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"Waran" wird zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ........... Foto: CAD+Modelltechnik Jung
07.08.2012
Forschung & Technik

Weltneuheit: Unbemannter Kleinhubschrauber soll Winzern beim Pflanzenschutz helfen

"Waran" bringt Pflanzenschutzmittel gezielt auch an schwer zugängliche Stellen in Steillagen an der Mosel

Der Roboter Curiosity ist erfolgreich auf dem Mars gelandet. Das Mars-Mobil mit der Größe eines Kleinwagens hat eine Entfernung von 570 Millionen Kilometern hinter sich gebracht und soll mit einer Kamera nach Leben auf dem Roten Planeten suchen.Nur 1,80 Meter lang und 85 Zentimeter hoch der Kleinhubschrauber Waran, der jetzt den Blätterwald auf der Erde heftig aufgewirbelt hat. Das kleine Wunderwerk verspricht zumindest für die Moselwinzer einen unmittelbareren Nutzen als die Fotos vom Mars.

Der 30 Kilogramm leichte Hubschrauber wurde von dem Unternehmen CAD+Modelltechnik Jung entwickelt. In einem 1,1 Millionen teuren Forschungsprojekt soll nun der erste Prototyp entstehen, der in der Lage ist, mit Hilfe eines Autopiloten die Rebzeilen abzufliegen. Der Waran ist mit einem Mini-Spritzgestänge ausgestattet. Er kann tiefer fliegen als die bisher eingesetzten bemannten Hubschrauber und Pflanzenschutzmittel genauer, effizienter und leiser ausbringen. 

Zunächst müssen dreidimensionale Karten erstellt und die Flugbahnen festgelegt werden. Dann ist der Kleinhubschrauber in der Lage, auch Stellen anzufliegen, die bisher nicht erreichbar waren, etwa an Felsvorsprüngen oder in Mulden. Insgesamt reicht der Spritzmittel-Tank für etwa einen halben Hektar Fläche.

"Das ist ein guter Tag für die Zukunft des Steillagenweinbaus an der Mosel", sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Peter Bleser (CDU), bei der Präsentation des Waran in Bernkastel-Kues. Der Hubschrauber könnte ein Baustein sein, um den Steillagenwinzern eine Perspektive zu bieten. Sein Ministerium unterstützt das Forschungsprojekt deshalb mit rund 800.000 Euro. 

Erste praxisrelevante Testflüge des Kleinhubschraubers soll es 2013 geben. Vorher wird das Fluggerät noch weiter entwickelt. Es werden Programme und Karten erstellt. Der Hubschrauber ist in dieser Form weltweit einzigartig. In Japan gibt es zwar gut 2 300 unbemannte Hubschrauber, die über Reisfeldern eingesetzt werden. Diese fliegen aber nicht mit Autopiloten und können auch keine Last von 25 Kilo Pflanzenschutzmittel tragen. 

Das Forschungsprojekt wird vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel koordiniert. Seit Ende 2010 ist dort das Steillagenzentrum angesiedelt, das Forschung, Lehre und Beratung rund um den Weinbau in steilen Lagen unter einem Dach vereint. Hier wurden bereits eine Traubensortier-Maschine für faule und gesunde Trauben und ein Steillagen-Vollernter entwickelt. 

Während bei der Demonstration der Hubschrauber noch mit Joystick vom Boden aus gelenkt wurde, sollen künftige Modelle automatisiert anhand von GPS-Daten fliegen. Dazu gibtes auch eine Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Denn auch die luftrechtlichen Genehmigungen sind recht aufwändig.

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