsatz von Pflanzenschutz und Düngung, sondern weitere umweltrelevante Produktionsparameter: Wir gehen in unserem Betrieb beispielsweise sehr sparsam mit Wasser und Energie um, betreiben Abfallmanagement und bilden uns permanent weiter. Doch nicht nur wir Gärtner, sondern auch die Verbraucher können eine umweltschonende Blumenproduktion unterstützen. Ähnlich wie Gemüse sollten sie Blumen nach Saison kaufen. Das senkt den Energiebedarf für Produktion und Transport und den Pflanzenschutzaufwand.