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Es ist wieder Weihnachtsstern-Saison in den Floristik-Geschäften und Supermärkten. Foto: Fotolia
02.12.2015
Haus & Garten

Anspruchsvolle Arbeit für den Fachmann

Die Weihnachtsstern-Produktion in der Gärtnerei

Alle Jahre wieder steht er in der Adventszeit in unseren Gärtnereien, Baumarkt-Gartencentern und Blumenregalen im Supermarkt: der Weihnachtsstern. Euphorbia pulcherrima, so sein lateinischer Name, gibt es heute in vielen leuchtenden Farben von kräftigem Karminrot über zartes Rosa bis hin zu strahlendem Weiß. Blau oder Lila allerdings sind künstlich aufgesprühte Lacke. Doch bis er in unsere Wohnzimmer kommt, muss der Gärtner eine Menge tun, denn die Produktion von Weihnachtssternen ist äußerst anspruchsvoll.

Der Weihnachtsstern wird auch Adventsstern, Christstern oder Poinsettie genannt und ist seit vielen Jahrzehnten eine unserer beliebtesten Zimmerpflanzen in der Winterzeit. Er gehört zu den Wolfsmilchgewächsen und stammt ursprünglich aus Mittel- und Südamerika. In Mexiko ist er sehr verbreitet, kommt aber auch beispielsweise auf den Kanaren häufig wild als bis zu 5 Meter großer Strauch vor.

Hochblätter werden fälschlicherweise als Blüte bezeichnet

Umgangssprachlich werden seine auffälligen und farbenintensiven Hochblätter (Brakteen) auch als Blüten bezeichnet. Die eigentliche Blüte wirkt dagegen relativ unscheinbar und verschwindet fast neben den Brakteen. Damit sich der Weihnachtsstern pünktlich zur Vorweihnachtszeit in voller Farbenpracht entfaltet, muss der Gärtner ihn zuvor mehr als acht Wochen jeden Tag mindestens 12 Stunden im Dunkeln halten. Er ist nämlich eine Kurztagspflanze, die nur dann blüht, wenn sie nicht mehr als 12 Stunden Licht bekommt. Das ist in seiner Heimat in der Nähe des Äquators ganzjährig der Fall, so dass er dort das ganze Jahr blüht.

Lange Nächte, kurze Tage

In unseren Breitengraden müssen die Gärtner dagegen schon ab Anfang Oktober die Tage mit schwarzen Folien künstlich verkürzen, damit die Weihnachtssterne pünktlich zum ersten Advent die farbigen Hochblätter ausbilden. Doch nicht nur das Lichtprogramm, auch die Kulturführung dieser Pflanze braucht Erfahrung: Weihnachtssterne sollten in ein Gewächshaus kommen, in dem alle Unkräuter, Bodendecker und überständigen Pflanzen entfernt worden sind. Dies ist im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes gute fachliche Praxis, damit nur so viel Pflanzenschutzmittel wie notwendig eingesetzt werden.

Kompaktes Wachstum erwünscht

Damit die Weihnachtssterne nicht verbuschen, sondern kompakt im Wuchs bleiben, arbeitet der Gärtner mit Temperatur- und Bewässerungsprogrammen, die so interessante Namen wie Cool-Morning oder Diff-Methode haben oder setzt chemische Wachstumsregulatoren ein. Diese verkürzen die Abstände zwischen den Internodien (der Teil der Sprossachse zwischen zwei Knoten, an dem keine Blätter sind).

Fliegen, Mücken und Pilze unerwünscht

Der Gärtner achtet schon am Anfang darauf, dass an den frischen Weihnachtsstern-Stecklingen keine „Mitbringsel“ wie Weiße Fliegen sichtbar sind. Diese fliegen nämlich häufig im Sommer aus den Gewächshäusern heraus, vermehren sich an Unkräutern wie Löwenzahn oder Brennnessel und kehren dann in den kühleren Frühherbstnächten ab September wieder ins geschützte Gewächshaus zurück. Deshalb lohnt sich auch im Umfeld eine saubere Unkrautbekämpfung.

Eine Unterart der Weißen Fliege, die Gemeine Gewächshausfliege, Trialeurodes vaporariorum, hat als erwachsene Fliege zartweiß durchscheinende Flügel und sitzt vor allem auf den jüngeren Blättern. In ihrem Jugendstadium als wachsweiße Mottenschildlaus entzieht sie dem Weihnachtsstern Nährstoffe und sondert Honigtau ab, der wiederum Schwärzepilzen einen idealen Nährboden bietet. Wenn die Läuse die Weihnachtsstern-Pflanzen großflächig befallen, lassen sich diese nicht mehr verkaufen. Mit gelben Leimtafeln wird der Besatz der Weißen Fliege kontrolliert und wenn nötig mit Nützlingen bekämpft. Dann setzt der Gärtner Insektizide oder die Schlupfwespe Encarsia formosa als parasitierenden Nützling ein. Sie legt die Eier in die Jugendstadien der Weißen Fliege, die dadurch abgetötet werden.

Trauermücken der Art Bradysia paupera haben eine braune oder schwarze Kopfkapsel und durchscheinende Flügel. Man findet sie auf dem Substrat, am Rand der Töpfe, an den Blättern oder in Spinnweben. Sie legen ihre Eier in feuchtes Substrat und höhlen die Stecklinge der Jungpflanzen aus. Gleichzeitiges Pilzwachstum fördert das Auftreten von Trauermücken. Die Topferde, die für die Weihnachtsstern-Produktion vorgesehen ist, sollte deshalb möglichst trocken gelagert werden, damit die Trauermücken nicht mit der Erde gleich importiert werden.

Gegen Trauermücken wirken bestimmte insektenpathogene Nematoden, die einfach mit der Gießkanne ausgebracht werden und die Mückenlarven parasitieren. Ein weiterer Feind der Trauermücken ist die die Raubmilbe Hypoaspis spec. Diese hilft im Gegensatz zu den Nematoden auch gegen die Sumpf- oder Salzfliege Scatophila variegata. Manchmal befallen auch Spinnmilben, Blattläuse oder Thripse die Weihnachtssterne, die dann ebenfalls mit ihren tierischen Gegenspielern oder mit nützlingsschonenden Insektiziden bekämpft werden müssen.

Des Weiteren machen dem Weihnachtsstern auch Pilzkrankheiten wie Wurzelfäule (Pythium sp.), die Stängelgrundfäule (Phytophthora), Grauschimmel (Botrytis cinerea) oder Rhizoctonia solani zu schaffen. Auch hier sind eine feuchte Kulturführung, hohe Luftfeuchte und Blattnässe befallsfördernd. Bei hohem Fall werden gegen den jeweiligen Pilz wirksame Fungizide eingesetzt.

Lange Farbenfreude im grauen Winter

Wenn der Gärtner diese wochenlange Vorarbeit gut erledigt hat, kommen die gut gepflegten und gesunden Weihnachtssterne in den Verkauf. Übrigens: ob ein Weihnachtsstern frisch ist, sieht man an den kleinen gelb-grünen Blüten: Diese sollten noch geschlossen und knospig sein. Wenn der Weihnachtsstern dann noch einen warmen, zuggeschützten Platz in der Wohnung bekommt und nicht zu sehr gewässert wird, dann bringt er seinem Käufer – oder dem Beschenkten – lange Freude.

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