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Ngo Thi Vi aus Dong Mai, Provinz Bac Ninh, im Norden von Vietnam ... Foto: CropLife International
21.12.2011
Schule & Wissen

Ausbildung steigert Produktivität

Vietnam: In zehn Jahren von chronischer Nahrungsmittelknappheit zum zweitgrößten Reisexporteur der Welt

Die Farm von Ngo Thi Vi im Dorf Dong Mai liegt in der nördlichen Provinz Bac Ninh, einer Nachbarprovinz der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi. Es ist erst zehn Jahre her, da brachten die Felder von Ngo Thi Vi nur einen Ertrag von 120 bis 150 Kilogramm Reis pro Sao – und das auch nur, wenn alles gut lief. Heute erntet sie fast 50 Prozent mehr: zwischen 200 und 220 Kilogramm pro Sao. (Sao: vietnamesisches Flächenmaß, ca. 360 Quadratmeter.)

Die Landnutzungsrechte sind kompliziert in der sozialistischen Volksrepublik Vietnam. Aber einfach ausgedrückt: Man kann sich Landrechte verdienen. Je produktiver die Pflanzen und je höher die Ernten, desto mehr Land darf man pachten. Und desto höher ist dann auch das Familieneinkommen. Wer mehr Landrechte hat, bekommt außerdem leichter Kredite. Ein großer Anreiz also. 

Das war auch bei Ngo Thi Vi so. Seit 1990 ernährte sie mit der Landwirtschaft ihre drei Kinder – mehr schlecht als recht. Im Jahr 2003 hat sie dann mit großer Begeisterung an einem Trainingsprogramm von CropLife Asia teilgenommen und den nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutz erlernt. Seitdem macht sie vieles anders – und das hat einen großen Einfluss auf die Produktivität der Felder und damit auch auf die Lebensqualität ihrer Familie. 

Im Jahr 2003 kamen zwei landwirtschaftliche Fachleute zu ihr auf die Farm und zeigten Ngo Thi Vi verschiedene Aspekte moderner landwirtschaftlicher Produktion. Dazu gehörte die Auswahl der besten Pflanzensorten für ihren landwirtschaftlichen Betrieb, die Vorbereitung von Saat und Saatbett, die Aussaat selbst und schließlich die Auswahl der robustesten Sämlinge für die Umpflanzung. Und nicht zuletzt lernte sie, Pflanzenschutzmittel sicher und effektiv einzusetzen. So kann sie heute die von Insekten, Unkraut oder Krankheiten verursachten Schäden an den Pflanzen minimieren. Das Ergebnis sind höhere Ernteerträge bei besserer Qualität. 

„Vor zehn Jahren haben wir 120 bis 150 Kilogramm Reis pro Sao geerntet. Heute sind es 200 bis 220 Kilogramm!“

Heute erntet die Familie zweimal pro Jahr Reis und baut zudem einige Gemüsekulturen an. Durch ihr Wissen über integrierten Pflanzenschutz und die optimale Anwendung von Pflanzenschutzmitteln hat die Familie die Ernten und damit ihr Einkommen fast verdoppeln können – je nachdem, wie hoch der Preis für Reis ist. 

„Früher haben wir Saatgut für drei oder vier Reisaussaaten zurückgelegt. Seit der Ausbildung kaufen wir neues Reissaatgut für jede Aussaat – das ist viel effektiver!“ 

"Wir wissen jetzt, wie man Pflanzenschutzmittel anwendet. Und wir wissen genau, welches Pflanzenschutzmittel für welches Stadium des Pflanzenwachstums richtig ist. Außerdem verwenden wir jetzt auch Pflanzenschutzmittel beim Anbau von Tomaten, Kohlrabi, Kohl und anderem Gemüse ", sagt Ngo Thi Vi. „Es ist vollkommen anders als früher." 

Vor dem Trainingsprogramm war es für sie und ihren Mann sehr schwierig, ein sicheres Auskommen für sich und die drei Kinder zu erwirtschaften. Sie hatten nicht viel Land und ihre Reisernten waren nicht sehr produktiv. „Wir konnten gutes Saatgut nicht von schlechtem unterscheiden und wussten nicht, welches Saatgut besonders produktiv ist“, erzählt sie. "Früher haben wir Saatgut für drei oder vier Reisaussaaten zurück gelegt. Aber seit der Ausbildung kaufen wir das Saatgut für jede Aussaat neu – das ist viel effektiver!“ 

„Durch das höhere Einkommen ist das Leben jetzt viel einfacher, und wir
müssen nicht mehr so hart arbeiten wie vorher."

Das alles verheißt viel Gutes für die Zukunft der Familie. Das Leben ist nicht mehr so schwierig, wie es einmal war. Die Schädlingsbekämpfung auf den Gemüse- und Reisfeldern ist einfacher geworden. Dadurch haben Ngo Thi Vi und ihr Mann mehr Zeit für die Kinder, die alle die Highschool abgeschlossen haben und zu Hause in der Landwirtschaft mithelfen. „Durch das höhere Einkommen ist das Leben jetzt viel einfacher und wir müssen nicht mehr so hart arbeiten wie vorher", freut sich Ngo Thi Vi. 

Die Geschichte von Ngo Thi Vi und ihrer Familie ist nicht außergewöhnlich in Vietnam. Tatsächlich hat sich das Land seit 2000 von einem Land mit chronischer Nahrungsmittelknappheit zum zweitgrößten Reisexporteur der Welt entwickelt. (Quelle: The World Bank)

Kurz notiert: Vietnam

Vietnam ist ungefähr so groß wie Deutschland und hatte im Juli 2011 über 90 Millionen Einwohner. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt etwa 1.650 km, die Ost-West-Breite bis zu 600 km – aber die schmalste Stelle in Mittelvietnam ist nur 50 km breit. Im Norden und Süden liegen zwei fruchtbare reisliefernde Flussdeltas, in denen Reis angebaut wird – dazwischen als Verbindung ein schmales, karges, Gebiet mit Wäldern und Gebirge. Bis vor wenigen Jahren war Vietnam ein fast ausschließlich von Landwirtschaft geprägtes Land. Auch heute sind dort 65 Prozent der Arbeitskräfte tätig. Das Land ist der weltweit größte Reislieferant und hinter Brasilien der zweitgrößte Kaffeeproduzent.

Hinweis: Dieser Beitrag ist die Übersetzung einer Reportage von CropLife International