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Körnermais wird unter anderem zu Viehfutter, Speisestärke oder Maiskeimöl weiterverabeitet. Foto Matthias Wiedenau
15.11.2012
Schule & Wissen

Körnermaisanbauer brauchen gute Nerven

Körnermais liebt sonnigen und trockenen Herbst - Subtropenpflanze dank Züchtung auch in Deutschland zuhause

Mais ist hinter Weizen die zweitwichtigste Kultur in Deutschland. Während beim Silomais die ganze Pflanze geerntet und verarbeitet wird, sind es beim Körnermais die Kolben. Sie gehen größtenteils in die Futtermittelherstellung. Mais mag es warm, und er ist schutzbedürftig: Während Unkräuter gut zu kontrollieren sind, machen Einwanderer wie Maiszünsler und Maiswurzelbohrer zunehmend Probleme. Hinzu kommt ein einheimischer Mais-Schädling: Das Wildschwein. Erntezeit ist im Oktober und November.

Bedeutung

Im Herbst rücken die Mähdrescher noch einmal aus. Ihr Ziel: die Körnermaisfelder. Warme Witterung ist dann gefragt, denn Kühle und Nässe treiben die Trocknungskosten. Hinter dem Spitzenreiter Weizen ist Mais mit rund 2,515 Millionen Hektar Anbaufläche die zweitwichtigste Kultur in Deutschland. Davon entfallen nach Angaben des Statistischen Bundesamts aus 2011 rund 2,028 Millionen Hektar auf Silomais und 0,487 Millionen Hektar auf Körnermais. Die angebauten Sorten sind häufig identisch. Körnermais wächst erst seit 1960 in einem nennenswerten Umfang (6000 Hektar) auf deutschen Äckern. Die deutsche Ernte wird überwiegend in Kraftfuttermischungen für Tiere eingesetzt und zu Speisestärke für die menschliche Ernährung verarbeitet. Maiskeimöl, das als Salatöl oder Rohstoff für Farben dient, ist ein Nebenprodukt der Stärkeherstellung. Die üblicherweise angebauten Körnermaissorten zählen zu den Zahn- und Hartmaisformen. Gemüsemais wird aus Zuckermais gewonnen. Diesen Sorten fehlt das Gen, das bei zunehmender Reife Zucker in Stärke umwandelt. Auch Popcorn-Freunde können mit Zahn- oder Hartmais nichts anfangen. Sie benötigen Puffmais-Sorten, deren Körner hart und relativ feucht sind und bei Erhitzung explodieren. 

Ansprüche: Mais mag es warm

Die Pflanze stammt ursprünglich aus dem subtropischen Süd- und Mittelamerika und kam mit Columbus nach Europa. Hierzulande muss der Mais sich mit weniger Wärme begnügen. Weniger anspruchsvolle Sorten haben dazu beigetragen, dass die Kultur mittlerweile in nahezu allen Regionen Deutschlands zu finden ist. Die Reifezahlen erleichtern die Sortenwahl: Liegt sie bei 200, ist die Sorte für kühlere Regionen geeignet. Liegt sie über 350, sollte die Sorte nur auf klimatischen Gunststandorten ausgesät werden. Sorten mit höheren Reifezahlen bringen meist auch höhere Erträge. Körnermaisanbau findet besonders in Tallagen in der Südhälfte Deutschlands statt. Auf kalten, staunassen Böden hat Körnermais keine Chance. Wasser benötigt der Mais vor allem während der Blüte im Juli. Ansonsten ist er genügsam. 

Anbau: Hybridsaatgut bevorzugt

Körnermais soll möglichst lange wachsen und reifen. Im April oder Mai - sobald der Boden mindestens acht bis zehn Grad Celsius warm ist - startet die Aussaat. Je früher die Saat, desto höher das Risiko anschließender kalter Witterungsphasen. Unterkühlte Körnermaispflanzen wachsen zum Teil wochenlang nicht mehr weiter, und der Vorteil ist dahin. Die Körner werden in vier bis sechs Zentimetern Tiefe abgelegt. Der Reihenabstand beträgt 75 Zentimeter, in der Reihe schwankt er zwischen 15 und 20 Zentimetern. Die Landwirte verwenden ausschließlich Hybridsaatgut. Im Gegensatz zum herkömmlichen Saatgut befruchten sich Vater- und Mutterlinien während der Züchtung zunächst selbst, bevor sie miteinander gekreuzt werden und durch den Heterosiseffekt für eine Generation, also im Anbaujahr, deutlich höhere Erträge bringen. Der Mais schießt im Hochsommer bis zu drei Meter in die Höhe. Im Juli bilden die männlichen Blütenstände Rispen an der Spitze der Pflanze. Die weiblichen Blütenstände wachsen in der unteren Hälfte des Stängels und bilden nach der Befruchtung Kolben aus. 

Pflanzenschutz: Lücken vorhanden

Mais muss von der Aussaat an geschützt werden. Die Saatgutbeizung schützt vor Auflaufkrankheiten, Vogelfraß und Insekten. Unkräuter können und sollten möglichst früh mit Herbiziden bekämpft werden. Problematischer als Unkraut sind im Verlauf des Sommers einwandernde Schädlinge wie Maiszünsler und der gefürchtete Maiswurzelbohrer. Mit Insektiziden ist ihnen kaum beizukommen, weil die hohen Pflanzen allenfalls noch mit Stelzenschleppern überfahren werden können und weil der Wurzelbohrer sich im Stängel versteckt. Gentechnisch veränderter BT-Mais kann die Schädlinge selbst in Schach halten, ist allerdings derzeit in Deutschland nicht zugelassen. Weil Stelzentraktoren und zugelassene Mittel fehlen, können auch pilzliche Blattkrankheiten wie Helminthosporium-Blattdürre und Maisrost nicht bekämpft werden, eine ernsthafte Erschwernis für die Maisanbauer. Und Wildschweine fühlen sich im Maisfeld "sauwohl". Sie sind vielerorts schon zur Plage geworden und werden deshalb bejagt. 

Düngung

Phosphat erhöht die Kälteresistenz, fördert das Wurzelwachstum und beschleunigt die Jugendentwicklung. Deswegen wird dieser Nährstoff bereits mit der Saat in unmittelbarer Nähe zu den Körnern als Band im Boden abgelegt. Stickstoff ist ebenfalls ein Schlüsselnährstoff. Er kann als Mineraldünger und als organischer Dünger mit Gülle oder Stallmist verabreicht werden. Die Maispflanzen benötigen Stickstoff unter anderem, um kräftige Stängel und große Blätter zu bilden. In den zwei Wochen vor und den vier Wochen nach der Blüte nimmt der Mais rund 70 bis 80 Prozent seines gesamten Bedarfs auf. 

Ernte und Verwertung

Der Erntezeitpunkt richtet sich nach dem Wassergehalt in den Körnern. Der sollte zumindest auf 30, besser auf 25 Prozent abgesunken sein, was meist erst im Oktober oder November der Fall ist. Höhere Wassergehalte erfordern eine kostspielige Trocknung auf weniger als 15 Prozent. Das kann den Anbau unwirtschaftlich machen. Die Ernte mit dem Mähdrescher ist deswegen gerade bei wechselhafter Herbstwitterung ein Wettlauf mit der Zeit. Die Erträge schwanken zwischen sieben und zwölf Tonnen pro Hektar und liegen damit etwas höher als beim Weizen.

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