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Apfel mit Apfelwickler, dem Hauptschädling im Obstbau. Foto: Sabine Asser-Kaiser, DLR Rheinpfalz
27.01.2015
Forschung & Technik

Resistente Apfelwickler trotzen biologischen Pflanzenschutzmitteln

Apfelwickler-Granulosevirus verliert an Wirksamkeit durch genetische Variation

Was hört auf den unaussprechlichen Namen CpGV und wirkt gegen den Apfelwickler? Antwort: Das Apfelwickler-Granulosevirus. Das Viruspräparat wurde bisher im biologischen Pflanzenschutz gegen die gefräßigen Larven des Apfelwickler-Schmetterlings eingesetzt, damit diese im Erwerbsobstbau keinen Schaden mehr anrichten können. Doch dann holten die Schmetterlingslarven zum Gegenschlag aus und wurden zunehmend immun gegen das nützliche Virus.

Im biologischen Pflanzenschutz werden natürlich vorkommende Insektenviren zur Bekämpfung verschiedener Schadinsekten eingesetzt. Die Mittel gelten als sicher und umweltfreundlich, so auch das weltweit bedeutendste Präparat gegen den Apfelwickler, das Apfelwickler-Granulovirus (CpGV). Es tötet junge Larven des Schadschmetterlings, bevor sich diese in den Apfel einbohren können. Die Viren werden auf die Blätter gesprüht, gelangen über die Nahrung der Larven der Wirtsinsekten in deren Darm, vermehren sich hier und töten das Insekt ab. CpGV-Präparate sind nützlingsschonend und befallen ausschließlich den Apfelwickler. Sie dürfen auch im ökologischen Obstbau eingesetzt werden. Doch seit 2005 häuften sich die Meldungen, in denen das biologische Pflanzenschutzmittel nicht mehr wirkte.

Apfelwickler-Larven im Apfel unerwünscht

Was war geschehen? Eine natürliche genetische Variation im Insektenvirus machte es dem schädlichen Apfelwickler einfacher, Resistenzen auszubilden. Der Virus konnte den Larven nicht mehr schaden, unappetitliche Maden in den Äpfeln waren die Folge. Wie die Resistenz entstand, blieb zunächst unklar. Die Forscher um Professor Johannes Jehle am Julius Kühn-Institut (JKI) und am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz fanden zunächst neue Virus-Stämme, die auch gegen resistent gewordene Apfelwickler wirken. Einige dieser resistenzbrechenden Viren werden mittlerweile ebenfalls erfolgreich im Obstbau eingesetzt.

Genetische Veränderung machte Resistenz erst möglich

Vergleichende genetische Analysen zeigten dann, dass sich der teilweise unwirksam gewordene Virusstamm genetisch verändert hatte. Demnach liegt im Virus selbst die Ursache dafür, dass die Insekten eine Resistenz gegen das bewährte Biomittel entwickeln konnten.

Langjährige Dokumentation in ganz Europa

Seit 2005 wurden in Europa in rund 40 Apfelplantagen Apfelwickler-Larven dokumentiert, die gegen das Apfelwickler-Granulovirus CpGV resistent geworden waren. Die resistenten Apfelwickler zeigten eine bis zu 100 000-fach geringere Empfindlichkeit. Dies war der erste Fall einer Resistenz von Insekten gegenüber einem biologischen Pflanzenschutzmittel, das auf Viren basiert.

Neue CpGV-Stämme verhindern weitere Resistenzausbreitung

Die gemeinsamen Forschungsarbeiten des JKI, des DLR-Rheinpfalz und der Herstellerfirmen führten zur Entwicklung neuer Präparate mit anderen wirksamen CpGV-Stämmen. Diese neuen Präparate sind mittlerweile zugelassen und bekämpfen Apfelwickler erfolgreich. „Auch wenn unser erstes Interesse dem Auffinden neuer wirksamer Viren galt, wollten wir doch die Ursache für die äußerst ungewöhnliche Resistenz aufklären. Immerhin sind Mittel zur Bekämpfung des Apfelwicklers in 34 Ländern weltweit registriert. Die Praxis ist über unsere Ergebnisse sicher erfreut. So bleibt auch dem ökologischen Apfelanbau ein wichtiges biologisches Mittel gegen den Apfelwickler erhalten“, zieht Jehle sein Fazit.

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