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Honigbiene sammelt Maispollen. Foto: Stephan Härtel / Bioscherheit.de
01.11.2011
Forschung & Technik

Wenn Bienen Bt-Maispollen naschen

Würzburger Wissenschaftler untersuchen den Einfluss von Bt-Mais auf Bienen

Bienen unterscheiden nicht zwischen gentechnisch veränderten und konventionellen Pflanzen, wenn sie Pollen und Nektar sammeln. Bislang konnten Forscher keinen schädigenden Einfluss von Bt-Mais auf gesunde Bienen feststellen. Seit 2008 führt eine Arbeitsgruppe der Universität Würzburg verschiedene Fütterungs- und Feldversuche mit gesunden und erkrankten Bienen durch. Die Ergebnisse werden Ende 2011 erwartet.   

Bt-Mais wehrt sich gegen Schädlinge, aber nicht gegen Bienen

Die in den Mais eingeführten Gene des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) versetzen den so genannten Bt-Mais in die Lage, sich erfolgreich gegen Schädlinge zu wehren. Der Mais produziert drei Bt-Proteine, die zu Rezeptoren (Andockstellen) im Darm seiner wichtigsten Schädlinge passen und diese töten, indem das Eiweiß erst dort von einer ungiftigen Form in eine giftige Variante umgewandelt wird. Es gibt viele verschiedene Bt-Proteine, die jeweils sehr spezifisch gegen bestimmte Insektengruppen wirksam sind. So schützt sich Bt-Mais gegen den Maiszünsler, einen Schmetterling, und den Maiswurzelbohrer, einen Käfer. Bienen besitzen keine Rezeptoren für die Bt-Proteine im Darm. Bisher konnte kein schädigender Einfluss von Bt-Mais auf die Bestäuber festgestellt werden. Zu diesem Ergebnis kamen 2008 auch US-amerikanische Ökologen, die 25 unabhängige Laborstudien nach einheitlichen Kriterien auswerteten.  

Hungrige Arbeiterbienen im Fütterungsexperiment

In einem Experiment der Universität Jena hatten Bienen, die nur mit Bt-Maispollen ernährt wurden, empfindlicher auf eine zufällige Infektion mit dem Darmparasiten Nosema reagiert als Bienen, die konventionelle Maispollen fraßen. Würzburger Wissenschaftler des Lehrstuhls für Tierökologie und Tropenbiologie gehen dieser Beobachtung nun in einem aktuellen Fütterungsexperimenterneut nach.

Sie füttern frisch geschlüpfte Arbeiterinnen vier Wochen lang in einem kleinen Metallkäfig mit Maispollen einer Sorte: Auf dem Speiseplan der einzelnen Gruppen stehen: Bt-Maispollen, Pollen der gleichen Sorte ohne gentechnische Veränderung (isogene Sorte), Mischpollen von anderen Pflanzen, Pollen der isogenen Sorte, die mit einem Insektizid behandelt wurden, oder Zuckerlösung. Nach sechs Tagen wird die Hälfte der Bienen mit dem Parasiten Nosema infiziert. Die Forscher dokumentieren die Lebenserwartung der Bienen in den verschiedenen Fütterungsgruppen. Außerdem werden die Bienendärme entnommen und untersucht, ob Bt-Maispollen bei Nosema-Befall schlechter verdaut wird als bei anderen Pollenvarianten.   

Feldversuche für sichere Erkenntnisse

Auch in Feldversuchen testen die Würzburger Forscher, ob sich Bienenvölker je nach verzehrter Pollensorte in ihrer Entwicklung unterscheiden. Neben dem Bt-Mais und der isogenen Ausgangssorte werden zwei weitere konventionelle Sorten zum Vergleich angebaut. Über ein Feld verteilt stehen Zelte, die während der Maisblüte den Lebensraum für je zwei Bienenvölker begrenzen. Auf einigen Parzellen mit Bt-Mais und der isogenen Sorte werden die Bienen mit Nosema und der Varroamilbe infiziert. Die Anzahl toter Bienen wird täglich erfasst. Die Forscher dokumentieren zudem die Entwicklung der Völker.

Ende 2011 sollen die Versuche abgeschlossen sein. Dann werden die Wissenschaftler berichten können, ob Pollen von gentechnisch verändertem Bt-Mais unerwünschte Wirkungen auf erkrankte beziehungsweise gesunde Honigbienen hat.

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