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Frostspanner-Raupe auf einem Lindenblatt. Foto: Klaus Margraf
25.10.2012
Haus & Garten

Frostspanner-Schmetterlinge werden abends munter

Raupen der Obstbauschädlinge entfalten beträchtliches Schadpotenzial

Von Mitte bis Ende Oktober suchen die Männchen des Kleinen Frostspanners (Operophtera brumata) nach begattungsbereiten Weibchen. In den Abend- und Nachtstunden sind die Schmetterlinge im Lichtschein von Laternen oder Autoscheinwerfern zu beobachten. Ihre Raupen fressen an Knospen, Blättern und Fruchtständen zahlreicher Wirtspflanzen. Zur Bekämpfung gibt es Leimringe und zugelassene Pflanzenschutzmittel.

Der Kleine Frostspanner (Operophtera brumata) zählt zu den Schmetterlingen und hier zur Familie der Spanner (Geometridae). Frostgrade sind nicht Voraussetzung für Schlupf und Flug: Die Paarungszeit, in der abends oft schon Minusgrade herrschen, gab dem Frostspanner wohl den Namen. Seine Raupen schädigen Ziersträucher, Zierbäume, Waldbäume, Obstbäume und Beerenobst. Pfirsich- und Mandelbaum verschmäht der polyphage Schädling. Die Männchen haben gelblichgraue, braun bepuderte Flügel mit dunkleren welligen Querlinien, die eine Spannweite von 22 bis 28 Millimeter haben.

Bis etwa Dezember umschwärmen sie beispielsweise Weißdorn, Eiche, Linde, Rotbuche, Ahorn, Esche, Weide, Apfel, Kirsche, Haselnuss, aber auch Rosen oder Hainbuchen auf der Suche nach den begattungsfähigen, grau gefärbten sechs bis sieben Millimeter langen Weibchen. Diese können mit ihren kurzen Flügelstummeln nicht fliegen, sondern müssen an den Stämmen der Fraßpflanzen ihres Nachwuchses hochklettern. Über 160 Arten stehen auf dessen Speiseplan. Nach der Paarung in der Baumkrone legen die Weibchen etwa je 200 bis 300 Eier einzeln oder in Häufchen ab. Knospen oder Rindenritzen der Äste und Zweige sind beliebte Eiablageplätze, besonders aber Triebspitzen. Die Eier sind oval und etwa einen Millimeter lang. Anfangs sind sie gelblichgrün und später orangefarben. Der Schädling überwintert im Eistadium.

Katzenbuckelige Raupen fressen im Frühjahr das junge Grün

Wenn die Knospen aufbrechen, schlüpfen auch die Raupen. Sie sind anfangs nur einen Millimeter lang und dunkelgrau bis olivgrün gefärbt. Später werden sie hellgrün und tragen drei weißliche seitliche Längsstreifen und eine dunklere Rückenlinie. Sie erreichen eine Länge von zwei bis zweieinhalb Zentimetern und haben neben ihren drei Brustbeinen nur ein Paar Bauchfüße und ein Paar Nachschieber am Hinterleib. Daher kommt die für alle Spannerraupen typische katzenbuckelförmig-spannende Fortbewegung. 

Anfangs fressen die Raupen an den Knospen und zerstören sie mitunter vollständig. Später spinnen sie gelegentlich Blattbüschel lose zusammen, durchlöchern die Blätter, bis nur noch die Blattrippen übrigbleiben, und auch junge Fruchtansätze werden nicht verschont. Die Raupen nagen Löcher in Äpfel und Birnen. Die Fruchtansätze von Kirschen, Pflaumen oder Rosenknospen werden einseitig ausgehöhlt. Nachdem sich die Raupen von April bis Juni/Juli sattgefressen haben, seilen sie sich mit einem Spinnfaden von den Wirtspflanzen ab und spinnen sich am Erdboden in lockere Kokons ein. Nach dem Verpuppen schlüpft meist ab Mitte/Ende Oktober aus den acht bis 25 Zentimeter tief im Boden verweilenden Puppen die neue Faltergeneration. 

Damit die Spanner jetzt auf den Leim gehen

Obstbäume in der Nähe von Waldrändern sind besonders zuwanderungsgefährdet. Leimringe können den Zuzug eindämmen. Sie versperren den flugunfähigen Weibchen des Kleinen Frostspanners den Weg in die Baumkronen. Der Handel bietet fertige Leimringe oder „Bausätze“ von verschiedenen Herstellern an. Man kann sie aber auch aus Papier und Leim selbst herstellen. Dabei eignet sich grünes Papier, weil es Nützlinge weniger anzieht und so unerwünschte Nebenfänge in Grenzen hält. 

Erfolgreicher Einsatz von Leimringen. So geht`s:

  1. Die Leimringe nur an den glatten Stellen des Stammes anbringen. Rinde gegebenenfalls zuvor glätten. Die Barrieren müssen so dicht an der Rinde anliegen, dass die Weibchen nicht darunter durchkriechen können. Auch Baumpfähle oder Baumstützen müssen „beringt“ werden.
  2. Der Leimstreifen soll mindestens zehn Zentimeter breit sein. An Gehölzen mit starken Fraßschäden kann es zweckmäßig sein, zwei Leimringe übereinander anzubringen.
  3. Leimringe regelmäßig kontrollieren. Angewehte Blätter sind willkommene Brücken und daher zu entfernen. Wenn die Fangwirkung nachlässt, sollte man die Leimschicht oder den ganzen Leimring erneuern.
  4. Die Leimringe können bis zum Frühjahr an den Stämmen verbleiben. Oft finden sich unterhalb starke Eiablagen an der Rinde. Die dort geschlüpften Raupen lassen sich mit frischem Leim abfangen. Noch besser ist es, die Leimringe zum Winterende, noch vor dem Raupenschlupf zu entfernen und zu vernichten und den Stamm unterhalb des Leimrings gründlich mit einer Drahtbürste abzubürsten, um die Gelege zu vernichten.

Jungraupen mit zugelassenen Insektiziden bekämpfen

Je nach Gehölzart und Befallsdruck können direkte Behandlungen gegen die Jungraupen erforderlich werden. Die Larven des ersten und zweiten Larvenstadiums lassen sich an einem Spinnfaden herab und mit dem Wind bis zu 50 Meter weit auf benachbarte Pflanzen tragen. Die Befallsstärke des Schädlings schwankt von Jahr zu Jahr erheblich. Die amtlichen Pflanzenschutzdienste geben Warnhinweise zur Befallssituation und beraten, welche Pflanzenschutzmittel für den jeweiligen Einsatzbereich aktuell zugelassenen sind.