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Kamelien lieben helle und kühle Standorte mit hoher Luftfeuchtigkeit. Quelle: Pflanzenschutzamt Berlin
13.01.2009
Haus & Garten

Zimmer- und Gartenpflanzen im Winter nicht vergessen!

Am Ball bleiben lohnt sich – Pflanzenschutzämter beraten bei Problemen

Wie soll man reagieren, wenn die liebevoll gepflegten Zimmer- und Gartenpflanzen plötzlich von Schadinsekten oder Pilzen befallen sind? Welche Art ist es genau und wie geht man am besten gegen sie vor? Was für Laien kaum zu beantworten ist, geht den Profis von den Pflanzenschutzämtern normalerweise leicht von der Hand. Alleine das Pflanzenschutzamt Berlin beantwortet jährlich bis zu 10 000 Anfragen. Auch im Winter stehen die Telefone nicht still, wie Maria Andrae zu berichten weiß.

Frau Andrae, bei Ihnen gehen auch im Winter zahlreiche besorgte Anrufe ein. Wo drückt der Schuh?

Im Winter sind es vorrangig Fragen zu Zimmerpflanzen. Hier spielen aber nicht nur Schädlinge eine Rolle, sondern auch die Pflanzenpflege. Fragen zu Freilandpflanzen sind eher die Ausnahme.

Können Sie uns ein paar „Klassiker“ nennen?

Häufig fragen die Anrufer nach der richtigen Platzierung von Topfpflanzen. Kamelien und Topfazaleen werden im Winter gerne verschenkt, aber ein geeigneter Standort ist selten vorhanden. Ideal ist ein heller und kühler Raum mit recht hoher Luftfeuchtigkeit. Sonst verlieren die Pflanzen ihre Blütenknospen. Unsere Wohnräume sind leider häufig zu warm.

Was empfehlen Sie gegen Schild- und Wollläuse?

Zierpflanzen können mit den zugelassenen Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Im Winterhalbjahr sind Sprays sinnvoll. Wirkstoffe in Granulaten und Zäpfchen müssen hingegen erst über die Wurzel aufgenommen werden und sich in der Pflanze verteilen. Bei dem verringerten Stoffwechsel im Winter dauert das sehr lange. Haben die Läuse allerdings Zitrusgewächse, Lorbeer und Rosmarin befallen, die man in der Küche nutzen will, sollten diese Pflanzen nur mit Wasser abgewaschen werden.

Zimmerpflanzen werden auch häufig von kleinen schwarzen Fliegen befallen.

Hierbei handelt es sich meist um Trauermücken, die im Ruhezustand auf der Topferde sitzen. Sie vermehren sich besonders in feuchten, torfreichen Erden. Allerdings sind sie eher lästig als schädlich. Mit weniger gießen und einer Sandabdeckung der Topferde kann man die Vermehrung stören. Flugfähige Insekten können mit beleimten Gelbstickern gefangen werden.

Machen wir doch noch einen kleinen Abstecher ins Freie. Wann müssen Pflanzen vor Kälte geschützt werden?

In sehr kalten, schneearmen Wintern leiden immergrüne Gewächse wie Koniferen, Rhododendren oder Kirschlorbeer an Trockenschäden, weil sie dem gefrorenen Boden kein Wasser entziehen können. Die Schäden werden meist erst im Frühjahr sichtbar. Strohmatten oder Schattenleinen können das Einwirken von Wind und Sonne begrenzen. In frostfreien Phasen sollte man die Pflanzen gießen.

Kann Kälte auch Schädlinge bekämpfen?

Die meisten einheimischen Insekten sind im Ei- und Puppenstadium sehr widerstandsfähig und können auch Temperaturen bis minus 20 Grad Celsius ertragen. Nacktschnecken ziehen sich bei tiefen Temperaturen in Komposthaufen oder schützende Mulchschichten zurück. Wenn die Eier in oberflächennahen Erdspalten abgelegt werden, können sie in strengen Wintern allerdings erfrieren. Temperaturen unter minus 14 Grad Celsius können für die Sitkafichtenlaus gefährlich werden.

Ab wann sollte man speziell auf die Sitkafichtenlaus achten?

In milden Wintern saugen die Läuse bereits ab Februar an Fichtennadeln, die später braun werden und im Sommer abfallen. Den Befall kann man so prüfen: Man klopft die inneren unteren Zweige über weißem Papier ab. Wenn auf einem A4-Blatt vier und mehr Läuse gelandet sind, lohnt der Einsatz von zugelassenen Pflanzenschutzmitteln. Die Sitkafichtenlaus hat auffällig rote Augen und einen grünen, rund 1,8 Millimeter langen Körper.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Winterschnitt von Obstgehölzen?

Erfahrene Gärtner nutzen frostfreie Januar- und Februartage, um zu dichte Baumkronen auszudünnen und damit das Risiko eines Befalls mit pilzlichen Krankheiten wie Schorf und Monilia zu verringern. Überalterte und bereits sehr stark geschädigte Bäume sind gegebenenfalls zu roden, weil sie bevorzugte Quartiere für weitere Schaderreger sind und als Infektionsquelle auch gesunde Nachbarbäume gefährden.

Maria Andrae und ihre Kolleginnen und Kollegen vom Pflanzenschutzamt Berlin beraten vom 16. bis zum 25. Januar 2009 die Besucher der Internationalen Grünen Woche in allen Fragen rund um den Pflanzenschutz. Sie sind in Halle 3.2 der Messe Berlin (ErlebnisBauernhof) zu finden. Pflanzenschutzdienste gibt es nicht nur in Berlin, sondern für alle Bundesländer.