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Das Schulprojekt "Obstbaum sucht Schule" war ein voller Erfolg. Foto: Deutsches Baumschulmuseum
14.07.2017
Schule & Wissen

"Obstbaum sucht Schule"

Interview mit Dr. Heike Meyer-Schoppa über ein Schulprojekt des Deutschen Baumschulmuseums

„Warum gehen Bäume in die Schule?“, „Welche Früchte wachsen an welchen Bäumen?“, „Welcher Wurm frisst an meinem Obst?“ oder „Bienen auf der Streuobstwiese“ – so heißen einige Themen von Führungen und Veranstaltungen im Deutschen Baumschulmuseum in Pinneberg (Schleswig-Holstein), das 1994 gegründet wurde. Unter dem Motto „Obstbaum sucht Schule“ wurden 2016 zum Saisonende alle Obstgehölze, die im Rahmen einer Sonderausstellung im Baumschulmuseum ausgestellt worden waren, an Schuleinrichtungen gespendet. Das IVA-Magazin sprach mit der Leiterin des Deutschen Baumschulmuseums, Dr. Heike Meyer-Schoppa, über das Projekt.

Frau Dr. Meyer-Schoppa, wie kam es zum Projekt „Obstbaum sucht Schule“?

2016 hatten wir im Baumschulmuseum die Sonderausstellung „Obstgehölze – Und so spendet Segen noch immer die Hand“. Das Zitat stammt aus der Ballade „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ von Theodor Fontane aus dem Jahr 1889. Für diese Ausstellung hatten uns einige Baumschulen Obstgehölze als Anschauungsmaterial zur Verfügung gestellt. Zum Saisonende entstand dann die Idee, diese Ausstellungsstücke an Schulen zu spenden.

Was war das Ziel der Aktion?

Unser Ziel war es, Schulen im Bereich Umweltbildung zu unterstützen. Da das Museum selbst in diesem Bereich aktiv ist und besondere Veranstaltungen für Kitas und Schulen anbietet, erleben wir häufig hautnah, wie groß die Distanz vieler Kinder zur Natur und ihren Früchten ist. Andererseits zeigt sich dabei auch, wie viel Freude den Kindern unser Programm und die Beschäftigung mit Pflanzen bereitet. Die Aktion „Obstbaum sucht Schule“ sollte entsprechend dazu anregen, sich auch im laufenden Schulbetrieb mit pflanzentypischen Entwicklungszyklen zu beschäftigen. Nicht zuletzt wünscht sich der Berufsstand natürlich auch, dass berufliche Perspektiven im grünen Bereich aufgezeigt und vermittelt werden. Eine grüne Zukunft braucht vor allem sach- und fachkundige junge Menschen mit Liebe zur Natur. Wer nur vorgibt, naturnah zu sein, aber nicht bereit ist, sich auch fachlich zu qualifizieren, der wird keinen großen Beitrag zum Erhalt der Natur leisten können.

Wer war an dem Projekt beteiligt?

An dem Projekt waren der Landesverband Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen (BdB) e. V. und die im BdB-Landesverband Schleswig-Holstein organisierten Obstbaumschulen sowie das Museumsteam beteiligt.

Wie viele Bäume wurden in den Schulen gepflanzt?

Zum Auftakt der Aktion gab es einen Pressetermin im Schulgarten der Johann-Comenius-Schule (JCS) in Pinneberg. Die Resonanz war dann überwältigend. Innerhalb kürzester Zeit waren die Ausstellungsstücke vergeben. Zur Verfügung standen ursprünglich circa 30 Bäume und ebenso viele Sträucher. Aufgrund der großen Nachfrage waren diverse Baumschulen bereit, weitere Gehölze an Schulen zu spenden. Im Ergebnis wurden etwa 20 Einrichtungen beschenkt und die Bäume meist in Anwesenheit eines Mitglieds des Museumsteams gepflanzt. Die Spenden gingen an fünf Kindertagesstätten, zehn Grundschulen und sechs weiterführende Schulen. So wurden insgesamt knapp 100 Bäume und mindestens ebenso viele Sträucher vergeben.

Das ist ein toller Erfolg.

Ja, wir waren wirklich sehr zufrieden mit der Resonanz. Aufgrund des hohen organisatorischen Aufwands für die Terminabsprachen bei der Lieferung und Pflanzung und auch, weil die Baumschulen letztendlich vom Verkauf von Bäumen leben, endete das Projekt im Dezember 2016. Dennoch erreichen mich bis heute Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet. Ich stelle dann meist den Kontakt zum jeweiligen Landesverband her.

Wie geht es weiter? Sind ähnliche Aktionen in 2017 geplant?

Die Aktion war sehr erfolgreich, und wir haben erlebt, dass es sehr engagierte Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen gibt. Zugleich wurde aber auch deutlich, dass die Organisation der Pflege der Schulgärten häufig vom Engagement und Wissen eben einzelner Lehrerinnen abhängig ist. Diese kommen zwar oft aus dem Fachbereich Biologie, das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass auch gartenbauliche Kenntnisse vorhanden sind. Insbesondere der Obstbaumschnitt galt Vielen als besondere Herausforderung. Waren Baumschulen-Mitarbeiter aus dem Museumsteam dabei, haben diese meist erst einmal die bereits vorhandenen Bäume zurückgeschnitten und erklärt, wie vernünftiges Schneidwerkzeug beschaffen sein muss, wie groß ein Pflanzloch sein muss und ähnliche fachlichen Details. Diese Erfahrungen haben dazu geführt, dass im Förderverein Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland e. V. beraten wurde, wie Schulgärten unterstützt werden könnten. Geplant ist ein Folgeprojekt unter dem Titel „Schulgarten-Helfer“. In ersten Gesprächen mit Vertretern der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein wurde Unterstützung in Aussicht gestellt. Wir sind gespannt, was aus dieser Aktion wird.

Frau Dr. Meyer-Schoppa, vielen Dank für das Gespräch.

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