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Phytophthora cinnamomi, hier an Heidepflanzen, löste in den 70er Jahren das Eukalyptus-Sterben in Australien aus. Quelle: Bayer CropScience
21.10.2008
Haus & Garten

Ein Fäulepilz schwächt verschiedenste Wirtspflanzen

Neue Arten sind aggressiver und befallen immer mehr Pflanzen

Schäden im zweistelligen Milliardenbereich (US-Dollar) entstehen Jahr für Jahr durch Phytophthora, meldet das Virginia Bioinformatic Instituts VBI in Virginia Tech. Die pilzlichen Erreger der Gattung Phytophthora zählen zu den gefährlichsten Schadorganismen an Pflanzen. Die sogenannten Oomyceten befallen vielerlei Nutz- und Zierpflanzen sowie Gehölze und Bäume. Deshalb arbeiten weltweit Wissenschaftler an neuen Pflanzenschutzstrategien.

Mit Kupferbrühe fing es an

Schon im 19. Jahrhundert entwickelte der Botaniker Alexis Millardet die sogenannte Bordeux-Brühe aus Kalk und Kupfersulfat zum Schutz von Pflanzen vor pilzlichen Krankheitserregern wie zum Beispiel dem falschen Mehltau. Auch heute noch werden Kupferpräparate erfolgreich im ökologischen Landbau eingesetzt: Die giftigen Kupfer-Ionen dringen in die Pilzsporen ein und zerstören diese. Allerdings muss diese Brühe fast wöchentlich und in großen Mengen ausgebracht werden und sie wirkt nur, so lange der Schaderreger noch nicht in die Pflanze eingedrungen ist.

Oomyzide wirken vielfältig

Phytophthora wird den Oomyceten oder Eipilzen zugeordnet und ist kein echter Pilz. Einer der wichtigsten Unterschiede ist der Aufbau der Zellwände: Bei Phytophthora enthalten diese Zellulose anstelle von Chitin. Unterschiede wie dieser sind der Grund dafür, dass Oomyceten nicht mit den sonst üblichen Fungiziden, sondern nur mit speziell entwickelten Oomyziden bekämpft werden können. Moderne Oomyzide wirken auch dann, wenn der Schaderreger schon in die Wirtspflanze eingedrungen ist. Je nach Wirkstoff gelingt dies auf unterschiedliche Art und Weise: Die meisten greifen an verschiedenen Stellen des Stoffwechsels ein und stören die Entwicklung des Schaderregers.

Neue, aggressive Arten breiten sich aus

Obwohl es wirksame Präparate gibt, ist die Schlacht gegen Phytophthora nicht gewonnen. Im Gegenteil: In der vergangenen Dekade haben sich neue, aggressive Arten entwickelt und ausgebreitet. So befällt die Art Phytophthora capsici, ursprünglich eine Krankheit von Chili-Pfefferschoten, mittlerweile Kürbisgewächse, Tomaten, Melonen, Macadamia- und Kakaoschoten. Beim weltweiten Kakaoanbau ist Phytophthora capsici für 44 Prozent der gesamten Verluste verantwortlich.

Der Erreger Phytophthora cinnamomi, der in den 70er Jahren das Eukalyptus-Sterben in Australien auslöste, zerstört seit einigen Jahren Eichen in Amerika und Europa. Die Art Phytophthora ramorum, die in Europa das Phytophthora-Triebsterben verursacht, ist in Kalifornien und Oregon für den plötzlichen Eichentod (Sudden Oak Death) verantwortlich. Ein bis zwei Jahre nach der Infektion sterben die Bäume ab.

Zu den wichtigsten Oomyceten im Ackerbau zählt Phytophthora infestans, der Erreger der Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln. Er zerstörte 1845 und 1846 die Kartoffelernte in Irland und löste eine Hungersnot aus, die eine Million Tote und den Exodus von einer noch größeren Zahl von Iren zur Folge hatte. Experten gehen davon aus, dass sich die jährlichen Verluste durch die Kraut- und Knollenfäule im Kartoffelanbau heute auf drei Milliarden US Dollar belaufen.

1870 entdeckten zwei Wissenschaftler den Erreger Phytophthora cactorum an einem verrottenden Kaktus in der Tschechei. Heute ist der Erreger über die ganze Welt verbreitet und befällt krautige und holzige Pflanzen. Bei Erdbeeren löst er die Lederfäule an Früchten und Wurzelfäule aus. Die Früchte werden braun und ledrig und schmecken bitter. Er befällt auch Apfelbäume und Birken und löst bei Rhododendron die Rhododendronwelke aus.

Phytophtora cryptogea befällt auch Zierpflanzen und Schnittblumen. Im Tomatenanbau hat er seinen Schrecken verloren, weil resistente Unterlagen vor der Fuß- und Wurzelfäule schützen. Tabakanbau ist auf verseuchten Böden unmöglich: Der Erreger befällt zwar nicht die Kultur, kann sie jedoch vergiften: Sein Mycel sondert Giftstoffe ab, die die Tabakpflanzen einfach umfallen lassen.

Phytophtora megasperma löst bei Kohlgewächsen die Wurzelfäule und bei Apfelbäumen die Kragenfäule „Crown rot“ aus. Phytophtora parasitica befällt eine Vielzahl von Pflanzen und führt zu ganz unterschiedlichen Symptomen. Am häufigsten sind Wurzelfäulen und Kronensterben aber auch Früchte und Blätter können befallen werden.