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Detail eines Pflanzmoduls. Foto: Uni Hohenheim
30.12.2014
Forschung & Technik

Skyfarming – Ertragreiche und sichere Ernten auf vielen Ebenen

Der Landwirt der Zukunft hat hohe Ziele

Wissenschaftler der Universität Hohenheim haben eine Zukunftsvision. Angesichts weltweit knapper werdender Anbauflächen pro Kopf und einer zugleich wachsenden Weltbevölkerung, wollen sie landwirtschaftliche Anbauflächen kurzerhand in die Höhe stapeln. Besonders kühne Pläne sehen Mega-Gebäude von 50 Etagen vor.

Wenn die Visionen der Professoren Folkard Asch und Joachim Sauerborn Wirklichkeit werden, fährt der Landwirt mit dem Aufzug zu seinen Feldern. Diese liegen mitten in der Stadt, so die Idee dieser beiden auf Kulturpflanzen der Tropen und Subtropen sowie auf Agrarökologie spezialisierten Wissenschaftler. In riesigen Türmen geht die Landwirtschaft in die nach oben offene Höhe statt in die begrenzte Breite. So hoffen die Forscher, auch mit ausgeklügelter Technik, die Ackerfläche vervielfachen zu können.

Anbau gleich nebenan

Die Idee zielt vor allem auf weltweit wachsende Ballungsgebiete und Megastädte. Deren Versorgung bringt die Transportwege bereits heute an die Grenzen der Belastbarkeit, und sie verschlingt teure Energie. Statt im Umland auf einer einzigen Ebene, können Getreide, Obst und Gemüse in der Stadt nah am Verbraucher oder Verarbeiter auf vielen Etagen heranwachsen – vorausgesetzt, Investoren lassen sich für die Vorstellungen von Folkard Asch und Joachim Sauerborn gewinnen. Ob es sich wirtschaftlich lohnt, hängt nämlich unter anderem von der Preisentwicklung bei Nahrungsmitteln, der Flächenverfügbarkeit und von den Energiekosten ab. Denn Skyfarming ist deutlich teurer als Flächenbewirtschaftung. Diese kann es laut Asch in einem Artikel von „Agrar heute“ nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen. Und zwar dort, wo wenig Fläche einem großen Bedarf an Nahrungsmitteln gegenübersteht.

Reisanbau rund um die Uhr

In den Hochhaus-Etagen wachsen die Pflanzen unter kontrollierten Bedingungen. Licht, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Nährstoffkonzentrationen im Substrat stellt die High-Tech-Skyfarm präzise auf die Anforderungen der einzelnen Pflanzenarten ein. „Rund um die Uhr wird da beispielsweise hochwertiger Reis produziert“, kommt Folkard Asch auf die internationale Hauptkultur zu sprechen, „und zwar mit einem sicher kalkulierbaren Ertrag“. Weder Dürre noch Kälte oder Überflutungen könnten dem Etagen-Anbau etwas anhaben. Bei den herkömmlichen Produktionsmethoden, ergänzt Joachim Sauerborn, müssen Verluste einkalkuliert werden. Extreme Witterungsbedingungen können die Situation noch verschärfen.

Hochautomatisierte Supergewächshäuser

Wo immer Wissenschaftler besonders ungewöhnliche Ideen entwickeln, stellen sich zahlreiche Fragen zur technischen Umsetzbarkeit. An der Beleuchtung – bislang über LED-Leuchten – sei noch zu arbeiten. Eine weitere Herausforderung stellt die Energieversorgung für hochautomatisierte Supergewächshäuser dar. Der Pflanzenschutz mit Herbiziden und Insektiziden kann in den geschlossenen Räumen zwar auf Sparflamme gefahren werden, doch Pilze, Bakterien und Viren könnten sich in den feucht-warmen Räumen sehr wohlfühlen – mit noch nicht abschätzbaren Folgen. Pflanzenschutz bleibt also auch in der Skyfarm ein Thema.