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Aus 1,5 Kilogramm Hülsen kann man etwa 500 Gramm Kerne auslösen. Foto: istock
28.06.2018
Schule & Wissen

Ach du dicke Bohne!

Dicke Bohnen waren mal dünn

Saubohne, Pferdebohne, Puffbohne oder Ackerbohne – für ein Gemüse sind das wenig schmeichelhafte Namen. Deshalb nennen wir die Bohne, die eigentlich eine Wicke ist, nachfolgend entsprechend ihrer gebräuchlichsten Bezeichnung Dicke Bohne. Das Gemüse besticht zwar durch seine inneren Werte, aber der Anbau geht zurück.

Wissenswert

Dicke Bohnen haben eine bewegte Vergangenheit. Sie tauchten bereits in Ausgrabungen einer etwa auf 6500 v. Chr. datierten Steinzeitsiedlung in der Nähe von Nazareth (Israel) auf. Allerdings waren die Samenkerne damals wesentlich kleiner als die der heutigen Sorten, die ihrem Namen alle Ehre machen. Im antiken Rom war das Gemüse weit verbreitet und galt als Arme-Leute-Essen. Dann gelangte die Dicke Bohne nach Mitteleuropa. Besonders rund um die Nordsee war sie stark verbreitet. Im Mittelalter gab es die ersten Sorten mit dicken Körnern. Der Anbauboom endete im 17. Jahrhundert. Gartenbohne (beziehungsweise Busch- und Stangenbohne) und Feuerbohne sowie die Kartoffel verdrängten die Kultur vom Speiseplan, die fortan überwiegend als Viehfutter angebaut wurde.

Im Gegensatz zur Gartenbohne hat die Dicke Bohne eine feste, haarige Hülle, die ungenießbar ist. Darin befinden sich weißlich bis grünliche Samenkerne, die vor der Zubereitung aus den Hülsen ausgelöst werden müssen. Die Kerne sind von einer dünnen Schale umgeben, die bei jungen Bohnen zart ist, von Feinschmeckern aber noch abgepult wird. Für 500 Gramm Kerne müssen 1,5 Kilogramm Hülsen eingekauft werden. 100 Gramm haben nur etwa 65 kcal, dafür aber viele Proteine (25 bis 30 Prozent) und Ballaststoffe sowie Kalium, Calcium und Magnesium. Anders als Gartenbohnen enthalten Dicke Bohnen nur kleine Phasinmengen, sodass sie roh verzehrt ungiftig sind.

In unserer Küche ist die Bohne noch nicht ganz verschwunden. Deftige Gerichte wie zum Beispiel Dicke Bohnen mit Zwiebeln und Speck sind in Nordrhein-Westfalen ein echter Klassiker. Die Thüringer Landeshauptstadt Erfurt ist eine richtige Hochburg. Das günstige Klima und die fruchtbaren Böden lassen dort besonders dicke („ausgepuffte“) Kerne wachsen. So entstand der Name „Puffbohne“ und die Dicke Bohne ist zum Erfurter Stadtmaskottchen geworden.

Herkunft und Ansprüche

Die Ursprünge der Dicken Bohne (Vicia faba) werden in Zentral-und Südwestasien sowie im Mittelmeerraum vermutet. Dicke Bohnen reagieren mit sehr schlechten Erträgen, wenn zur Blüte das Wasser fehlt.

Anbau

Dicke Bohnen sind bis minus 5 Grad Celsius frostunempfindlich und können bereits im Spätwinter (Februar) etwa 6 bis 10 Zentimeter tief ausgesät werden. Sie keimen bei 2 bis 3 Grad Celsius Bodentemperatur. Je nach Verwendungszweck, also Viehfutter oder Gemüse, verwenden die Anbauer spezielle Sorten.

Pflanzenschutz und Düngung

Die Kultur eignet sich gut für die mechanische Unkrautbekämpfung mit einem Striegel. Botrytis (Schokoladenkrankheit) und Bohnenrost gilt es im Griff zu behalten. Dafür gibt es spezielle Fungizide. Ebenso können Bohnenblattläuse erhebliche Ernteverluste verursachen, wenn sie nicht rechtzeitig bekämpft werden. Dicke Bohnen sind dankbar für eine gut Phosphor-, Kalium- und Magnesiumversorgung. Sie benötigen aber keine stickstoffhaltigen Dünger, weil das die an den Wurzeln sitzenden stickstoffsammelnden Knöllchenbakterien übernehmen.

Ernte und Lagerung

Bei früher Saat können die Körner bereits im Juni, andernfalls im Juli oder August gewonnen werden. Landwirte ernten Ackerbohnen bei geringen Kornfeuchten von 15 bis 17 Prozent mit dem Mähdrescher. Gemüsesorten werden feuchter geerntet und halten sich ein paar Tage im Kühlschrank. Sind die Körner ausgelöst, sollten sie am gleichen Tag verarbeitet werden.

Zahlen

Die Hauptproduzenten sind Italien, Spanien und Frankreich. Der Anbau Dicker Bohnen in Deutschland ist rückläufig. Im Jahr 2000 lag er bei 705 Hektar, 2015 waren es noch 452 Hektar. Im Vergleich dazu wurden Ackerbohnen 2014 auf 21 000 Hektar (Zahlen: Statistisches Bundesamt) mit einem Ertrag zwischen 2 bis 6 Tonnen pro Hektar in Deutschland erzeugt.

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