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Reis kommt in mehr als 120.000 verschiedenen Sorten vor und ist einer der wichtigsten Nahrungspflanzen weltweit. Foto: Rainer Sutrm/Pixelio
26.01.2016
Forschung & Technik

Kultivierungsgeschichte von Reis weiter strittig

Ein-Kultivierungstheorie als weiteres Modell der Reisherkunft

Wie aus Wildreis eine der wichtigsten Nahrungspflanzen der Erde wurde, ist unter Wissenschaftlern nach wie vor strittig. Eine aktuelle Studie sorgt für neuen Diskussionsstoff. Die Herkunft ist auch für die heutige Reiszüchtung wichtig. Um resistentere und ertragreichere Reissorten auf den Markt zu bringen, müssen die Züchter nämlich den Ursprung der Domestikationsgene kennen. Denn in den Herkunftsregionen existiert auch die größte genetische Vielfalt, die die Basis für jede Züchtung ist.

Reis ist eine der wichtigsten Nahrungspflanzen weltweit. Derzeit gibt es über 120 000 verschiedene Sorten. Anhand von archäologischen und genetischen Daten versuchen Forscher auf der ganzen Welt die Kultivierungsgeschichte des Reises zu entschlüsseln. Unstrittig ist, dass am Anfang der Wildreis, Oryza rufipogon, stand. Archäologische Funde aus China belegen, dass Wildreiskörner schon vor 8200 bis 13 500 Jahren im Jangtse-Tal gesammelt und gegessen wurden. Diese Jahreszahlen werden auch durch genetische Berechnungen nach der „molekularen“ Uhr gestützt, der Anhäufung von Mutationen über die Zeit im Reisgenom. Aus dem Wildreis entwickelten sich schließlich die zwei Hauptunterarten des heutigen Reises, der Rundkornreis Oryza sativa japonica und Oryza sativa indica, der auch als Langkornreis oder Basmatireis bezeichnet wird. Ob die Entstehung der Unterarten unabhängig voneinander stattfand, wird in Forscherkreisen derzeit kontrovers diskutiert. Umstritten ist, ob landwirtschaftliche und kulturelle Vorteile möglicherweise von einer Region auf andere Gebiete übertragen worden sind, oder ob sie sich unabhängig voneinander entwickelt haben.

Ein-Kultivierungstheorie belebt die Diskussion

Neben den zwei bisherigen Entstehungstheorien des kultivierten Reises regt nun eine dritte die Diskussion zusätzlich an. Die Vertreter der „Ein-Kultivierungstheorie“ gehen davon aus, dass die Unterart indica aus einer Kreuzung von japonica und wilden Reisarten resultierte, als sich die Kultivierung des Reises über Asien ausbreitete. Forscher, die von zwei unterschiedlichen Kultivierungsvorgängen ausgehen, sind jedoch davon überzeugt, dass indica unabhängig von japonica in einem Gebiet, welches das heutige Indien und Indochina umspannt, kultiviert wurde.

Die Vertreter der „Ein-Kultivierungstheorie“ sind der Meinung, dass die Kultivierungs-Sweeps aller in Asien kultivierter Reisarten sehr ähnlich und auf eine einzelne Gruppe wilder Vorfahren im südlichen China zurückführbar seien. Eine aktuelle Studie kommt aber zu einem ganz anderen Ergebnis: Die genetischen Daten würden zeigen, dass landwirtschaftlich vorteilhafte Gene in vielen Wildreisarten weit verstreut über Asien vorkamen. Bauern aus drei nicht miteinander verbundenen Regionen hätten alle unabhängig voneinander diejenigen Reispflanzen zum weiteren Anbau ausgewählt, die ihnen landwirtschaftlich besonders vorteilhaft erschienen. Daraus resultierten ähnliche Kultivierungsdurchläufe, die zu drei verschiedenen Reisunterarten führten: indica, japonica und aus. Das wollen die Vertreter der „Ein-Kultivierungstheorie“ nicht akzeptieren und haben bereits eine Gegendarstellung angekündigt. Die Herkunft des Reises bleibt also weiterhin eine spannende Herausforderung für die Wissenschaft.

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